Das Geheimnis des Templers - Episode I: Ein heiliger Schwur (German Edition)
verbliebenen Männer verfolgen zu lassen. Sollten sie getrost kundtun, dass es in dieser Gegend zu gefährlich war, einen Angriff zu wagen. Von Margarethas Söldnern hatte es Gott sei Dank niemanden tödlich erwischt. Allerdings gab es vier Gefolgsleute, die ebenfalls so schwer verletzt waren, dass sie nicht darum herumkommen würden, Mathildes Dienste in Anspruch zu nehmen.
Gero war hundeelend zumute, als er endlich vor Roland im Sattel saß und sie gemeinsam den Weg zurück nach Waldenstein antraten. Er wusste nicht, ob der große Blutverlust Schuld daran trug, dass ihm andauernd schwindlig wurde, oder das Starkbier, das Roland ihm während des Ritts unentwegt einflößte.
„Am meisten tut es mir um das Pferd leid“, murmelte er und hielt sich die Seite.
„Scheiß auf das Pferd“, brummte Roland und überprüfte beiläufig, ob die provisorische Kompresse aus Halstüchern und zerrissenen Umhängen, die Geros Wunde verschlossen halten sollten, noch an der richtigen Stelle saß. „Dir ist hoffentlich klar, dass es weitaus schlimmer hätte kommen können. Das Wichtige ist, dass du lebst und keinen Wundbrand bekommst.“
Gero gab keinen Laut von sich, als sie nach einer gefühlten Ewigkeit die Festung erreichten.
Richtig schlimm wurde es jedoch, als er im Burghof unvermittelt den Wagen seiner Mutter entdeckte.
Was für ein unglücklicher Zufall, dass sie sich ausgerechnet jetzt aufgemacht hatte, ihre ältere Schwester zu besuchen! Wenigstens war sie so vernünftig gewesen, sich von einer Eskorte begleiten zu lassen, was Gero an den im Hof stehenden vier Pferden ausmachen konnte, die alle die Wappendecken der Breydenbacher trugen. Nicht auszudenken, wenn seine Mutter und ihre Kammerfrauen Brunold von Esch in die Hände gefallen wären.
Roland stieß beim Anblick des Wagens einen deftigen Fluch aus. „Verdammt. Das ist ja wie verhext“, knurrte er. „Als ob es nicht ausreichen würde, dass ich mir von Margaretha die Wacht ansagen lassen muss. Ausgerechnet jetzt taucht auch noch deine Mutter hier auf.“
Zu allem Überfluss tat eine Magd einen Schrei, als sie die völlig erschöpften Krieger auf den Burghof einziehen sah.
Im Nu war das ganze Gesinde in Aufregung. Knechte und Mägde strömten herbei und sorgten für heiße Getränke und Decken. Die Knappen nahmen den Männern die Pferde ab, und Gero wurde als Erster von Mathilde ins Haus geführt. Dutzende Mägde liefen herbei und schnatterten um ihn herum wie eine Horde Enten. Nur die Gräfin und ihr Besuch ließen gnädigerweise noch auf sich warten.
„Ich will nicht, dass meine Mutter mich so sieht“, stieß Gero hastig hervor, als Mathilde andeutete, dass man sie unverzüglich rufen werde. Nichts fürchtete er mehr als das öffentlich zur Schau gestellte Mitleid von Mutter und Tante.
„Das wird kaum möglich sein“, erwiderte die Schneiderin, die ihr schwindendes, blondes Haar wie üblich unter einer blütenweißen Haube verbarg. „Aber wir können versuchen, dich rasch so weit herzurichten, dass es nicht mehr ganz so furchtbar aussieht. Außerdem bist du nicht der Einzige, den es trifft.“ Ihr Blick fiel auf die Männer hinter ihm, die ebenfalls leise stöhnend auf eine schnelle Behandlung warteten.
Ihre roten Wangen leuchteten vor Aufregung, während sie ihn eilig in die Waschkammer zog, wo bereits Ines, die auf Waldenstein als Kräutermagd und Hebamme fungierte, die Verwundeten erwartete und sie auf verschiedene Kammern verteilte.
Heißes Wasser, sauberes Leinen, Alaun und Lebermoos waren die Mittel der Wahl. Dankbar legte sich Gero der Länge nach auf die ihm zugewiesene Pritsche. Mit Macht kehrten nun die Schmerzen zurück, und die Wunde pochte hart wie ein Schmiedehammer, als Ines ihm aus den Kleidern half und Rolands provisorischen Verband entfernte. Dabei ging sie rasch und sorgfältig vor und ohne sich vor dem klaffenden Schnitt zu ekeln. Sie wusch ihm das Blut mit einem kalten Lappen ab und legte saubere Leinenkompressen mit Alaun und Lebermoos darauf, um weitere Blutungen zu stillen. Anschließend bedeckte sie seinen nackten Leib mit einer Pelzdecke. Eine Magd brachte derweil frische Kleidung und Handtücher herbei und noch mehr Verbandstoff, damit Ines ihm nach dem Nähen die Wunde verbinden konnte.
Plötzlich klopfte es an der Tür, und wie befürchtet trat seine Tante ein, gefolgt von seiner Mutter, die einen Schrei ausstieß.
„Heilige Mutter Gottes“, stöhnte die Gräfin. „Wie konnte das denn geschehen?“
Gero
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