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Das geraubte Leben des Waisen Jun Do

Das geraubte Leben des Waisen Jun Do

Titel: Das geraubte Leben des Waisen Jun Do Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Johnson
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zugleich ein humanitäres Ziel. Die amerikanischenMillionen, die Tag für Tag hungern müssen – jeder sechste im Land! – sollten Nahrungsmittelhilfe erhalten!
    Anfangs gaben sich die amerikanischen Besucher noch freundlich, allerdings hatten sie eine Unzahl zähnefletschender Hunde mitgebracht. Ihr müsst dabei bedenken, dass in Amerika die Hunde zum Gehorsam erzogen werden, während die Menschen, normale Bürger wie ihr und eure Nachbarn, keinerlei Gehorsam erlernen. Da kann es kaum überraschen, dass die Amerikaner, kaum hatten sie, was sie wollten – ihre unansehnliche Mitbürgerin und genug Nahrungsmittel, um ihre Armen zu ernähren –, es uns mit feiger Aggression dankten.
    Ja, Bürger! Die Amerikaner griffen uns überraschend an!
    Ein Codewort wurde gesprochen, woraufhin die Hunde ihre Fänge entblößten und sich auf ihre koreanischen Gastgeber stürzten. Und schon flog heißes Blei aus amerikanischen Pistolen auf ihr edelgesinntes koreanisches Gegenüber! Eine amerikanische Kommandotruppe stürzte sich auf Sun Moon und zerrte sie mit roher Gewalt in den Yankee-Jet! Verfolgten die Amerikaner einen ausgetüftelten Plan, um unserer bescheidenen Nation die beste Schauspielerin der Welt zu rauben? Oder wurden sie plötzlich durch ihren überirdisch schönen Anblick im roten Chosŏnot dazu veranlasst, sie einfach vom Fleck weg mitzunehmen? Wo war denn Genosse Buc? , mag der aufmerksame Zuhörer sich nun fragen. War Genosse Buc denn gar nicht an Sun Moons Seite, um sie zu verteidigen? Bürger, die Antwort lautet: Buc ist nicht mehr euer Genosse, ist es nie gewesen.
    Wappnet euch für das, was nun geschieht, Bürger. Haltet Eure Rachegelüste zurück. Lenkt euren Zorn in eure Arbeit, Bürger, und verdoppelt eure Produktionsleistung! Entfacht das Feuer eurer Wut unter den Hochöfen der Sollerfüllung!
    Denn als unsere Volksschauspielerin von den Amerikanern gepackt wurde, ließ sie der niederträchtige Buc, der nur um sein eigenes Leben fürchtete, einfach gehen. Und rannte auf und davon.
    »Erschießt mich!«, schrie Sun Moon, während sie weggezerrt wurde. »Erschießt mich auf der Stelle, Genossen, denn ohne die wohlwollende Leitung des größten aller Führer, ohne Kim Jong Il kann ich nicht leben!«
    Unser Geliebter Führer mobilisierte seine militärische Ausbildung, sprintete los und verfolgte die Feiglinge, die den Schatz unserer Nation in ihren Klauen hielten. Direkt in den feindlichen Kugelhagel rannte der Geliebte Führer. Eine Friedenstaube nach der anderen flatterte den Kugeln in den Weg und zerbarst im daunigen Glühen patriotischer Selbstaufopferung!
    Und wer steht untätig daneben? Der Feigling Kommandant Ga – Hochstapler, Waise, und gegen sämtliche Bürgerpflichten hat er auch noch verstoßen! Doch als dieser einfache Mann mit eigenen Augen sah, wie der Geliebte Führer Hunde abwehrte und dem Kugelhagel auswich, erwachte in ihm ein revolutionärer Eifer, wie er ihn bis dahin nicht gekannt hatte. Als Ga, dieses niederste Element der Gesellschaft, den Akt beispiellosen Heldenmuts mit eigenen Augen miterlebte, fühlte er sich dazu berufen, sein Leben ebenfalls in den Dienst der höchsten sozialistischen Ideale zu stellen.
    Als ein amerikanischer Soldat »Kostenlose Adoptivkinder!« rief und sich einen ganzen Arm voller kleiner Turner schnappte, trat Kommandant Ga in Aktion. Zwar fehlte ihm das Vermögen des Geliebten Führers, sich Hunde vom Leib zu halten, doch mit Taekwondo kannte er sich aus. » Charyot! «, brüllte er. Das ließ die Amerikaner aufhorchen. » Junbi! «, schrie er, dann » Sijak! «. Und dann hagelte es Schlägeund Tritte. Mit fliegenden Fäusten raste er den flüchtenden Amerikanern hinterher und boxte sich durch Düsenstrahlen, Kupfermantelgeschosse und gefletschte Fangzähne den Weg frei bis zum anrollenden Flugzeug.
    Die Triebwerke des Düsenjets brüllten mächtig auf, doch Kommandant Ga beschwor seinen kraftvollen koreanischen Charakter, holte das Flugzeug mit Juche-Kraft ein und machte einen gewaltigen Satz auf die Tragfläche. Während der Düsenjet von der Startbahn abhob und sich in die Lüfte über Pjöngjang schwang, zog Ga sich hoch und kämpfte sich durch den peitschenden Gegenwind vor zu den Fenstern. Drinnen schaute das Rudermädchen fröhlich den Amerikanern zu, wie sie bei kreischender südkoreanischer Popmusik feierten, Sun Moon ein Kleidungsstück nach dem anderen entrissen und ihrer Keuschheit beraubten.
    Kommandant Ga tauchte seinen Finger in eine seiner

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