Das Gelobte Land
die Welt zu plappern. Die Indianer sahen ein wenig genervt auf, ihnen schien die Stille mehr zu liegen. – Wollt ihr nicht auch die Alte treffen?, fragte Baddi dann. Und zeigte auf eine armselige Hütte etwas weiter oben.
Es war kein Irrtum möglich. Niemand lachte ein so gellendes und lebensfrohes Gelächter wie Oma, und dieses Lachen strömte in Wellen aus der offenen Tür der Hütte. Wir wollten gerade an der Wand anklopfen, als sie schwungvoll in der Tür
erschien, eine Zigarette im Mundwinkel baumelnd. Blieb stehen und breitete die Arme aus, als sie uns sah: – Haaai Jungs! Einfach gleich vorbeigekommen!
Sie war nicht erstaunt, uns zu sehen. Sagte nur, dass sie sich schreckliche Sorgen machte. Was? Das Rodrígespack hatte versprochen, ihr gestern ihr Haus zubringen. Seien nochnicht aufgetaucht. – Auf diese Filipinos kann man sich einfach nie verlassen!
Aber nur wenige Minuten später erschien das Paar, von dem eben gesprochen worden war, mit dem alten Lastwagen, den Wohnwagen hinter sich ziehend. Sie waren bei den unteren Häusern im Dorf, fragten offensichtlich nach dem Weg.
– Sind sie das?, sagte Oma und hielt die Hand wie einen Schirm über die Augen; – ich bin so kurzsichtig geworden! Und wir sagten, doch, eine Verwechslung sei ausgeschlossen, und die Alte klatschte in die Hände vor Freude.
Wir begaben uns alle hinunter zum Laster, der mit dem Wohnwagen hinter sich dastand, und es gab ein Wiedersehen voll inniger Freude zwischen Oma und dem Rodrígespack, klein und schüchtern. Gegen die Alte mit ihrem blondierten Haar wirkten die beiden wie Personen aus einer Schattenwelt. Dann verkündete Oma, dass wir Jungs ihr helfen würden, da brauchte sie Baddi nicht damit zu belästigen. Manni und ich boten unsere Kräfte auf. Bóbó war rechtmäßig entschuldigt und sagte, er wolle sich Baddis Kumpane am Feuer einmal näher ansehen.
Oma hatte alles schon geregelt. Sie hatte einen Stellplatz für den Wohnwagen ausgesucht, und dort gab es Anschlussstellen für Wasser und Strom. Irgendein Typ mit Papieren kam und schloss den Wagen an das Stromnetz an, und Manni und ich besorgten den Wasseranschluss. Das war ein bisschen mühsam, wir brauchten eine Rohrzange dazu, und Rodríges hatte, wie sich herausstellte, eine solche unter seinem Sitz. Er
half uns, gab uns Anweisungen in gebrochenem Englisch und trocknete sich die Pfoten an einem Baumwolltuch. Oma und Frau Rodríges sahen zu, und als wir verkündeten, dass nun alles fertig sein müsste, lachte Oma und sagte zu dem Filipinopaar: – The boys are all right!
Dann brachten wir die Treppe an, die drei Holzstufen, die Rodríges uns von der Ladefläche herunterreichte. – Geh rein in den Palast, und schau nach, ob alles in Ordnung ist, sagte Manni, und Oma ließ sich das nicht zweimal sagen. Ging, als ob sie ein langes Kleid und Pfennigabsätze trüge, so feierlich fand sie das. Öffnete mit großer Geste und verschwand hinein, erschien dann in einem Fenster, das sie aufstieß, und sagte in fröhlichem, singendem Ton:
– Come on a-my house!
Manni und ich beschlossen, unsere Reise fortzusetzen und noch vor der Nacht den Bus zu nehmen. Bóbó fanden wir am Feuer, er unterhielt sich mit Baddi. Die Grönländer waren gegangen.
– Abreisen?!, sagten Baddi und Bóbó. Wo ist die Alte? Wir zeigten ihnen, wo Oma am Fenster des Wohnwagens stand. Der überragte die armseligen Hütten darum herum wie eine Burg ein mittelalterliches Lehen. Sie liefen mit uns dort hinüber, und wir warfen uns kurz auf die Sofas. Oma trank gerade Kaffee mit den Filipinos.
Manni und ich sagten, wir müssten abreisen, aber Bóbó würde gern dableiben. – Ich regle das mit der Hand und dem Pass, sagte Oma. Sie war immer am Regeln, und als sich herausstellte, dass Manni und ich Schwierigkeiten hatten, den Bus am Abend zu erreichen, regelte sie auch das für uns, mit einer Mitfahrgelegenheit zum nächsten Busbahnhof bei den Eheleuten Rodríges.
TV-Dinner für alle, vor dem Fernseher selbstverständlich.
Dann kam die Abschiedszeremonie auf dem Vorplatz. Bóbó und ich beließen es beide dabei, einander die Hand zu geben, und wurden etwas verlegen. Hätten uns vielleicht umarmen sollen. Aber traten nur schweigend von einem Fuß auf den anderen.
– Willst du wirklich hierbleiben, fragte ich dann.
– Naja, ich hab ja nicht mal einen Pass. Und ist man nicht doch am meisten bei seinen Leuten zu Hause?
– Doch. Aber du weißt, was ich meine.
– Nein?
– Hast du nicht gesagt,
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