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Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet

Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet

Titel: Das Geheimnis von Mikosma: Geblendet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Forster-Grötsch
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sofort aufzustehen. Noch etwas benommen fasste sie sich an die Stirn. Leandra blieb wie angewurzelt stehen, denn sie blickte in tausend Kindergesichter, die sie erstaunt anstarrten. Ihre Klassenkameraden saßen bereits in Reih und Glied in grauen Bänken, die mit Holzornamenten verziert waren. Jede Bank bot drei Kindern Platz. Vor ihnen lagen schwarze Bücher aufgestapelt. Alle Schüler trugen purpurrote Umhänge und kleine, viereckige Hüte auf dem Kopf. Der riesige Raum, in denen die Kinder unterrichtet wurden, war über und über mit alten Büchern gefüllt. Meterhohe Regale ächzten unter der Masse, sogar an der Decke waren Regale angebracht. Elfen flatterten geschwind von Regal zu Regal und ordneten eifrig die unzähligen Bü cher. Langsam drehte Leandra den Kopf zur Seite und blickte in die strengen Augen der Magierin Alphata. Diese sagte kein Wort – das musste sie auch nicht. Leandra wusste sofort, dass ihre Lage sehr, sehr ernst war. Sie versuchte den Mund zu öffnen, aber kein Laut wollte daraus hervordringen. Sie räusperte sich und begann zu stottern. Als sie merkte, dass einige Kinder anfingen zu kichern, liefen ihr Tränen über die Wangen. Sie blickte beschämt zu Boden . Wie sollte sie Alphata erklären, dass sie von einer Umkleidekabine gefangen gehalten wurde? Sie wusste, dass sie durch ihr zu spätes Kommen die Chance vertan hatte, auf Mikosma bleiben zu dürfen. Leandra wollte sich gerade umdrehen und den Raum verlassen, als sie eine freundliche Stimme vernahm.
    »Bitte bleib, Leandra! Deine Verspätung hat sicher einen Grund. Den will ich nachher unter vier Augen von dir erfahren. Warte nach dem Unterricht vor dem Schloss auf mich. Ich werde dich beim Eingang abholen«, bat Alphata.
    Dann ließ sie ihren Blick über die Reihen der Schüler gleiten.
    »Ich frage mich, warum ihr lacht und kichert? Ist es euch noch nie passiert, dass ihr zu spät gekommen seid?«
    Einige Kinder senkten beschämt ihren Blick. Andere zwinkerten Leandra nun aufmunternd zu und formten unsichtbare Worte der Entschuldigung.
    »Jetzt aber setz dich zu Henry und Luca. Sie haben dir einen Platz freigehalten.«
    Das Mädchen hob zögernd den Kopf. Alphata hatte ihren strengen Blick mit einem kurzen Lächeln getauscht, das je doch sofort wieder verschwunden war. Sie hob die Hand und deutete zu einem Tisch in der zweiten Reihe, in der ihre beiden Freunde ungeduldig warteten. Diese rückten eng aneinander und Luca klopfte mit einer Hand gegen die Sitzbank, um ihr zu signalisieren, dass sie sich schnell setzen sollte. Unter den forschenden Blicken der Kinder humpelte Leandra zu ihrem Sitzplatz, legte den Stapel Bücher auf den Tisch, ließ ihre Schuhe fallen und plumpste erleichtert auf die Sitzfläche. Jetzt flatterte eine kleine Elfe im rosafarbenen Kleidchen heran. Sie hielt einen purpurroten, viereckigen Hut und einen Umhang in ihren Händen.
    »Die Schuluniform muss hier ein jedes Kind tragen. Wahrscheinlich bist du so schnell in mein Schloss gelaufen, dass du an der Theke, an der die Neuen ihre Kleidung erhalten, vorbeigelaufen bist«, sagte Alphata, während Leandra die Uniform aus den kleinen Fingerchen der Fee in Empfang nahm.
    Diese lächelte dem Mädchen aufmunternd zu und schwirrte wieder davon. Leandra stand auf, legte den Umhang um ihre Schultern und setzte den Hut auf den Kopf. Sie passten perfekt. Sofort fühlte sich Leandra ein kleines bisschen besser, weil sie sich nun nicht mehr von den anderen Kindern unterschied. Bevor sie sich wieder auf ihren Platz niederließ, wunderte sie sich, warum auf ihrem Tisch keine Bücher gele gen hatten wie bei den anderen Schülern. Wenn sie nicht die jenigen von Jenny mitgenommen hätte, würde sie ohne Bücher dastehen. Das wäre peinlich gewesen! Alphata, die auf einem kleinen Podest in der Mitte vor den Kindern stand, klopfte drei Mal energisch mit einem kleinen Stäbchen gegen ihr Redepult. Sofort war ihr der Blick der Schüler wieder sicher. Leandra schielte unauffällig zur Seite, denn sie konnte es nicht glauben, dass all die Kinder, die auf Mikosma lebten, hier in dieser Bibliothek versammelt waren und nun auf eine einzige Person starrten. Kein Mucks war zu hören. Leandra wagte es kaum, zu atmen, denn sie wollte auf keinen Fall noch einmal ins Visier von Alphata gelangen.
    »Schön, dass ihr nun alle vollzählig erschienen seid. Für einige von euch ist mein Unterricht nichts Neues, für die anderen jedoch schon. Da wir alle voneinander lernen wollen, ist es wichtig,

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