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Das geht auf keine Kuhhaut

Das geht auf keine Kuhhaut

Titel: Das geht auf keine Kuhhaut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wagner
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linke Fuß gemeint waren. Warum? Ein Ritter, also ein wehrhafter Mann, war nach damaligem Verständnis nur kriegstüchtig, wenn er noch die rechte Hand und den linken Fuß besaß. Mit der rechten Hand führte er das Schwert, und der Fuß, mit dem er in den Steigbügel trat, um sein Pferd zu besteigen, war der linke. Es war eine äußerst schwere, aber oft verhängte Strafe, wenn ein Missetäter dazu verurteilt wurde, eines der beiden oder gar beides abgeschlagen zu bekommen, denn es wurden ihm auf diese Weise nicht nur Hand und Fuß, sondern auch seine Mannhaftigkeit genommen. Linkshänder taten übrigens gut daran, diese „Andersartigkeit“ zu verschweigen, denn Minderheiten waren gerade im Mittelalter suspekt und konnten leicht auf dem Scheiterhaufen landen.
    |17| „Hieb- und stichfest“
    unangreifbar, absolut sicher
    N icht nur heute, sondern auch und besonders in früheren Zeiten war Aberglaube weit verbreitet. Dazu zählten magische Sprüche und Rituale, die einen Mann für den Kampf unverwundbar machen sollten. Man nannte diesen Brauch „Festmachen“. Die Zwillingsformel Hieb- und stichfest gehörte zu diesem Zauber. Sie sollte den Besprochenen gegen jede Art der typischen mittelalterlichen Kampfverletzungen gefeit machen. Auch heute noch segnen Priester in den Krieg ziehende Soldaten, um sie unter den Schutz Gottes zu stellen. Es ist immer wieder merkwürdig, dass über Jahrhunderte, ja Jahrtausende an die Wirkung derlei transzendentaler Praktiken geglaubt wurde, obwohl die unübersehbare Zahl der Getöteten und Verwundeten in den Kriegen der Geschichte eindeutig ihre Nutzlosigkeit beweist.
    „Gerüstet, gewappnet sein“
    vorbereitet sein

    W as wäre ein Ritter ohne Rüstung? Der Ritter legte sich diese Schutzkleidung, die bis zu dreißig Kilogramm wiegen konnte, mit Hilfe seines Knappen an und war dann für den Kampf gerüstet. Der Ritterpanzer diente zur Verteidigung. Wie auch heute noch entwickelte sich die Defensive immer als Antwort auf die Offensive, das heißt, neue stärkere Angriffswaffen erforderten wirksamere Verteidigungsmaßnahmen: Langbogenpfeile durchdrangen den Lederwams des frühen Mittelalters; das gegen Pfeile noch schützende Kettenhemd war gegen Armbrustbolzen machtlos, der dann vom Harnischmacher erfundene Plattenharnisch schützte nicht gegen Kanonenkugeln, und so weiter und so weiter. Gewappnet war man bewaffnet, denn das Wort „Wappen” war im Mittelalter eine Nebenform von „Waffe” und wurde erst ab dem 16. Jahrhundert im heutigen Sinn gebraucht. Ob gerüstet oder gewappnet – nach dem Einsatz kam es zur Abrüstung, denn die Herren liefen zu Hause in der Burg ja nicht in Eisen herum. Wenn sich heute jemand eine neue Fotoausrüstung oder ein Wappen zulegt, hat das zum Glück nichts mehr mit Kriegführen zu tun.
    |18| „In Harnisch bringen“
    jemanden zornig machen
    E in Harnisch ist der Brustteil der Rüstung und zusammen mit dem Helm der wichtigste Teil der Schutzkleidung des Ritters. Den Harnisch legte er bei den täglichen Kampfübungen, aber vor allem im Kriegsfall und für das Turnier an. Dann war er bereit zum Kampf. Auch ein Turnier war eine ernste Sache – Graf Diether IV. von Katzenelnbogen, einer der prominentesten Adligen des Reiches, starb 1315 auf dem Turnier des Baseler Hoftages. Die Redensart ist seit 1626 belegt. Gemeint ist, dass der, den man so zornig gemacht hat, dass er den Harnisch angelegt hat, der also in Harnisch geraten ist, bereit und willens ist zu kämpfen. Im übertragenen Sinn bedeutet die Redensart heute so viel wie „überaus engagiert“ oder auch „in Rage“, also bereit, ohne Angst vor Widerstand seine Meinung zu vertreten, nicht so sehr mit Taten, aber wohl mit Worten. Deshalb nennt man auch eine Rede oder einen Brief, in denen jemand seinen Zorn zum Ausdruck bringt, geharnischt.
    „Ross und Reiter nennen“
    klare Angaben machen

    J eder kennt das Ritual, wenn vor einem Boxkampf die Kontrahenten vom Ringsprecher namentlich vorgestellt werden. Dieser Brauch ist nicht neu. Schon im Mittelalter wurden die Ritter, die im Turnier gegeneinander antraten, vor Kampfbeginn dem Publikum genannt. Die Vorstellung wurde von einem Herold vorgenommen, denn dieser war zuständig für die Identifizierung der Ritter, die ja durch ihre Rüstung unkenntlich waren, anhand ihrer Wappen. Er orientierte sich an zu diesem Zweck angefertigten Wappenrollen, die die Unterscheidung und Zuordnung der Wappen ermöglichten. Im Unterschied zu den Boxern traten

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