Das Geheimnis von Digmore Park
verstehe ich, was du meinst …“
Sie hörte ihn gar nicht. „Dewary, Mama und ich müssen morgen, spätestens übermorgen zurück. Jetzt, da deine Unschuld bewiesen ist, haben wir von Lord Linworth nichts mehr zu befürchten. Es gibt zu Hause viel zu tun, und ich muss schleunigst wieder nach dem Rechten sehen …“
„Hör mir bitte zu, Elizabeth …“
„Billy wird erst in drei Jahren den Landsitz übernehmen können. Was soll ich nur tun ohne Mama? Denkst du, ich sollte meine alte Tante Helen fragen, ob sie zu mir zieht? Ich mag sie zwar nicht besonders …“
„Nein, ich meine nicht, dass du Tante Helen fragen solltest.“ Er ergriff ihre Hand. „Hast du dich nicht gefragt, was ich im Turmzimmer vergessen haben könnte, als ich dich bat, mich hierher zu begleiten?“
Warum wechselte er so unvermittelt das Thema? Warum ergriff er dabei ihre Hand? Sie blickte in seine Augen, und in dem Moment war Portland Manor vergessen. In diesem Moment gab es nur sie und ihn und heftiges Herzklopfen.
„Ich hatte vergessen, dir in aller Form einen Antrag zu machen.“
Mit diesen Worten ließ er sich vom Stuhl hinabgleiten, kniete vor ihr nieder und reichte ihr mit der Rechten einen fein verzierten Brillantring.
„Elizabeth Porter, willst du mir die Ehre und Freude erweisen, meine Frau zu werden?“
Sie hätte das „Ja!“ gern in alle Welt hinausgeschrien, doch als sie antwortete, klang es überraschend leise. „Ja, natürlich, Frederick! Ich wünsche mir nichts mehr, als deine Frau zu werden.“
Er steckte ihr den Ring an den Finger. „Sieh nur, wie gut er passt! Er hat meiner Mutter gehört. Ich bin sicher, sie wäre mit meiner Wahl einverstanden und würde sich freuen, dass du ihn jetzt trägst.“
Dewary hatte sich wieder erhoben und Elizabeth an sich gezogen. Sie bedankte sich mit einem langen, innigen Kuss. Als sie sich schließlich wieder zu Tisch begaben, um über den köstlichen Kuchen herzufallen, den die Köchin gezaubert hatte, da atmete Elizabeth sichtbar auf.
„Ich finde es so schön und zugleich so unglaublich, dass du willens bist, auf mich zu warten. Das würden nicht viele Männer für ihre zukünftige Frau tun …“
Dewary zog fragend die Augenbrauen zusammen. „Warten? Worauf soll ich warten?“
„Auf unsere Hochzeit natürlich. Ich denke, du musst auf Digmore Park bleiben, besonders jetzt, da dein Vater beschlossen hat, nach London zu gehen …“
„Und du?“
„Ich muss natürlich nach Portland Manor zurück, bis Billy … Oder meinst du etwa, wir sollten heiraten, bevor ich nach Portland Manor zurückkehre, damit ich Tante Helen nicht brauche, weil ich ja als verheiratete Frau …“
„Oh nein!“ Dewarys Stimme war deutlich anzuhören, dass er keinen Widerspruch dulden würde. „Wir brauchen keine Tante Helen, und du gehst auch nicht nach Portland Manor zurück! Denkst du denn wirklich, ich würde es zulassen, dass wir die nächsten Jahre getrennt leben?“
„Wir werden uns mehrmals im Jahr sehen können, so weit ist die Reise nicht!“ Dabei entsprach ihr Einwand nicht im Geringsten dem, was sie sich tief in ihrem Inneren wünschte.
„Du hast dich vielleicht gefragt, was ich heute Nachmittag so Dringendes zu erledigen hatte, Elizabeth. Außer, bei deiner Mama um deine Hand anzuhalten …“
„Du hast bereits bei Mama um meine Hand angehalten?“ Elizabeth wurde ganz warm ums Herz.
Dewary nickte. „Ich weiß, dass es korrekt gewesen wäre, deinen Onkel in London aufzusuchen. Doch das werde ich nachholen, sobald wir andere wichtige Dinge geregelt haben.“
„Andere wichtige Dinge?“
„Ich habe am Nachmittag auch noch meinen Verwalter besucht. Er hat drei prachtvolle Söhne. Jack, sein Ältester, ist jetzt fünfundzwanzig Jahre alt und hat bei seinem Vater alle Pflichten eines Verwalters von der Pike auf gelernt. Und für ihn ist es langsam an der Zeit, eine Stelle in einem anderen Haus anzutreten.“
Elizabeth hielt die Luft an. „Du meinst, dieser Jack wäre in der Lage, Portland Manor zu leiten?“
Dewary legte seine Hand auf ihren Arm. „Glaub mir, du kannst Jack vertrauen, ich kenne ihn von Kindesbeinen an. Er ist rechtschaffen, klug und tüchtig. Und er hat es gelernt, selbst mit anzupacken!“
Nun strahlte Elizabeth, und Dewary strahlte erleichtert zurück. Zum Glück war es so einfach gewesen, sie zu überzeugen.
„Wenn es dir recht ist, Elizabeth, dann wird dich Jack begleiten, wenn du nach Portland Manor zurückfährst. Du kannst ihn deinem
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