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Das Geheimnisvolle Haus : Kriminalroman

Das Geheimnisvolle Haus : Kriminalroman

Titel: Das Geheimnisvolle Haus : Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Akzent, mit dem er sprach, machte seine Stimme angenehm und reizvoll.
    »Habe ich nicht recht?« fragte er dann höflich. »Ich stehe, wie Sie neulich sagten, draußen auf der kalten Straße - ich kenne nicht einmal Ihre nächsten Pläne.«
    Sein Benehmen war vornehm und ruhig, und nur sein schneller Atem verriet seine Erregung.
    Mr. Farrington bewegte sich unruhig auf seinem Stuhl.
    »Es handelt sich um gewisse finanzielle Angelegenheiten«, sagte er leichthin.
    »Es gibt aber auch noch andere Dinge, die dringend und sofort erledigt werden müssen«, unterbrach ihn Poltavo. »Ich sehe zum Beispiel, daß Ihre rechte Hand in einem Handschuh steckt, der viel größer ist als der linke. Und ich bilde mir ein, daß unter dem weißen Glaceleder ein dünner seidener Verband ist. Für einen Millionär in Ihrer Lage benehmen Sie sich recht sonderbar - ich möchte fast sagen: verdächtig.«
    »Pst!« Farrington wandte sich um. In seinem Blick lag Furcht.
    Poltavo übersah diese Unterbrechung. Er legte seine Hand auf Mr. Farringtons Arm und sprach mit seiner wohltönenden, überzeugenden Stimme auf ihn ein.
    »Ich möchte Ihnen einen guten Rat geben. Vertrauen Sie sich mir an. Ich spreche hier zu Ihnen, ohne das geringste eigene Interesse daran zu haben. Es wäre wirklich gut, wenn Sie mich ins Vertrauen zögen, denn ich glaube, Sie brauchen jetzt Hilfe, und ich habe Ihnen ja bereits Beweise meiner Fähigkeiten in dieser Beziehung gegeben. Als ich Sie heute nachmittag in Ihrem Hause am Brakely Square aufsuchte, sagte ich Ihnen schon, daß Ihnen ein Mann meiner Art von allergrößtem Nutzen sein könnte. Zuerst waren Sie überrascht, dann wurden Sie argwöhnisch. Als ich Ihnen von meinen Erfahrungen in der Redaktion einer gewissen kleinen Zeitung erzählte, wurden Sie ärgerlich. Ich bin ganz offen zu Ihnen«, sagte er und zuckte die Achseln. »Ich bin ein Abenteurer ohne Geld - kann ich aufrichtiger zu Ihnen sein? Ich nenne mich Graf Poltavo - aber meine Familie hat keinen irgendwie berechtigten Anspruch, einen Adelstitel zu führen. Ich lebe nur von meinem Witz und Verstand und habe mir bis jetzt meinen Lebensunterhalt durch Falschspielen erworben; ich habe fast einen Mord auf dem Gewissen. Ich brauche die wohlwollende Fürsorge eines starken, reichen Mannes - und Sie erfüllen alle Voraussetzungen.« Er neigte sich ein wenig vor und sprach weiter. »Sie sagten mir, ich solle meine Nützlichkeit beweisen - nun gut, ich habe die Herausforderung angenommen. Als Sie heute abend, ins Theater gingen, wurde Ihnen von einem Boten gesagt, daß der Detektiv T. B. Smith - wirklich ein bewunderungswürdiger Mann - Sie beobachtet und daß er das ganze Theater mit Geheimpolizisten abgesperrt hatte. Ich wählte einen kleinen Jungen als Boten, der Ihnen schon mehr als einmal gedient hat. Damit habe ich Ihnen doch zu gleicher Zeit bewiesen, daß ich nicht nur vollkommen informiert war, welche Schritte die Behörden Ihnen gegenüber ergriffen hatten, sondern daß ich auch wußte, wohin Sie heute abend gehen würden - und daß ich Ihr Geheimnis kannte.«
    Sein Blick haftete jetzt auf der Gestalt, die von dem dicken Mantel bedeckt war.
    Er lächelte hintergründig.
    »Sie sind ein interessanter Mann«, erwiderte Farrington düster. Er schaute auf die Uhr. »Kommen Sie mit mir ins Jollity-Theater - wir können auf dem Weg dorthin die Sache besprechen. Vielleicht fordern wir Mr. Smith heraus«, sagte er lächelnd, wurde aber gleich wieder ernst. »Ich habe einen sehr guten Freund verloren.« Auch er blickte zu dem schweigend daliegenden Mann. »Sie könnten an seine Stelle treten. Stimmt es, daß Sie etwas von technischen Dingen verstehen, wie Sie mir heute erzählten?«
    »Ich habe mein Examen als Ingenieur an der Technischen Hochschule zu Padua bestanden und besitze ein Diplom darüber«, entgegnete Poltavo prompt.

6
    Punkt zehn Uhr, als sich der Vorhang nach dem ersten Akt senkte, wandte sich Lady Dinsmore um und streckte ihre Hand aus, um den ersten der beiden Herren zu begrüßen, die in die Loge traten.
    »Mein lieber Graf, ich bin sehr böse auf Sie. Ich habe nun schon zu lange auf Sie gewartet und habe diesen jungen Leuten allerhand Gutes über Sie erzählt. Vermutlich waren Sie auch die Veranlassung zu Gregorys plötzlichem Verschwinden?«
    »Es tut mir unendlich leid!«
    Graf Poltavo konnte sich den Anschein geben, als ob er seine ganze Aufmerksamkeit auf den Menschen richtete, mit dem er sprach, und als ob er ihn bis auf den Grund

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