Das Geheimnis des Templers - Episode VI: Mitten ins Herz (German Edition)
bis zu ihren nackten Füßen reichte.
»Er ist ein Freund der Familie«, erklärte sie und blickte Hadad aufmunternd an. »Du kannst ihn ruhig hereinlassen.«
»Einen Templer? Freund der Familie? Und das, obwohl er weder seinen Namen genannt hat noch die Höflichkeit besitzt, zu sagen, was er begehrt?«, protestierte Hadad unmissverständlich.
»Schon gut«, entgegnete Gero. »Es ist wohl besser, wenn ich wieder gehe. Die Sache hat sich erledigt.«
»Nein, warte«, rief Warda und schob ihren finster aussehenden Gemahl zur Seite. »Lass uns einen Augenblick allein, Hadad«, bat sie das Ungetüm mit sanfter Stimme. »Es wird nicht lange dauern.«
»Er ist ein Ordensritter«, knurrte der andere. »Ich vertraue ihm nicht.«
»Das kannst du aber«, versicherte sie ihm. »Er hat mir auf Antarados das Leben gerettet und seins dafür um Haaresbreite verloren.«
Hadad schien trotzdem nicht sicher, ob es schicklich war, seine Frau mit einem martialisch aufgerüsteten Templer allein zu lassen. Einem kurzgeschorenen, blonden, blauäugigen Hünen mit Bart, der dazu noch um einiges jünger war als seine Frau. Jedenfalls spiegelten sich seine Bedenken unverkennbar in seinen dunklen Augen wider.
»Nun geh schon«, bat ihn Warda und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
Als er sich mit einem übellaunigen Grollen endlich verzogen hatte, fasste sie Gero am Ärmel seines Gewandes. »Komm mit mir in den Hof«, bat sie und lotste ihn in den Schatten eines Granatapfelbaums, wo sie vor jeglichen Blicken geschützt waren.
»Hier kann uns niemand beobachten«, versicherte sie ihm. »Nicht mal Hadad.« Völlig überraschend fiel sie Gero um den Hals und drückte sich an ihn. Unvermittelt spürte er die Wärme ihrer prallen Brüste, die sich durch den dünnen Stoff ihres Kleides an ihn drückten, und auch ihre Erregung, die damit einherging. Beinahe gierig zog sie seinen Kopf zu sich herab und presste ihre Lippen so leidenschaftlich auf seinen Mund, bis er nachgab und sich ihr öffnete. Ihre Zunge traf auf seine, und für einen Moment schien es so, als ob es nie anders zwischen ihnen gewesen wäre und sie sich gegenseitig verschlingen wollten. Wie von selbst legten sich seine Arme um ihre schlanke Gestalt, und er presste sie an sich, als ob sie beide nichts zu verlieren hätten. Jedoch nicht nur die Vorstellung, ihr Ehemann könnte jeden Moment auftauchen, ließ ihn an dem zweifeln, was er mit ihr tat. Auch die aufkeimende Gier, sie auf der Stelle unter diesem Baum nehmen zu wollen wie ein brünftiges Tier, ohne Sinn und Verstand, empfand er als eindeutige Warnung seines Gewissens. Er reagierte immer noch auf sie, obwohl so viele Monate vergangen waren, seit sie eine einzige Nacht miteinander verbracht hatten. Eine Nacht, die es in sich gehabt hatte, wie er sich im Nachhinein eingestehen musste, und die er gewiss nicht vergessen würde.
»Hör auf«, keuchte er schließlich und machte sich mühsam von ihr frei. »Du bist verheiratet, und ich fühle mich einem Keuschheitsgelübde verpflichtet.«
»Das ist eine Feststellung, mehr nicht«, antwortete sie spöttisch. »Beides bedeutet nicht, dass sich an unserem Verhältnis etwas ändern müsste. Du könntest dich jederzeit mit mir vergnügen, wenn du nur wolltest.«
»Das ist kein Spiel, Warda«, sagte er rau. »Es hat was mit Liebe und Treue zu tun, und wir wissen beide, dass wir nicht nur andere betrügen würden, sondern auch uns selbst, wenn wir uns den Teufel darum scherten, irgendjemandem einen Eid geleistet zu haben.«
»Du hättest mein Ehemann werden können, aber du wolltest es nicht«, stieß sie mit gedämpfter Stimme verbittert hervor.
»Und deshalb hast du dir nun schnellstmöglich einen anderen gesucht.« Gero wusste selbst nicht, ob er darüber erleichtert oder eher enttäuscht sein sollte.
»Was blieb mir anderes übrig?« Wardas bernsteinfarbene Augen funkelten in der hereinbrechenden Dunkelheit. »Meine Tante hatte recht, ich brauche jemanden, der mich beschützt und für mich sorgt. Der Orden hat mir zudem ein ansehnliches Schweigegeld gezahlt, damit ich mit niemandem über die Vorkommnisse auf Antarados rede. Damit war es nicht schwer, einen passablen Kandidaten zu finden, dem es nichts ausmacht, dass ich keine Jungfrau mehr bin und vielleicht auch keine Kinder mehr gebären kann.«
»Ist er ein guter Mann?« Gero war es wichtig, Warda nicht im Elend zurückzulassen, obwohl er im Ernstfall kaum etwas daran hätte ändern können.
»Ja, das ist er«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher