Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnisvolle Haus : Kriminalroman

Das Geheimnisvolle Haus : Kriminalroman

Titel: Das Geheimnisvolle Haus : Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
mit ihrem Fächer auf die Schulter des jungen Mannes. »Würden Sie einmal zu mir kommen und mir sagen, was eigentlich Ihr Chefredakteur damit beabsichtigt, daß er all diese schrecklichen Kriegsgerüchte in die Welt setzt? Darunter leidet doch nur die Saison in den Badeorten.«
    Der Graf erhob sich schweigend von seinem Sessel und nahm den leeren Platz an der Seite der jungen Dame ein. Es herrschte zuerst ein peinliches Schweigen, aber Poltavo ließ sich dadurch nicht einschüchtern.
    »Miss Gray«, begann er ernst, »Ihre Tante war so liebenswürdig, mir Gelegenheit zu geben, eine Frage an Sie zu richten. Gestatten Sie mir diese Frage?«
    Doris zog die Augenbrauen hoch, und ihre Lippen kräuselten sich leicht.
    »Eine Frage, auf die Sie und Tante Patricia keine Antwort finden konnten - das muß allerdings etwas Spitzfindiges sein. Wie kann ich hoffen, eine Antwort darauf zu finden?« Er überhörte den ironischen Ton ihrer Stimme. »Die Frage betrifft Sie selbst.«
    »Ach!« Sie sah ihn mit blitzenden Augen an, und ihre kleinen Füße klopften ungeduldig auf den Boden. Dann lachte sie ein wenig ärgerlich.
    »Ich habe nicht viel mit Ihnen im Sinn, Graf, das gebe ich offen zu. Ich habe erfahren, daß Sie niemals sagen, was Sie meinen, oder meinen, was Sie sagen.«
    »Verzeihen Sie, Miss Gray, wenn ich Ihnen erkläre, daß sie mich ganz und gar verkennen. Ich meine stets, was ich sage, besonders wenn ich mit Ihnen spreche. Aber alles zu sagen, was ich meine, all meine Hoffnungen und Träume zu offenbaren oder gar offen auszusprechen, was ich zu träumen wage«, er sprach ganz leise, »gewissermaßen mein Innerstes nach außen zu kehren wie eine leere Tasche und den Blicken der Menge preiszugeben -nein, das ist nicht meine Art; es wäre auch töricht.« Er machte eine ausdrucksvolle Geste. »Aber um nun zur Sache zu kommen - unglücklicherweise habe ich Sie irgendwie beleidigt, Miss Gray. Ich habe etwas getan oder unterlassen - oder meine unbedeutende Persönlichkeit findet nicht Ihr Interesse. Ist das nicht wahr?«
    Die Aufrichtigkeit, mit der er sprach, war unverkennbar.
    Aber das junge Mädchen war mit ihren Gedanken nicht bei der Sache. Ihre blauen Augen blieben kühl, als ob sie etwas anderes beobachtete, und ihr Gesicht hatte in seiner jungen Herbheit eine merkwürdige Ähnlichkeit mit den Zügen ihres Onkels angenommen.
    »Ist das die Frage, die Sie an mich richten wollten?«
    Der Graf verneigte sich schweigend.
    »Dann will ich Ihnen auch eine Antwort geben«, sagte sie leise, aber erregt. »Ich will Vertrauen gegen Vertrauen schenken - ich will diesem unsicheren Zustand ein Ende machen.«
    »Das ist mein sehnlichster Wunsch.«
    Doris sprach weiter, ohne sich um die Unterbrechung zu kümmern.
    »Sie haben recht - es ist wahr, daß ich mich nicht für Sie interessiere. Ich freue mich, daß ich es Ihnen einmal offen sagen kann. Vielleicht sollte ich einen anderen Ausdruck wählen. Ich habe eine ausgesprochene Abneigung gegen Ihr geheimnisvolles Wesen - es verbirgt sich etwas Dunkles in Ihnen, und ich fürchte Ihren Einfluß auf meinen Onkel. Sie sind mir erst vor vierzehn Tagen vorgestellt worden, Mr. Farrington kennt Sie weniger als eine Woche - trotzdem haben Sie es fertiggebracht, mir einen Heiratsantrag zu machen, was ich eigentlich nur als eine Unverschämtheit bezeichnen kann. Heute waren Sie drei Stunden bei meinem Onkel. Ich kann nur vermuten, was Sie mit ihm zu tun hatten.«
    »Wahrscheinlich vermuten Sie das Falsche«, erwiderte er kühl.
    Farrington sah schnell und argwöhnisch zu ihnen hinüber. Poltavo wandte sich wieder an Doris.
    »Ich möchte nur Ihr Freund sein an dem Tage, an dem Sie meine Hilfe brauchen«, sagte er leise. »Und glauben Sie mir, dieser Tag wird bald kommen.«
    »Ist das Ihr Ernst?« fragte sie ein wenig bedrückt.
    Er nickte zustimmend.
    »Wenn ich Ihnen nur glauben könnte! Ja, ich brauche einen Freund. Oh, wenn Sie wüßten, wie ich von Zweifeln hin und her geworfen werde! Wie mich Furcht und schreckliche Vorstellungen bedrängen!« Ihre Stimme zitterte. »Es ist irgend etwas nicht so, wie es sein sollte - ich kann Ihnen nicht alles erklären … Wenn Sie mir helfen könnten … Darf ich eine Frage an Sie richten?«
    »Tausend, wenn Sie es wünschen.«
    »Und werden Sie mir auch antworten - ich meine, aufrichtig und ehrlich?« In ihrem Eifer sah sie wie ein Kind aus.
    Er mußte lächeln.
    »Wenn ich überhaupt antworten kann, so seien Sie sicher, daß ich die Wahrheit sagen

Weitere Kostenlose Bücher