Das geschwaerzte Medaillon
mein einziger Schutz gegen was auch immer mir das angetan hatte. Keira rannte fast um das Bett und zog hektisch eine Schublade des sterilen Nachttischs auf. Sie hatte die Panik in meiner Stimme gehört. Sie langte hinein und holte das Amulett heraus.
»Hier. Es lag neben dem Bett. Ich habe es aufgehoben und mitgenommen.«
Mit zitternder Hand versuchte ich es anzulegen. Keira nahm es mir wortlos wieder ab und half mir.
»Warum hast du es abgelegt?«
»Das habe ich nicht! Ich lege es nie ab!«
»Aber es lag doch neben dem Bett.«
»Ich weiß, aber ich habe es nicht abgelegt!« Ich betonte jedes Wort mit Nachdruck. Keira atmete ein paar Mal tief ein. Sie versuchte ihr Temperament zu zügeln. Sie wollte mich wohl nicht anfahren, wenn ich im Krankenhaus lag und ein wenig blass war.
»Janlan, was ist passiert?
Sie hatte sich wieder auf ihren Stuhl gesetzt und sah mich fragend an. Ich ließ die linke Hand auf dem Amulett liegen. Es war, als würde es ein Schutzschild um mich herum aufbauen. Zumindest fühlte es sich so an, als wäre ich in diesem Moment vor dem Etwas sicher.
»Keira, ich weiß nicht genau, was passiert ist. Ich bin aufgewacht -« Ich hielt inne.
Warum war ich eigentlich aufgewacht? Keira zog eine Augenbraue hoch, weil ich mitten im Satz aufgehört hatte zu sprechen und nun Löcher in die Luft starrte.
»Du bist aufgewacht?«, fragte sie schließlich.
»Ja und ich habe mich aufgesetzt, dann hat meine Hand wehgetan und ich habe darauf gesehen. Ab da konnte ich mich nicht mehr bewegen -«
Sie unterbrach mich: »Wie meinst du das, du konntest dich nicht mehr bewegen?«
»Genau so, wie ich es sage«, erwiderte ich leicht gereizt. Ich merkte jetzt schon, dass sie mir nicht glauben würde. Genauso wenig wie sie das mit den grünen Blitzen geglaubt hatte.
»Ich konnte mich nicht bewegen, obwohl ich es wollte. Ich ... sagen wir: Ich hatte nicht die Kontrolle über meinen eigenen Körper.«
Ich sprach schneller, damit sie mich nicht wieder unterbrach und vielleicht nur die Hälfte von dem merkwürdigen Zeug wirklich mitbekommen würde.
»Dann ist der Verband rot geworden und hat sich vor meinen Augen aufgelöst. Und der Schnitt ist einfach aufgerissen und immer tiefer geworden und dann ist Craig aufgewacht und dann bin ich wohl bewusstlos geworden.«
»Ja, das bist du allerdings. Du hast im Koma gelegen. Vier Tage lang.«
»Oh«, war wieder alles, was ich darauf antwortete.
»Auch das ist nicht normal, hat Doktor Halfersen gesagt. Er war sich nicht mal sicher, ob du überhaupt wieder aufwachst.«
Ihre Stimme klang brüchig, so als ob sie gleich wieder anfangen würde zu weinen.
»Aber ich bin aufgewacht«, flüsterte ich ihr leise zu. Es schmerzte mich, dass ich ihr so viel Kummer bereitet hatte und an Craig wollte ich gar nicht erst denken. Er würde es sich nie verzeihen, dass er nicht früher aufgewacht war.
»Ja. Dieses Mal«, sie sagte es so leise, dass ich es fast nicht verstanden hätte. Mein Kopf fing an wehzutun und meine Hand pochte im Rhythmus meines Herzens.
»Ich habe bestimmt nur ein paar blöde Bewegungen im Schlaf gemacht und da ist der Schnitt aufgerissen. Und weil ich geschockt war, konnte ich nichts machen.«
»Doktor Halfersen meinte auch, dass du unter Schock gestanden haben könntest. Aber normal ist das trotzdem nicht.«
»Keira, mir geht es jetzt gut. Wo ist Craig?«
Ich versuchte meine beste Freundin so gut es ging zu beruhigen und auf ein anderes Thema zu lenken. Auch wenn das bei mir nicht wirkte. Ich wusste, dass ich keine blöden Bewegungen gemacht hatte und ich wusste, dass ich ganz sicher nicht unter Schock gestanden hatte.
»Naja du hast noch nicht in den Spiegel gesehen, oder?«
Sie versuchte zu grinsen, aber die Sorge der letzten Tage steckte ihr noch viel zu tief in den Knochen.
»Eh nein. Ich hab dieses unheimlich bequeme Bett noch nicht verlassen. Wie sehe ich denn aus?«
»Naja, ungesund. So als wärst du fast gestorben. Vampirmäßig irgendwie ... Craig wollte ein paar Klamotten zum Wechseln holen. Wir haben hier die letzten vier Tage mehr oder weniger gewohnt. Er kommt sicher gleich wieder.«
»Keira ...«, setzte ich an, aber dann wurde ich von der aufgehenden Zimmertür unterbrochen. Doktor Halfersen kam herein und hatte seine Nase über mein Krankenblatt gesenkt.
»Guten Morgen Doktor«, begrüßte ich ihn und versuchte ihn so unbeschwert wie möglich anzulächeln. Er blieb abrupt stehen und sah aus als würde er einen Geist sehen. Dann
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