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Das Geheimnis des Templers - Episode II: Im Namen Gottes (German Edition)

Das Geheimnis des Templers - Episode II: Im Namen Gottes (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des Templers - Episode II: Im Namen Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Antonius verlangte Einlass. Ines nickte Petronia zu. „Du musst ihn reinlassen, damit er Mutter und Kind wenigstens die Letzte Ölung erteilt.“
    Gero packte Petronia hart am Arm, bevor sie die Tür öffnen konnte. „Zur Hölle, bedeutet das, es ist vorbei?“
    „Eure Frau ist nicht zu retten“, bekräftigte Ines händeringend und trat auf ihn zu. „Gebt mir die Erlaubnis, Eurem Weib den Schwamm auf die Nase zu drücken, damit sie wenigstens ein gnädiges Ende findet.“ Sie streckte die Hand aus. „Bruder Antonius würde uns ein solches Vorgehen verbieten. Wir müssen es tun, bevor er hinzukommt.“
    Gero nickte mechanisch, ohne nachzudenken. Dabei fühlte er sich, als ob der Teufel höchstselbst in ihn gefahren wäre und ihm finstere Befehle erteilte.
    „Die Wunde musst du später noch nähen“, befahl die Hebamme Mathilde und bedeckte Lissys leblosen Leib mit einer noch sauberen Decke. „Wenn es niemand bemerkt. Außer uns darf keiner wissen, dass wir sie aufgeschnitten haben.“
    Wenig später betrat der Kaplan die Kammer. Als er die blutigen Laken erblickte, drehte er sich hastig um und übergab sich geräuschvoll im Gang.
    Gero beobachtete wie in Trance, wie Ines dem frommen Bruder half, sich aufzurichten. Dann führte sie ihn an das Bett der Kranken, die Gero noch immer in seinen Armen hielt, in der aberwitzigen Hoffnung, dass er allein durch die Kraft seiner Liebe sie noch retten könnte.
    Als Antonius sich mit gesenkten Lidern nach ihrem Zustand erkundigte, nahm Ines Gero das Wort ab und behauptete, Elisabeth sei von einer todbringenden Ohnmacht ergriffen ebenso wie der Säugling, den Petronia ihm sauber gewaschen entgegenhielt.
    Wortlos legte sie das Kind in Lissys erschlaffte Arme, so dass Gero nichts anderes übrigblieb, als Mutter und Kind gemeinsam zu halten. Vollkommen gefangen im Schock, betrachtete er das leblose Köpfchen des Kindes. Sein Haar war schwarz und erstaunlich lang, die Augenlider waren halb geöffnet. Die Nase winzig, die Lippen zum Schmollmund geschürzt, sah es aus wie seine Mutter. Während der Kaplan seinen Dienst versah und der Mutter die Letzte Ölung erteilte, schaute er auf.
    „Wie soll das Kind denn heißen?“, fragte er.
    „Heißen?“, fragte Gero wie durch einen Nebel.
    „Der Name des Kindes“, wiederholte der Kaplan. „Damit ich es taufen kann.“
    „Hannah“, entfuhr es Gero leise. „So wie seine Mutter ursprünglich geheißen hat.“
    „Johanna“, verbesserte ihn der Kaplan. „Hannah ist jüdisch.“
    Gero ersparte sich eine Antwort und beobachtete stumm, wie der Bruder Antonius das tote Mädchen auf den Namen Johanna taufte.
    Danach lag Geros Blick auf dem friedlichen Antlitz der beiden Toten. Beide sind so schön wie zwei Engel, dachte er voll Trauer, jedoch mit gebrochenen Flügeln.
    Harko, der sich seinen Weg in das Zimmer zurückerobert hatte, sprang unvermittelt zu ihm aufs Bett, nachdem sich der Kaplan mit diversen Beileidsbekundigungen zurückgezogen hatte. Gero, gelähmt vor Entsetzen, war nicht fähig, dem Tier Einhalt zu gebieten. Es beschnupperte erst Lissy und dann das Kind, danach schaute es Gero mit seinen neugierigen schwarzen Augen fragend an. Als Gero nicht antwortete, schleckte das Hündchen winselnd über Lissys lebloses Antlitz. Doch sein Frauchen rührte sich nicht, und Harko schien zu begreifen, dass hier soeben etwas unfassbar Schreckliches geschehen war. Schließlich setzte er sich aufrecht vor die beiden Toten, hob die Schnauze gen Himmel und begann herzzerreißend zu jaulen.
    Gero erwachte aus seiner Erstarrung. Er brach über Lissy, dem Kind und dem kleinen Hund zusammen. Und dann weinte er, wie er noch nie in seinem Leben geweint hatte.
    »Das Geheimnis des Templers« wird fortgesetzt mit Episode III - »Die Templer«

Personenregister
    Gero (Gerard) von Breydenbach – (geb. 25. März 1280 im Hessischen) zweitgeborener Sohn des Richard von Breydenbach
    Elisabeth/Lissy von Breydenbach (Hannah) – ( geb. um 1284 in Akko/Heiliges Land) Geros nichtleibliche Schwester, von den Eltern an Kindes statt angenommen
    Jutta von Breydenbach – Edelfreie und Geros Mutter
    Richard von Breydenbach – Edelfreier und Herr von der Breidenburg und Geros Vater
    Eberhard von Breydenbach – Geros vier Jahre älterer Bruder
    Graf Gerhard von Lichtenberg zu Waldenstein – Geros Onkel und Schwager der Mutter, Kampfgefährte seines Vaters, im Jahr 1291 in Akko gefallen
    Gräfin Margaretha von Lichtenberg zu Waldenstein – Schwester von Jutta

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