Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)
zurückkehren wird.“
Gero glaubte, die Stimme von Warda zu erkennen. Aber wer war der andere, mit dem sie ein so ungeheuerliches Gespräch führte?
„Ich frage mich ernsthaft, wer dir diesen Blödsinn erzählt hat.“
Gero erkannte Hugo d’Empures an der dunklen, verächtlich klingenden Stimme. Er wollte schon losstürmen, um Warda von diesem Übel zu erlösen, doch dann hielt er inne, weil sie unbeirrt fortfuhr.
„Mein Vater hat als Templer in Akko gekämpft und dort Dinge gesehen, die normalerweise nur Eingeweihte des Ordens erfahren. Meine Mutter erzählte mir, er habe ihr lange vor seinem Tode Begebenheiten anvertraut, die er nicht wissen konnte, die sich jedoch später bewahrheitet haben. Zum Beispiel, dass die Mongolen nicht kommen werden, um den Christen zu helfen. Was ja bisher der Wahrheit entspricht. Auch sagte er, kein einziger Herrscher würde sich mehr bereit erklären, einen weiteren Kreuzzug zu finanzieren.“
„Das kann jeder orakeln, dazu muss man kein Mystiker sein. Dein Vater war nichts weiter als ein Schwätzer“, schimpfte Hugo. „Und du hast diese Gabe zweifelsfrei von ihm geerbt.“
„Und selbst wenn ich dich nicht überzeugen kann. Vielleicht solltest du wissen, dass diese Insel schon bald von einem katalanischen Templer an die Mameluken verraten wird. Also falls du vorhaben solltest, deine Brüder ans Messer zu liefern, mein Vater hätte es vorausgesagt.“
„Schweig!“, schleuderte Hugo ihr mit hasserfüllter Stimme entgegen.
„Wenn du noch einmal so etwas sagst, werde ich dich an den Orden verraten. Wenn herauskommt, dass du in der Taverne der Engel deine Vorzüge feilgeboten hast, werden sie dich augenblicklich nach Zypern in die königlichen Kerker schicken.“
„Dann müsstest du dir die Frage gefallen lassen, warum du mich nicht früher verraten hast.“
„Ich habe dich jetzt erst erkannt“, antwortete er scheinheilig und deutete mit dem Finger auf sie. „Seht, das ist eine der Huren, wie kommt es, dass sie überhaupt noch frei herumläuft?“
„Das würdest du nicht tun?“ Wardas Stimmer klang ziemlich nervös.
„Doch, das würde ich, und nun bück dich endlich für mich, sonst werde ich ungemütlich!“
Gero wollte nicht länger abwarten und zückte sein Schwert. Er traute Hugo durchaus zu, dass er Warda noch Schlimmeres als die Androhung von Verrat zufügen konnte. Vor allem, wenn sie ihn mit ihren mysteriösen Andeutungen praktisch der Spionage bezichtigte.
Entschlossen trat Gero aus seiner Deckung hervor und bedrohte den verblüfften Hugo mit seinem Schwert.
„Ich habe dir schon vor ein paar Tagen am Hafen gesagt, du sollst sie in Ruhe lassen.“
Hugo stieß einen gereizten Seufzer aus. „Bruder Gero, welcher Teufel ist denn in dich gefahren? Oder hast du es selbst so nötig, eine Frau zu besteigen, weil dir deine Gier die Sinne vernebelt?“ Er machte einen Schritt auf Warda zu und zog sie in seine Arme, zugleich zückte er seinen Dolch und setzte die Spitze an ihre Brust. Sie stieß einen hellen, kurzen Schrei aus, wagte es jedoch nicht, noch lauter zu schreien oder sich ihm zu entwinden.
„Wir können sie uns ja teilen“, schlug Hugo mit jovialer Stimme vor. „Sie ist eine Hure, sie treibt es mit vielen Männern, oder hast du das etwa schon vergessen?“
„Ich sagte, du sollst sie nicht anfassen“, zischte Gero mit Nachdruck und machte einen Schritt auf Hugo zu, „nicht mehr und nicht weniger, also nimm das Messer runter und verschwinde lieber, bevor ich vergesse, wer du bist und was uns verbindet.“
„Ich bin dein Kommandeur, und du hast mir zu gehorchen“, stellte Hugo ungerührt klar. „Ich hoffe, das ist dir bewusst.“ Beiläufig legte Hugo die Hand an seinen Schwertgriff. „Und deshalb befehle ich dir, dich unverzüglich auf die Festung zu begeben und wegen Ungehorsams deine Buße zu tun, indem du in der Kapelle einhundert Vaterunser betest. Tust du es nicht, werde ich dich in der Kapitelversammlung wegen Befehlsverweigerung anklagen, und das wird härtere Folgen für dich haben als den Verlust einer Hure.“
„Dann lassen wir es darauf ankommen“, knurrte Gero, fest entschlossen, Warda mit diesem Mann nicht allein zurückzulassen. Zumal sie die Gefahr, die von Hugo ausging, nicht klar zu erkennen vermochte. Er konnte sie töten und anschließend ins Meer werfen. Gero war jedoch sicher, dass Hugo eher die seichtere Variante wählte und sie unter der Androhung von Verrat an den König so lange missbrauchte, bis er ihrer
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