Das Geheimnis vom Kuhhirtenturm
Flucht vom Tatort am Kuhhirtenturm beobachtet worden und die Personenbeschreibung sehr detailliert. Auch ein recht gutes Phantombild war schon erstellt worden. Es konnte also ein wenig auf die Pauke gehauen werden, ohne den geplanten Müßiggang der nächsten Wochen großartig zu gefährden: „Aber klar doch, Elly. Mach dir keine Sorgen, so oder so wird der Fall bald gelöst sein.“
Wenn er sich da mal nicht täuschte.
„Danke, Simon. Geld habe ich übrigens auch. Für den Fall der Fälle.“ Sie zwinkerte ihm zu und ging wieder zu Ferdi und Tobias Studer.
Oberkommissar Schmidt-Schmitt tauchte erst sehr spät auf. Eine Razzia im Bahnhofsviertel war Ursache hierfür. Aber er hatte morgen frei, was ihn dazu veranlaßte, sich geschwind drei Kurze hinter die Binde zu gießen, bevor es in ruhigeres Fahrwasser ging und er ebenso wie die meisten anderen ein Weinchen schlürfte.
Erwähnenswert sei vielleicht noch der Umstand, daß der Oberkommissar sich auffallend lange mit dem Ouzo-Schorsch unterhielt, was wiederum von Herrn Schweitzer mit Erstaunen konstatiert wurde, weil doch der Ouzo-Schorsch ein sehr mundfauler Geselle war.
Alles in allem klang der Tag sehr friedlich aus. Das war nicht immer so. Nicht im Weinfaß. Bei extrem intensiven Gelagen war es nämlich schon des öfteren vorgekommen, daß hernach Verluste, oder zumindest kleinere Blessuren verzeichnet wurden. Mal stolperte jemand auf dem Nachhauseweg und zog sich sichtbare Schürfwunden im Gesicht zu. Ein anderer irrte sich in der Richtung, landete anstatt im Bett in einer anderen Kneipe, randalierte dort und wußte am nächsten Tag von nichts mehr. Oder Ampeln und Verkehrsschilder waren einfach nur ungünstig positioniert und hinterließen beim Nachtschwärmer faustgroße Beulen am Kopf. Unter ungünstigen Umständen konnten Vorkommnisse solcher Art in einem Dorf wie Sachsenhausen Gesprächsstoff für einige Wochen generieren. Natürlich auf Kosten des Geschädigten.
Doch heute geleitete der Mond am gestirnten Himmelsgewölbe einen jeden sicher nach Hause.
Es gibt solche Tage. Man ist sicher im Bett gelandet, kann sich an alles prima erinnern, keine Gedächtnislücken, nichts. Und trotzdem fühlt man sich, als sei man mit einem Preßlufthammer perforiert worden. So erging es Herrn Schweitzer am Morgen danach, als er um Viertel nach zehn das erste Äuglein öffnete. Maria schlief noch.
Er schlurfte in die Küche und spülte zwei Aspirin mit Cola runter. Dann setzte er sich an den Tisch und seufzte herzzerreißend.
Da saß er eine Weile, bis Maria ihn rief: „Simon! Simon, wo bist du denn?“
Gleichzeitig miaute es. Das einstige Wollknäuel Pepsi, im letzten Jahr zwar größer geworden, aber noch immer keine richtige Katze, saß auf der Fensterbank und begehrte Einlaß.
„Simon!“
„Ich komm ja schon. Muß erst noch die Katze füttern.“
Eins nach dem anderen, war schon immer Herrn Schweitzers Devise, sonst droht ein Durcheinander und man macht zwar viel, aber nichts richtig. Und seine Liebste wollte bestimmt Sex. Noch war er aber nicht wohlauf, ein Kaffee könnte ihm auf die Sprünge helfen. Der Dringlichkeit in ihrer Stimme nach zu urteilen, mußte der Kaffee aber warten. Maria konnte schon recht stinkig werden, wenn sie sich vernachlässigt fühlte.
Nachdem die Katze versorgt war, huschte Herr Schweitzer ins Schlafgemach. Was man bei einem Mann seiner Leibesfülle halt so Huschen nennen kann.
„Was gibt’s?“ fragte er beim Eintreten.
„Man hat schon feuriger zu mir gesprochen.“ Trotzdem klopfte Maria mit der Hand auf seine Bettseite, damit Herr Schweitzer wußte, wo er hingehörte.
– Rückblende –
Das allmorgendliche Trainingsprogramm war absolviert. Die Hanteln lagen wieder auf dem dafür vorgesehenen Gestell, daß er sich vor vielen Jahren selbst zusammengeschweißt hatte. Er hatte nicht übertrieben, denn heute nacht würde er seine Kräfte noch brauchen, wenn alles nach Plan lief. Und der Plan war gut, alle Eventualitäten hatte er berücksichtigt. Aber das glauben alle, die meinen, sich über oder gegen bestehendes Recht stellen zu können. Die Gefängnisse quollen über von solchen Leuten. Er stellte sich vor den Spiegel und ließ die Muskeln spielen. Mit dem Handtuch wischte er sich die wenigen Perlen von der Stirn.
In der Küche schnipselte er je eine Banane und Orange ins Müsli. Er legte größten Wert auf seine Ernährung, kaufte fast ausschließlich in Bioläden ein. Menschen, die sich mit Junkfood vollstopften,
Weitere Kostenlose Bücher