Das Geheimnisvolle Haus : Kriminalroman
und der Behandlung, die mir dann zuteil werden wird.« Er zitterte. »Nur weil ich die Auslieferung fürchte, mache ich Ihnen dieses Angebot. Bringen Sie alles für mich in Ordnung, und ich will Ihnen nicht nur das Geheimnis von Farringtons Fluchtplan verraten, sondern Ihnen auch eine vollständige Liste seiner Agenten geben, die Sie sonst nirgends finden werden. Während meines Aufenthaltes in dem geheimnisvollen Haus ‹ war ich vom Morgen bis zum Abend hauptsächlich damit beschäftigt, die Namen und Adressen dieser Leute auswendig zu lernen.«
Mr. Smith sah ihn nachdenklich an.
»Ihr Vorschlag ist nicht ohne weiteres abzulehnen«, meinte er dann. »Aber ich muß einen Augenblick darüber nachdenken.« Er hörte ein Geräusch auf der Straße und zog den Vorhang beiseite. Ein Wagen war draußen vorgefahren, und einige Beamte von Scotland Yard stiegen aus, unter denen er Ela erkannte.
»Ich werde Sie kurze Zeit hier einschließen, während ich mit meinen Freunden berate.«
Mr. Smith ging hinaus, schloß die Tür von außen ab und steckte den Schlüssel in die Tasche. Draußen traf er Ela.
»Haben Sie ihn?« »Ja, ich habe ihn gefangen - ich hoffe sogar, die ganze Bande jetzt in meiner Hand zu haben.«
»Und das ›geheimnisvolle Haus‹?«
»Auch das. Es hängt jetzt alles davon ab, was wir mit Poltavo machen. Wenn wir es vermeiden können, ihn vor ein Gericht zu stellen, kann ich diese Verbrecherbande, diese ganze große Organisation, mit einemmal vernichten. Ich weiß, es geht gegen das Gesetz, aber schließlich liegt es im Interesse der öffentlichen Ordnung und des Gesetzes selbst. Wieviel Mann haben wir zur Verfügung?«
»Zur Zeit sind etwa hundertfünfzig Leute in Great Bradley. Die Hälfte davon ist dort stationiert, die andere wird von unseren eigenen Beamten gestellt.«
»Senden Sie einen Mann mit dem Befehl hin, daß sie das ›geheimnisvolle Haus‹ umstellen sollen. Niemand darf das Gebäude verlassen. Alle ankommenden oder abfahrenden Wagen und Autos sind anzuhalten. Vor allem darf kein Wagen aus Great Bradley heraus, bevor seine Insassen nicht aufs genaueste durchsucht worden sind. -Was ist denn das?« Er wandte sich schnell um.
Ein unterdrückter Schrei, der aus dem Hause kam, hatte ihre Unterhaltung unterbrochen.
»Rasch!« rief Mr. Smith.
Er eilte hinein, erreichte die Tür des Wohnzimmers, in dem er den Gefangenen zurückgelassen hatte, schloß mit fester Hand auf und riß die Tür auf.
Der Raum war leer!
19
Farrington hatte sich mit Dr. Fall in dem Büro des letzteren eingeschlossen. Es war ein Ereignis eingetreten, das dem Arzt, den kaum etwas aus der Fassung bringen konnte, doch Sorgen bereitete. Düstere Falten lagen auf seiner Stirn. Farringtons Gesicht war vor Wut verzerrt.
»Sind Sie dessen auch ganz sicher?« fragte er.
»Ganz sicher«, erwiderte Dr. Fall kurz. »Er hat alle Vorbereitungen getroffen, um London zu verlassen. Seine Koffer sind gestern abend vom Charing-Cross-Bahnhof nach Paris geschickt worden. Sein Haus ist vermietet - die Miete hat er sich im voraus zahlen lassen. Seine Möbel sind so gut wie verkauft. Es unterliegt keinem Zweifel, daß er uns betrogen hat.«
»Er sollte es wagen!« stieß Farrington atemlos hervor. Die Adern auf seiner Stirn schwollen an, und nur mit größter Anstrengung unterdrückte er seine leidenschaftliche Aufwallung.
»Ich habe diesen Kerl aus dem Rinnstein aufgelesen; ich habe diesem verhungerten Hund erst eine Existenz geschaffen; ich habe ihm noch eine Chance gegeben, als er sein Leben schon verspielt hatte … Ich kann nicht daran glauben, daß er so kühn war!«
»Diese Art von Verbrechern nimmt sich alles heraus«, sagte Dr. Fall gelassen. »Sie sehen, er ist ein ganz abscheulicher Vertreter seiner Rasse - er besitzt ihre aalglatte Gewandtheit, ihre Hinterlist und ihre rücksichtslose Energie. Er würde Sie verraten, er würde seinen eigenen Bruder preisgeben. Hat er nicht seinen Vater - vielmehr seinen angeblichen Vater - seinerzeit niedergeschossen? Ich bat Sie gleich, ihm nicht zu trauen, Farrington Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte er das Haus überhaupt nicht mehr verlassen.«
»Um Doris’ willen habe ich ihn gehen lassen. Ja, ja«, fuhr er fort, als er den überraschten Blick in den Augen Dr. Falls sah. »Ich brauchte jemand, der Angst vor mir hatte und meine Pläne in dieser Richtung förderte. Die Heirat war notwendig.«
»Sie haben ein wenig sentimental gehandelt, wenn ich meine Meinung sagen
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