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Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman

Titel: Das Geheimnis des Walfischknochens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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begriff, dass Thaisen keineswegs an altersbedingten Kreislaufstörungen litt, sondern dass sein Herz vermutlich kurz vorm Versagen stand.
    »Mein Vater braucht Medikamente, sofort!«, brüllte er in den Apparat, fest entschlossen, sich nicht abwimmeln zu lassen. Er würde diesen faulen Arzt dazu bringen, nach Beekensiel zu kommen, koste es, was es wolle.
    »Ich höre Sie deutlich, Sie brauchen nicht zu schreien.« Dr. Böhmer schnaufte empört. »Nun gut, ich werde mich beeilen, aber vor Mittag schaffe ich es auf keinen Fall zu Ihnen auf die Insel. Sehen Sie gefälligst zu, dass mich jemand vom Festland abholt und zu Ihrer Kate bringt, nicht dass ich auch noch zu Fuß bis zu Ihnen laufen muss. Aber ich warne Sie, Herr Rosenboom: Falls Sie sich in Ihrer Hysterie irren sollten und Ihr Vater lediglich erschöpft ist, werde ich Sie zur Verantwortung ziehen. Schließlich habe ich Wichtigeres zu tun, als mich auf Beekensiel zu tummeln.«
    »Aber sicher doch«, knurrte Arjen in den Hörer, bevor er auflegte und zu Jörg Claußens Wohnung lief, um den Bürgermeisterkandidaten um Unterstützung zu bitten. Den alten Rasmus Ennenhof zu fragen, ob er ihm einen Lieferwagen zur Verfügung stellte, wagte er nicht – nicht nach dem Zwischenfall mit seinem Sohn Ole auf dem Sommerfest. Jörg Claußen versprach vom Fleck weg, sich um alles zu kümmern, schließlich ging es um niemanden geringeren als um den verehrten Herrn Pastor, dem Beekensiel so viel verdanke.
    Zurück in der Kate verfolgte Thaisens abgehackter Atem Arjen durch die Stube, während er in wachsender Verzweiflung auf und ab lief. Sein Vater schlief fast ununterbrochen, seit er sich am vorigen Tag auf dem Sofa ausgestreckt hatte. Und wenn er zu sich kam, machte er einen verwirrten Eindruck. Gerade als Arjen in ein hilfloses Wutgebrüll ausbrechen wollte, stand Ruben plötzlich in der Diele.
    »Wie kommst du ins Haus?«, fragte Arjen irritiert.
    »Durch die Haustür natürlich.« Ruben deutete auf den schlafenden Thaisen. »Es geht ihm schlechter, wie ich sehe.«
    »Ja, aber der Arzt müsste jeden Moment eintreffen. Claußen will einen Lieferwagen organisieren und ihn rasch zu uns bringen, denn es kommt auf jede Minute an.« Arjen musste sich beherrschen, den Flüsterton beizubehalten. »Ich könnte mich dafür ohrfeigen, dass ich Vater nicht gedrängt habe, einen Arzt aufzusuchen, als sein Zustand eine Reise aufs Festland noch zugelassen hat. Aber er ist ja immer so stur, daran hat auch die Schwäche der letzten Wochen nichts geändert. Oder ich war einfach nicht entschlossen genug.«
    »Du solltest dir nicht die Schuld geben, denn du hast es ihm doch vorgeschlagen. Letztendlich ist dein Vater Herr über seine eigenen Entscheidungen, und wenn dies der Weg ist, für den er sich entschieden hat, dann ist das eben so.«
    Rubens Ausdruck war von einer solchen Ernsthaftigkeit, dass Arjen sich nicht sicher war, ob er von Thaisen oder vielmehr von sich selbst sprach. Denn etwas in seiner Mimik verriet, dass er ebenfalls eine wichtige Entscheidung getroffen hatte. Arjen hatte aber nicht den Nerv, sich in diesem Moment damit zu beschäftigen. »Wenn Dr. Böhmer nicht sofort auftaucht, gehe ich noch die Wände hoch. Ich kann meinen Vater nicht einmal mehr ansehen, weil ich mich davor fürchte, dass er seinen letzten Atemzug tut, während ich bloß nutzlos danebenstehe und ihm nicht zu helfen weiß.«
    »Nicht doch.« Ruben umfasste Arjens Oberarme und griff fest zu, bis er seinen Blick erwiderte. »Du hast für deinen Vater getan, was du tun konntest, mehr kann niemand von dir erwarten. Manchmal nehmen die Geschehnisse ihren eigenen Weg, und es gibt nichts, was man dagegen tun kann.«
    Etwas ist anders an Ruben, schoss es Arjen unvermittelt durch den Kopf, doch er kam nicht drauf, was es war. Ohnehin wanderte sein Blick bereits wieder zum Dielenfenster hinaus, in der Hoffnung, der Lieferwagen möge endlich zwischen den Bäumen der Allee auftauchen. Auch Ruben fuhr herum, als rechne er ebenfalls damit, dass jeden Moment ein Wagen mit quietschenden Reifen vorfuhr. Doch der Schotterweg blieb leer.
    »Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass ich mich jetzt mit Ole Ennenhof am Kap treffe, um über unseren Handel zu sprechen.« Bei Arjens Aufstöhnen hob Ruben beschwichtigend die Hände. »Bevor du dich aufregst: Als ich Ole die Fotos gezeigt habe, auf denen Rasmus mit Heinz Flugmann zu sehen ist, machte er einen ganz zugänglichen Eindruck. Ihm läge ohnehin nichts an Adele, die

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