Das Geheimnis des Templers - Episode I: Ein heiliger Schwur (German Edition)
habe noch nicht mit Mutter darüber gesprochen“, bekannte sie zaghaft. „Aber kann es sein, dass du mit deinem Samen ein Kind in meinem Leib gepflanzt hast?“
Gero hielt schlagartig inne, sie zu streicheln, und starrte mit unvermittelter Sorge in ihre braunen Augen, dabei zog er die Hand unter dem gerafften Rock hervor, als ob er sich verbrannt hätte.
„Bist du sicher?“, fragte er.
„Natürlich bin ich mir sicher“, erwiderte sie beinahe beleidigt. „Ich weiß doch, wie es ist, wenn ich blute. Und das tue ich nun schon seit einer ganzen Weile nicht mehr. Aber ich habe keine Ahnung, wie man sich fühlt, wenn man ein Kind empfangen hat“, fuhr sie sichtlich beunruhigt fort. „Und ich wollte auch niemanden fragen, bevor ich es dir nicht gesagt habe.“
Auf einmal sah er Lissy mit ganz anderen Augen. Sie war nicht mehr das unbedarfte Mädchen, das er liebte. Sie war über Nacht zur Frau geworden.
„O Lissy“, stieß er fassungslos hervor. „Nichts würde ich mir mehr wünschen, als mit dir ein Kind zu zeugen.“ Er kratzte sich vor Aufregung den Kopf. „Ich habe mit Tante Margaretha gesprochen, und sie meint …“
„Du hast ihr gesagt, was zwischen uns ist?“, rief Lissy. Ihre Augen weiteten sich vor Panik. „Wie kommst du dazu, so etwas zu tun? Was ist, wenn sie mit Mutter spricht?“
Gero richtete sich auf. Und obwohl es sich anfühlte, als ob in seiner Wunde ein Feuer ausbrechen würde, packte er sie am Arm und sah ihr fest in die Augen.
„Tante Margaretha ist die Einzige, die uns eine gemeinsame Zukunft sichern kann“, beschwichtigte er sie. „Ich habe mit ihr geredet. Nach dem Ritterschlag will sie mich an Sohnes statt annehmen und mich als Erben von Burg Waldenstein einsetzen. Nur dann kann ich dich heiraten.“
„Das hat sie gesagt?“ Lissy schaute ihn ungläubig an.
„Nein, das hat sie nicht gesagt“, korrigierte er sich. „Sie hat lediglich gesagt, dass ich die Burg bekomme und heiraten kann, wen ich will.“
„Aber nicht mich“, fügte sie zweifelnd hinzu.
„Wenn ich erst Burgherr und zum Grafen ernannt worden bin“, erklärte er mit düsterer Miene, „werde ich niemanden mehr fragen, wen ich zur Frau nehmen darf. Selbst wenn es die Tochter des Teufels wäre.“
„Danke für den Vergleich“, entgegnete Lissy. „Und, dass du dann exkommuniziert würdest, wäre dir egal?“
„Es wäre mir so gleichgültig wie die Ansichten meines Vaters.“
„Aber bis dahin wäre ich längst im Kloster“, gab sie zu bedenken. „Sobald man aus dir einen Ritter macht, soll ich den Schleier nehmen. Wenn ich erst das Gelübde abgelegt habe, kann ich nicht mehr zurück.“
„Wenn du wirklich guter Hoffnung bist, können wir beide nicht zurück“, erklärte Gero lakonisch.
„Was wirst du tun, wenn es so ist?“, fragte sie leise. „Wirst du mich verstoßen? Denn das wird unser Vater ganz sicher tun, wenn er erfährt, dass ich deine Leibesfrucht trage.“
„Bist du von Sinnen?“ Derb zog er sie an sich und drückte sie ungeachtet seiner Schmerzen so fest, dass sie nach Atem rang.
„Wenn es so sein sollte, stehe ich zu dir und unserem Kind, ganz gleich, was unsere Eltern dazu sagen. Ich werde nicht zulassen, dass man dir allein die Schuld dafür gibt.“
„Aber du wirst es hassen“, erwiderte sie ängstlich.
„Was?“, fragte er verwirrt.
„Das Kind“, sagte sie leise. „Du wirst es hassen, weil es deine Pläne durchkreuzt und dich bei unseren Eltern in Missachtung bringt.“
Nun musste Gero doch herzlich lachen, was er jedoch schleunigst einstellte, weil es die Naht an seiner rechten Rippe zu zerreißen drohte.
„Was ist daran so lustig?“, fragte Lissy verständnislos.
„Ich lache, weil du eine Närrin bist“, erklärte er. „Mein einziger Plan ist, dich zur Frau zu nehmen und mit dir Dutzende Kinder zu haben, also warum in aller Welt sollte ich dieses erste Kind hassen?“ Er küsste sie zärtlich auf den Mund.
Als er von ihr abließ, stieß sie einen Seufzer aus, und er sah, dass sich ihre schönen braunen Augen mit Tränen füllten.
„Du hast recht“, bekannte er heiser. „Es wäre ein bisschen zu früh, wenn du schon jetzt guter Hoffnung bist. Aber wir kriegen das hin. Ich würde dich nur bitten, deinen Zustand so lange wie möglich geheimzuhalten. Ich werde derweil versuchen, meine Schwertleite ein oder zwei Monate früher als geplant zu erhalten. Unser alter Herr darf keinesfalls von unserem Geheimnis erfahren, bevor er mir den Ritterschlag
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