Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)
wurde es problematisch, weil er mit seinem Rammskopf die hölzernen Bohlen des Oberdecks berührte und jedes Mal aufschreckte, wenn einer der vom Orden angeheuerten Ruderer über die Planken lief. Insgesamt einhundertzwanzig vom Orden verdingte Ruderleute legten sich in Dreierreihen in die jeweils sechzig Riemen pro Schiffsseite. Der venezianische Templerkommandant Angelo Alberti steuerte das schwer zu manövrierende Schiff vom Heck aus, wo er von einer Kanzel lautstark seine Befehle brüllte.
Gero und seine Kameraden mussten sich mit den Tieren unter Deck drängen, wo Hugo und Robert letzte Anweisungen gaben.
Kapitel IX
W enn ihr auf Heiden trefft, dürft ihr keine Gnade zeigen. Wie ihr wisst, sind sie falsch und verschlagen. In der Regel machen wir unter den kämpfenden Mameluken keine Gefangenen, es sei denn, es handelt sich um einen Anführer, den wir zum Austausch nutzen können. Wer ein Schwert in der Hand hält, wird es auch benutzen. Das heißt, es ist sicherer, ihn zu töten, als ihn zu entwaffnen. Was die Landbevölkerung betrifft: Junge Männer und jene, die im besten Mannesalter sind, können durchaus gefangengenommen werden, aber nur, wenn sie unbewaffnet sind und sich ergeben oder davonlaufen und mühelos überwältigt werden können. Frauen und Kinder lassen wir unbehelligt. Es sein denn, auch hier werden Waffen gegen uns erhoben. Wobei die Weiber sich wesentlich leichter einschüchtern lassen als die dazugehörigen Kerle. Ist ein Dorf erst mal erobert und der Widerstand gebrochen, darf getrost alles eingesammelt werden, was von Wert sein könnte. Silber und Gold stehen dabei an erster Stelle. Aber auch Waffen und sonstiger Schmuck. Die Frauen auf unserer Festung sind vorwiegend an Kleidern interessiert. Also falls ihr was Brauchbares findet, könnt ihr auch Gewänder mitgehen lassen. Sollte euch das Gewissen plagen, weil Gott der Herr das Stehlen und Töten verboten hat, so denkt immer daran, dass man unsereins ebenfalls ohne Rücksicht aus dem Heiligen Land vertrieben hat und viele der Besitztümer, die sich nun in der Hand von Heiden befinden, einst den Christen gehörten. Wir holen uns also nur das zurück, was uns ohnehin zusteht. Noch Fragen?“
Alle schüttelten den Kopf. Bereits am Morgen hatten ihnen die Kommandeure erklärt, dass sie sich in zwei Rotten aufteilen würden, sobald sie das Festland erreicht hatten. Eine Truppe wurde von Bruder Hugo und eine von Bruder Robert geführt. Die beiden kannten sich bereits in der Gegend aus und bestimmten, dass sie nach drei Tagen zum Schiff zurückkehren sollten. Bis dahin wartete die Galeere samt ihrer Besatzung in einer versteckt gelegenen Bucht auf die Rückkehr der Ordensritter.
Als sie in der Dunkelheit vor Tortosa anlandeten, verzichteten sie zunächst darauf, Fackeln anzuzünden. Das Mondlicht musste ausreichen, um Pferde, Waffen und Material von Bord zu bringen. In fast völliger Dunkelheit, mit Wams, Lederhose und Stiefeln bekleidet, legten sie erst an Land ihre Rüstung an: Kettenhemden, Beinlinge und Plattenhandschuhe, danach Schwertgurt und Mantel. Darüber zogen sie einen dünnen, schwarzen Umhang zur Tarnung, damit sie in der Nacht nicht zu erkennen waren.
All das hatten sie nicht bereits vorher an Bord erledigen dürfen, weil es schon genug Dumme gegeben hatte, die bei einem kenternden Schiff wegen der schweren Rüstung ertrunken waren. Den Helm sollten sie nur bei Tag aufsetzen und auch dann nur im Kampf, um auf Dauer keinen Hitzschlag zu bekommen und die Sicht nicht unnötig zu erschweren.
Geros Truppe wurde von Hugo d’Empures geführt, der ihm zusehends unsympathischer wurde. In Anbetracht der Lage war Gero froh, mit Fabius und einigen anderen bekannten Gesichtern an seiner Seit, ein paar Vertraute um sich zu haben, auf die er sich verlassen konnte. Brian of Locton gehörte ebenso dazu wie Roderic de Turiac. Nicolas de Cappellano hingegen hing wie eine Klette an seiner Flanke, weil er sich offenbar vor dem fürchtete, was auf sie zukam.
Struan war leider Robert Le Blanc zugesprochen worden, was Gero nicht nur wegen dessen unerschütterlicher Kampfkraft bedauerte. Er schätzte den raubeinigen Schotten wegen seiner Neutralität und seiner Verschwiegenheit. Auch Arnaud de Mirepaux war in Roberts Truppe gelandet, doch das schien niemanden wirklich zu stören.
Dafür machten sich die trinkfreudigen Lombarden mit zotigen Sprüchen Mut. „Mal sehen, wie viele Köpfe wir am Ende aufspießen und als Trophäen nach Hause tragen
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