Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)
können“, grölte Guillaume Bocelli ohne Rücksicht auf ihre Tarnung quer durch die Nacht.
„Na, das kann ja lustig werden“, murmelte Fabius, der mit Gero auf einer Höhe ritt. „Ich frage mich, warum wir nachts angreifen, wenn wir Krachmacher wie Bocelli in der Truppe haben. Da können wir ja gleich einen Marktschreier vorausschicken, damit die Heiden schon mal ihre Hühner in Sicherheit bringen.“
Beim Ritt in der Dunkelheit verspürte Gero ein stärkeres Herzklopfen als gewöhnlich bei der Frage, was wohl in den nächsten Tagen auf sie zukommen würde. Es ging ihm gar nicht darum, bei einem Angriff möglicherweise getötet zu werden, vielmehr fragte er sich, wie er reagieren sollte, wenn Frauen und Kinder von ihren Überfällen betroffen sein würden.
Das erste Dorf, das sie im Morgengrauen plünderten, schien vollkommen ausgestorben zu sein. Beim Durchkämmen der Hütten stellte sich jedoch heraus, dass die Menschen sich lediglich in ihre Viehställe und sogar in einem Brunnen verschanzt hatten. Geros Befürchtungen bewahrheiteten sich, als er, gefolgt von Fabius, mit gezogenem Schwert eine Hütte stürmte und ihn plötzlich große dunkle Kinderaugen voller Angst aus einem gemauerten Ofen heraus anstarrten. Die Mutter, die offensichtlich zu den drei Kleinen gehörte, stillte, versteckt hinter einem Haufen von Kleidern und Kisten, einen Säugling, den sie mit ihrer Brust vergeblich zu beruhigen versuchte.
„Habt Erbarmen!“, jammerte sie erstaunlicherweise in Latein und wagte es nicht, ihm und Fabius in die Augen zu sehen.
„Hier gibt’s nichts zu holen“, raunte Gero und gab Fabius einen Wink, dass sie sich angesichts all der Armseligkeit lieber zurückziehen sollten. Doch mit einem Mal stand Hugo d’Empures mitten im Raum, gefolgt von einem der Lombarden, und befahl, Körbe und Kisten zu durchwühlen, um eventuell Wertvolleres zu finden. Gero und Fabius mussten ohnmächtig mitanschauen, wie der Lombarde alles zertrampelte, was der Frau heilig zu sein schien, nur um am Ende ohne Beute hinauszugehen.
Die Frau weinte, und das Kind schrie. Gero konnte den Anblick der übrigen Kinder nicht vergessen, die ihn wie gelähmt vor Angst anstarrten, während ihnen Tränen über die staubigen Wangen liefen.
Hugo befahl, weiterzureiten, und so ging es noch zwei Tage und Nächte, bis sie auf dem Rückweg zur Küste nach Safita gelangten. Eine mit gelbem Lehm verputzte kleinere Stadt im Hinterland, in der Bruder Hugo reichere Beute vermutete. Bisher hatten sie nur etwas Geld, ein paar Kleider und zwei Sklaven erbeutet, dafür aber mindestens zwanzig Hütten zerstört. Nicht gerade etwas, womit man die einheimische Bevölkerung zum Christentum bekehren konnte, dachte Gero bei sich.
„Sie sind überzeugte Heiden und machen ohnehin mit den Mameluken gemeinsame Sache“, schimpfte Hugo, als Gero leise Bedenken anmeldete, was die Vorgehensweise des Ordens betraf.
Als sie Safita gegen Abend durchquerten, lag eine merkwürdige Stille über der Stadt. Dattelpalmen wiegten sich leise im Abendwind, und nur ein paar streunende Katzen durchquerten die staubigen Straßen. Irgendwo bellte ein Hund und dann noch einer, der in den wütenden Protest seines Artgenossen miteinfiel. Doch damit schien der Widerstand gegen ihr unseliges Eindringen bereits erschöpft zu sein. Hugo wies die Turkopolen zu besonderer Wachsamkeit an. Irgendjemand hatte die Bewohner des Örtchens gewarnt.
„Umso besser“, meinte er zu den Rittern, die ihre Pferde seit dem Eintauchen in die engen Gassen am Zügel führten. „Wenn die Häuser leer sind, können wir uns einfacher an deren Schätzen bedienen.“
Thomas Quintini, einer der Lombarden, hatte noch nicht ganz die erste Tür eines Hauses aufgetreten, als der Sturm losbrach.
Von überall her strömten bewaffnete Heiden. Sie quollen aus Häusern und Gassen. Es waren mehr Männer, als ihnen selbst zur Verfügung standen.
Hugo d’Empures brüllte hektische Befehle, die jedoch im Lärm der anstürmenden Massen untergingen. In einer solchen Situation war jeder Kämpfer auf sich selbst gestellt, und doch musste man schauen, wie es seinem Nebenmann erging oder den Männern fünf Schritte weiter. Falls einer von den Kameraden fiel, konnte man leicht der Nächste sein, den es erwischte.
Gero schaffte es gerade noch auf Davids Rücken und kämpfte mit seinem Anderthalbhänder von seinem gepanzerten Pferd aus. David verhielt sich vorbildlich. Er scheute nicht und stieg nur, um den Gegner mit
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