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Das Geheimnis von Digmore Park

Das Geheimnis von Digmore Park

Titel: Das Geheimnis von Digmore Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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Doch sie wusste auch, wie andere Menschen, vor allem Männer, darüber dachten, dass sie hier die Zügel in der Hand hielt. Sie wollte keineswegs, dass Lord Linworth sie für unweiblich oder am Ende gar – Gott bewahre – für einen Blaustrumpf hielt! Daher hätte sie viel darum gegeben, Billy hätte ihre Dienste nicht gar so hervorgehoben.
    Lord Linworth indes schien nichts an ihren Aktivitäten auszusetzen zu haben. „Ich habe davon gehört, und ich bewundere Sie außerordentlich, Miss Porter. Es gibt nicht viele Frauen, denen man es zutrauen kann, so ein Anwesen zu leiten. Wenn es Ihre Zeit erlaubt, würde es mich sehr freuen, wenn Sie mich durchs Haus führen würden. Ich nehme an, dass es in Portland Manor sehenswerte Antiquitäten gibt …!“
    „Seit wann interessierst du dich denn für alten Krempel?“, rief sein junger Freund aus, und der Spott in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Lass dich von Henry nicht in die Irre führen, Lizzy! Alles, was diesen Mann interessiert, sind die Jagd und der Fischteich. Ich habe ihm versprochen, dass wir morgen den ganzen Tag mit unseren Angelruten unterwegs sein werden.“
    Das gefiel Elizabeth ganz und gar nicht. Natürlich hätte sie Lord Linworth gerne durchs Haus geführt. Sicher würde er bald wieder abreisen, und da galt es, jede Minute zu nutzen, um einen guten Eindruck zu machen. Und natürlich auch, um ihn besser kennenzulernen. Musste er wirklich den ganzen Tag mit Billy am See verbringen? Vielleicht sollte sie ihre Begleitung anbieten? Allerdings, wenn Männer zum Angeln gingen, dann konnten sie auf die Gesellschaft von Damen sehr gut verzichten, das wusste sie noch von Papa. Noch bevor ihr etwas Passendes eingefallen war, um die Herren umzustimmen, hatte Lord Linworth schon das Wort ergriffen: „Natürlich gehe ich gerne mit dir angeln, mein Freund, doch ebenso interessieren mich Haus und Garten. Wir werden uns den Fischen also am Vormittag widmen, Billy, und am Nachmittag stehe ich Miss Porter ganz zu ihrer Verfügung, wenn dies in ihrem Sinne ist.“
    Elizabeth erklärte, das sei sehr wohl in ihrem Sinne, und erkundigte sich dann, wo die beiden einander kennengelernt hätten. Lord Linworth betrachtete derweil eingehend die verschiedenen Kuchen auf der silbernen Etagere, und so blieb es Billy überlassen, zu antworten.
    „Ach, so genau kann man das nicht sagen“, erklärte dieser ausweichend, „es war bei einem Pferderennen. Ja, richtig, bei einem Pferderennen, da sind wir zufällig … wir sind nebeneinander gestanden. Und so kommt man … und so sind wir dann ins Gespräch gekommen, nicht wahr, Henry, so war es.“
    Sein Freund musterte höchst aufmerksam das Stück Früchtekuchen auf seinem Teller und bestätigte, ohne dabei den Kopf zu heben: „Ja genau, Billy, so war es.“
    Elizabeth blickte von einem zum anderen. Das klang doch eindeutig so, als hätten die beiden irgendetwas zu verbergen. War ihre harmlose Frage gar nicht so harmlos gewesen? Sie rief sich zur Ordnung. Clara hatte noch am Nachmittag gemeint, es wäre längst an der Zeit, dass Elizabeth die Verantwortung für Portland Manor abgab, um sich leichteren Vergnügungen hingeben zu können. Ganz ohne Zweifel hatte Clara wieder einmal recht. Die Last der Verantwortung war dabei, sie zu einer misstrauischen Frau zu machen. Zu einer misstrauischen alten Jungfrau, wenn man es genau nahm.

3. Kapitel
    „Verdammt, Major, wir hätten doch zur Gastwirtschaft meiner Schwester gehen sollen. Wenn wir nicht endlich die Spelunke finden, dann sind wir gleich schneller nass, als wir bis zehn zählen können.“
    Der nicht allzu groß gewachsene, untersetzte Mann blieb stehen und betrachtete stirnrunzelnd die dunklen Wolken, die zusehends schneller vom Meer her über Southampton aufzogen. Er mochte wohl um die dreißig Jahre alt sein, sein Gesicht war von der Sonne verbrannt, und die tiefen Furchen, die sich in seine Stirn eingegraben hatten, zeugten davon, dass er es in seinem Leben nicht immer leicht gehabt hatte. Ein Blick auf seine Kleidung erklärte die Herkunft seiner Sonnenbräune: Er trug den leuchtend roten Uniformrock des ersten Regiments der Lifeguards. Und wie jedes Kind im Lande wusste, war diese Einheit derzeit in Spanien stationiert. Schließlich galt es, Napoleon, dieses korsische Ungeheuer, zu besiegen, das seine Macht von Frankreich aus über ganz Europa zu verbreiten suchte. Dieser Offizier hier taugte allerdings nicht zum Aushängeschild der glorreichen Armee, und man

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