Das Gelobte Land
begannen, von einem Bein auf das andere zu treten und hätten uns sicher davongemacht und wären wieder gegangen, wenn wir die Möglichkeit dazu gehabt hätten. Doch dann wurde der Kerl freundlicher, sagte, dass allerdings ein Bursche aus Island dort wohne, ein Mr. Jónsson, Student. Und manchmal sei ein Gast bei ihm; wahrscheinlich der, nach dem wir suchten. Einer, der hinkt.
– Nein, die sind im Moment nicht da. Und ich weiß auch nichts über sie! Dann stand der Kerl auf und sagte, dass es Mr. Jónsson verboten sei, Gäste zu empfangen.
– Wieso, war denn Bóbó nicht zu Gast bei ihm?, fragte ich, aber der Kerl antwortete nicht. Er war auf dem Weg die Treppe hinauf, selbst mit einem steifen Fuß.
Ich erreichte Bóbó am Abend telefonisch. Er war kurzangebunden und ein wenig mürrisch, aber das ist er immer am Telefon. Als ob er genug hätte von diesem Geschwätz. Trotzdem fand er freundliche Worte und lobte uns für unsere Energie und unseren Unternehmensgeist, uns einfach aufzumachen und über den großen Teich zu kommen. – Ihr seid mir die Richtigen. Und Manni auch? Der hat wohl eine Freikarte bekommen?! Nein?
Er sprach, als ob wir kleine Kinder wären, das fiel mir erst auf, nachdem ich schon aufgelegt hatte. Man hätte ihn vielleicht darauf hinweisen sollen, dass wir drei Jahre älter waren als er. Aber er war hier zu Hause, und er wollte uns auf alle Fälle treffen; unsere Verabredung war ziemlich umständlich. Um zwei Uhr nachmittags auf einer Bank im Central Park;
eine bestimmte Bank, die wir nach einem komplizierten System zu finden hatten. Ich schrieb mir die Anweisungen stichpunktartig in meinen neuen Schreibblock, leicht fahrig, und Bóbó fragte:
– Hast du das alles mitgekriegt, Kleiner, oder spreche ich zu schnell?
Am nächsten Morgen erwachten Manni und ich ausgeschlafen um halb sechs. Da war für uns einfach der neue Tag gekommen; wir hatten uns noch nicht an den Zeitunterschied gewöhnt. Gegen sechs machten wir einen Spaziergang durch die morgenbetauten Straßen, und Manni sagte, wir seien so früh auf den Beinen, dass sicher alle glaubten, wir seien Bäcker.
Trotzdem waren wir zu spät dran, als wir aufbrachen, um Bóbó im Park zu treffen, und wollten Zeit sparen, indem wir ein Taxi nahmen für diesen viertelstündigen Fußweg von unserem Hotel zum Central Park. Aber das Auto, gelb und verbeult, war eine Dreiviertelstunde unterwegs. Steckte andauernd im Stau und fuhr dann wieder einige Meter am Stück, während der Fahrer Selbstgespräche darüber führte, wie blöd doch die anderen Autofahrer waren. Es war schon nach halb drei, als wir endlich den Park erreichten und begannen, uns nach den Anweisungen, die wir bekommen hatten, durchzuschlagen.
Und dort saß mein Bruder Bóbó. So richtig nett und schön zurechtgemacht, in einem Anzug mit Weste. Ich bekam das Gefühl, dass er uns schon aus weiter Ferne gesehen hatte, aber versuchte, sich nichts anmerken zu lassen; so tat, als ob er völlig versunken sei in seine große Zeitung, mit zum Pfeifen gespitztem Mund. Wie zufällig sah er auf, als wir schon vor ihm standen, hob die Augenbrauen und sagte:
– Grüß dich, Kleiner!
Ich reichte ihm die Hand und sagte: – Ásmundur Grettisson, Bäcker.
Manni stellte sich vor als Hermann Þórgnýsson, Bäckermeister. Er musste immer noch eins draufsetzen.
Wir beschlossen, in eine Kneipe zu gehen, und fanden ein kleines italienisches Restaurant, eine Pizzeria mit fünf Tischen, die alle leer waren. Wir bestellten drei Budweiser, die Manni sofort auf Budenweiser umtaufte. Er war äußerst zufrieden mit diesem Namen und dem Leben allgemein; kam langsam in Stimmung und schlug Bóbó auf die Schulter und sagte, es wäre großartig von ihm, sich mit uns zu treffen, und ob es ihm gutginge? Aber Bóbó verzog nur etwas den Mund und wischte die Stelle an seiner Jacke ab, an der Manni seine Pfoten gehabt hatte, und sagte, er lese immer noch ohne Brille, falls es das sei, was er meine. Er war ungeheuer selbstsicher. Verdammt, bist du toll zurechtgemacht und eklig, sagte ich, und er antwortete lässig: – Das gehört zum Fach.
Er hatte zugenommen und begann an den Schläfen bereits zu ergrauen, nur sechsundzwanzig Jahre alt. Hatte silberne Strähnen im dunklen, zurückgekämmten Haar. An einem Finger trug er einen Ring, und er hatte die Unart, damit dauernd an das Glas auf dem Tisch zu klopfen; ließ den Ring andauernd klinkern, das schien der einzige Überrest dieses empfindlichen und
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