Das Geheimnis des Templers - Episode IV: Gefährliche Versuchung (German Edition)
seinen schweren Hufen zu treffen. Immer wieder preschte Gero durch die streitenden Reihen und kam seinen Brüdern zu Hilfe, indem er wahllos auf den Feind einschlug. Wie viele Heiden er tödlich getroffen hatte, vermochte er nicht zu sagen, als er sich entschloss, Fabius und Hugo beizustehen, die von ihren Pferden abgesprungen und mit Schild und Schwert in einen gnadenlosen Straßenkampf mit fünf Mameluken verwickelt waren. Beherzt saß er ab und drängte David an eine Mauernische, nahm seinen schwarzweißen Schild und ließ das schnaubende Tier dort stehen. Während er zu seinen Kameraden lief, sausten ihm links und rechts Pfeile um die Ohren. Die stammten größtenteils von den eigenen Turkopolen, die sich hinter einer Mauerecke verschanzt hatten und von ihren Bögen reichlich Gebrauch machten. Und obwohl neben Gero reihenweise heidnische Angreifer zu Boden gingen, schienen es immer mehr zu werden, die nachrückten. In einem wahren Blutrausch drosch Gero nach allen Seiten, bemüht, die mörderische Bande auf Abstand zu halten. Er dachte an Roland, seinen Schwertmeister, und daran, dass er ihn davor gewarnt hatte, im Ernstfall galant und nach den Regeln zu kämpfen. „Du musst deinen Gegner töten“, hatte er ihm immer geraten, „so schnell es geht. Und du musst es wollen, aus tiefstem Herzen heraus.“
Gero und seinen Mitstreitern blieb gar nichts anderes übrig, als es zu wollen, andernfalls waren sie alle am Arsch, wie Arnaud immer so nett zu sagen pflegte. Für einen Moment wünschte er sich den aggressiven Bruder an seine Seite – oder Struan, den riesigen Schotten.
Aus einem Augenwinkel heraus sah er Fabius, der trotz seiner hervorragenden kämpferischen Fähigkeiten immer mehr an Boden verlor. Der flinke Luxemburger hatte den Fehler begangen, sich von Hugo zu trennen, indem er sich hatte abdrängen lassen. Nun stand er gut dreißig Fuß von Gero entfernt und sah sich einer Truppe von vier Heiden gegenüber, die mit ihren Säbeln alle gleichzeitig attackierten. Jeder Templer lernte in seiner Ausbildung, gegen drei Gegner auf einmal zu kämpfen, aber vier waren auch für den wendigen Luxemburger zu viel. Die anderen Brüder waren zu sehr mit ihrer eigenen Verteidigung beschäftigt, um auf Fabius und seine Not aufmerksam zu werden.
Gero kämpfte sich wie ein Berserker durch die wild um sich schlagenden Reihen, um zu seinem Freund und Bruder zu gelangen. In seiner Not benahm er sich wie ein wildgewordener Stier. Nach allen Seiten teilte er unkontrollierte Hiebe aus und stach zu, wo es nur möglich war, und rempelte zugleich mit dem Schild, was das Zeug hielt. Von überall her war das Klingen des Stahls und das Keuchen und Ächzen der Männer zu hören, bei dem man nicht unterscheiden konnte, ob es sich um einen Christen oder einen Heiden handelte. In ihrer Bedrängnis schienen sie alle gleich zu sein.
Mit einem „Gegrüßet seist du, Maria“ auf den Lippen rammte Gero einem Heiden sein Schwert in die Brust und zog es gleich danach wieder heraus, um den Schlag eines weiteren Mameluken abzufangen, der es auf seinen Kopf abgesehen hatte. Beim nächsten Schlag wich er aus, drehte sich und stach dem Mann in die Seite. Dessen Klinge hatte zuvor nur sacht Geros Kettenhemd gestreift, und doch war es so, als hätte ihm jemand mit einem dicken Ast gegen die Rippen geschlagen.
Gero ignorierte den Schmerz, bestrebt, weiter zu Fabius vorzudringen, den die Kraft zu verlassen schien. Jedenfalls wurden dessen Bewegungen immer fahriger, und dessen Gegner schienen nur darauf zu lauern, dass er die Konzentration verlor und einen weiteren Fehler beging.
Kurz bevor Gero nahe genug an den Luxemburger heran gekommen war, schlug einer der Mameluken Fabius von rückwärts mit einer kraftvollen Drehung den Krummsäbel in die Kniekehlen. Der Kettenpanzer, den Fabius über der ledernen Reithose trug, platzte auf, und er verlor augenblicklich den Halt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ging er zu Boden. Vergeblich bemüht, sich wieder hochzurappeln. Offenbar hatte die scharfe Waffe seine Sehnen durchtrennt. Während Gero den Heiden, der dafür verantwortlich war, mit einem gezielten Schlag ins Jenseits beförderte, hatten zwei andere Heiden ihre Chance ergriffen und stürzten sich zugleich auf Fabius. Durch den Schlag geschwächt, kippte er wild gestikulierend zur Seite, unfähig, die blutrünstige Meute aus eigener Kraft abzuwehren. Während Gero gerade noch verhindern konnte, dass einer der beiden Mameluken Fabius den Kopf
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