Das geheimnisvolle Gesicht
abgezogen... Doch er irrte. In der Tür stand der Motorradfahrer. Ein höhnisches Grinsen lag auf seinen zerfurchten Zügen, als er Püttely mit Burtons Autoschlüsseln zuwinkte.
Und da waren sie auch schon heran.
Zu sechst stürmten sie auf Püttely und das Haus zu. Auf jenes Haus, das in einem Zug grob, pittoresk, skurril, verwinkelt und lustig aussah, wie es so dastand. Hingebaut, dazugebaut, draufgebaut und angebaut. Im Hintergrund aber verharrte Mike Forster, der den zweiten Wagen als letzter verlassen hatte. Auch er sah das Haus. Und zum ersten Mal kam es ihm vor, als ob es das schönste Haus sei, das er je gesehen hatte...
16 Uhr 55. Flughafen Heathrow.
Dicki Miller, fiebernd vor Aufregung, kam sich ungeheuer wichtig vor. Am liebsten hätte er jedem, der hier ging, stand, wartete, hastete, winkte und saß, gesagt, daß er, Dicki Miller, heute ein Telegramm aus München bekommen habe und daß er jetzt seinen Freund Perry Clifton abhole.
Die Landung der BEA-Maschine aus Wien wurde gemeldet.
„Hoffentlich ist er dabei“, sagte Julie Young und sah sich um. „Ich möchte nur wissen, wo Mister Skiffer bleibt.“
„Er wird irgendeinen Fall haben!“ meinte Dicki, gewichtig dreinschauend. Er hatte nichts mehr gegen Julie, im Gegenteil, er fand sie prima (um ehrlich zu sein, „gemein“ prima), aber er wäre natürlich am liebsten allein zu Perry Cliftons Empfang gegangen. Doch dann schämte er sich plötzlich. Erinnerte sich daran, daß Julie Young gar nicht mit gewollt hatte. Daß er sie nachgerade dazu hatte überreden müssen...
„Da kommt er!“ rief sie. Tatsächlich, da kam Perry.
Dicki drückte die Brust raus, winkte, wie man einem alten, heimkehrenden Freund entgegenwinkt, und strahlte über das ganze sommersprossige Gesicht. Auch Perry Clifton strahlte. Wenn er auch für Dickis Begriffe eine Spur zu weit nach links strahlte, aber das konnte auch am Lichteinfall liegen, tröstete er sich.
Kaum hatte Perry Clifton zwei Händedrücke verteilt (einen kräftigen und einen langen), als es aus dem Lautsprecher hallte: „Mister Perry Clifton, soeben aus Wien gelandet, wird zum Informationsschalter gebeten... Mister Perry Clifton, soeben aus Wien gelandet, wird zum Informationsschalter gebeten!“
„Bitte wartet hier auf mich, das ist bestimmt Scotty!“
Es war Scott Skiffer. Er rief aus dem Yard an und entschuldigte sich, daß er mit seinen Musikern nicht rechtzeitig genug zur Stelle gewesen sei, aber die „Aktion Burton“ halte ihn in Atem. Und dann erfuhr Perry Clifton, daß man in Duncan Hill Püttely, Forster, James Pieter Burton und dessen Schwägerin Claire verhaftet habe. John Aston sei mit einem Herzanfall ins Krankenhaus nach Dover gebracht worden. Im Augenblick sei man dabei, Patrick Mills festzunehmen. Als sich Perry wieder Julie und Dicki näherte, sah er letzteren schon von weitem heftig gestikulieren.
„Um was geht’s denn?“ wollte er wissen.
„Um den Rahmen für die Wiedersehensfeier!“ sagte Julie lachend. „Als ich Dicki das Glensworth vorschlug, meinte er, daß es Ihnen unangenehm sein könnte, die Geschenke in aller Öffentlichkeit auszupacken.“
Nun mußte auch Perry Clifton lachen. „Womit er natürlich recht hat!“
„Also, dann stelle ich meine Wohnung zur Verfügung. Sie hat den Vorteil, daß sie fast am Weg liegt!“
„Und gemütlich ist!“ ergänzte Dicki.
„Was war denn mit Mister Skiffer — oder war er es nicht?“ erkundigte sich Julie Young.
„Ja, es war Scotty. Bis auf zwei Leute hat man die ganze betrügerische Sippschaft vorhin in Duncan Hill verhaftet. Einschließlich des geheimnisvollen Gesichts’...“
Die Tafelrunde
Sonnabend, 1. April.
„Ich lade Sie zur Siegesfeier ein. Bringen Sie Ihre besten Freunde mit!“ hatte Edward Hamilton gesagt und hinzugefügt: „Wir wollen ein wenig über das Geschäftliche und sehr viel über den ,Fall’ sprechen. Mein Chef, Sir Howard, ist ganz wild darauf, Einzelheiten zu erfahren.“
Und nun saßen sie um den riesigen Tisch in Hamiltons riesigem Wohnsalon, in dem alles, bis auf ihn selbst, riesig war.
Rechts neben Perry Clifton saß Julie Young, links von ihm Dicki Miller, der eine elterliche Ausnahmegenehmigung für die Einladung erhalten hatte. (Der Großvater: Laßt ihn doch mal an der „Versicherung“ riechen, vielleicht läßt er dann das blöde Detektivspielen sein. Ein Versicherungskaufmann in der Familie hilft, das Kleingedruckte zu verstehen!) Neben Dicki fühlte sich Scott Skiffer
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