Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben
Neben der edlen Kunst, etwas zu erledigen, gibt es die nicht minder edle, Dinge ungetan zu lassen. Das Aussortieren des Unwesentlichen ist der Kern der Lebensweisheit. Laozi
Ein wort zuvor
Die Medizin unserer westlichen Kultur ist erfolgreich in der Bekämpfung von Krankheiten. Alles, was nicht stimmt in unserem Körper, wird weggeschnitten, weggelasert, wegbestrahlt. Was nicht beseitigt werden kann, wird durch Medikamente beeinflusst.
Die Gegner sind Bakterien, erhöhte Blutdruckwerte, depressive Gedanken. Entsprechend heißen die Medikamente Antibiotika, Antihypertonika oder Antidepressiva.
Obwohl so vieles machbar geworden ist, empfindet ein großer Teil unserer Bevölkerung Unbehagen bei dieser Ausrichtung der Medizin. Deshalb wünschen sich 61 Prozent der Deutschen – laut einer Allensbach-Umfrage aus dem Jahre 2005 – im Krankheitsfall eine aus Schulmedizin und traditioneller chinesischer Medizin (TCM) kombinierte Behandlung. Bei den Menschen, die bereits Erfahrungen mit der TCM gewonnen haben, liegt die Zahl der Befürworter einer solchen Kombination sogar bei 89 Prozent.
Worauf beruht diese Sehnsucht nach einer Ergänzung durch eine andersartige Medizin? Ist es die Suche nach natürlichen Arzneimitteln, die den Organismus in seiner Arbeit unterstützen – nach Pro-Immunologika, Pro-Psychika oder Pro-Metabolika? In der Verwendung von Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln artikuliert sich dieses Bedürfnis – allerdings ohne dass diese den gewünschten Effekt erzielen.
Oder ist es, weil in der chinesischen Medizin die zwischenmenschliche Zuwendung eine so große Rolle spielt? In der Tat fühlen sich die Menschen durch unsere moderne Medizin fremdgesteuert, in Einzelteile zerlegt und einer kalten Technik ausgesetzt. Das medizinische Interesse beginnt erst im Störungsfall. Krankheitsvorsorge und gesundheitsfördernde Lebensweise dagegen sind Themen, die nur stiefmütterlich behandelt werden. Dabei bleiben die Selbstbestimmung des Menschen und die Verbindungen von Seele und Körper auf der Strecke. Die westliche Medizin überlässt den Einzelnen seinen unbewussten Fehlern, um ihn bei Bedarf zu reparieren.
Im Zentrum der chinesischen Medizin hingegen steht die Forderung nach Einhaltung von Naturgesetzen durch die Aufrechterhaltung eines inneren Gleichgewichts. Denn im Einklang mit der Natur leben wir durch die Balance von entgegengesetzten Kräften (Yin und Yang), die sich ausgleichen, aber auch bekämpfen können. Durch unsere Lebensweise, Ernährung, ja sogar unser Denken entscheiden wir darüber, ob das Gleichgewicht erhalten bleibt oder nicht; die Seele spiegelt diese Ausgeglichenheit durch Zufriedenheit und Gelassenheit.
Ich danke an dieser Stelle allen meinen Patientinnen und Patienten, die in den vergangenen 30 Jahren durch ihre Beobachtungen und ihre Dialogbereitschaft dazu beigetragen haben, dass ich immer mehr Details über das Gesetz der Balance erfahren und verstehen darf. Und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich, dass Sie durch die Lektüre dieses Buches angeregt werden, sich auf Ihren Organismus einzulassen, Ihre Eigenwahrnehmung zu schulen und etwas an Selbstbestimmung (zurück) zu gewinnen.
Dr. med. Fritz Friedl
Chinesische Medizin für den Westen
Während die westliche Medizin stolz ist auf ihre neuesten Errungenschaften, stützt sich die chinesische Medizin auf mehr als 2000 Jahre Erfahrung.
Kann uns im modernen Westen eine alte Medizin aus einem anderen Kulturkreis überhaupt etwas sagen? – Sicher ja!
Ein Schulmediziner entdeckt die TCM
IM PRINZIP BIN ICH EIN ganz normaler Schulmediziner, bodenständig in Bayern aufgewachsen, Abitur, Studium, Assistenzarztzeit, Allgemeinmediziner. China hat mich als Jugendlicher nicht interessiert, nicht einmal die Mao-Bibel habe ich gelesen. Interessiert haben mich immer Menschen, ihre Schicksale und ihre Entwicklungen.
Als Arzt ist mir sehr bald aufgefallen, dass die Medizin oft mit einem Behandlungsergebnis zufrieden ist, der betroffene Patient aber nicht.
Ärzte philosophieren dann über die Grenzen des Machbaren und unterstellen dem Patienten gern maßlos überzogene Ansprüche. Patienten hingegen versuchen verzweifelt, darauf aufmerksam zu machen, dass sie nicht verstehen, was mit ihnen los ist, und dass sie mit der Irritation über ihren gestörten Organismus nicht fertig werden. Und dies wiederum irritiert die Ärzte.
Unaufhörlich lobt das westliche Medizinsystem selbstgefällig seinen hohen Standard. Nur
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