Das Gesetz der Balance - chinesisches Gesundheitswissen für ein langes Leben
Kostenfragen seien es, die einer weiteren Verbesserung im Wege stehen. Patienten, die das nicht annehmen können, werden als unbequem oder zumindest undankbar eingestuft.
Wenn ein System mit Widerstand oder Kritik so schlecht umgehen kann, so hat das schon immer meine Skepsis geweckt. Bereits als Praktikant fühlte ich oft tiefe Solidarität mit kritischen Patienten. Und sehr bald schon wurde mir klar, dass das »System Medizin« nicht hinterfragt werden durfte und Kritik meist zusammen mit der Person des Kritikers kategorisch abgelehnt wurde.
Man könnte also auch gut und gerne von einer Betriebsblindheit sprechen. Um dieser zu entgehen, habe ich mich mit Philosophie, Medizingeschichte und der Medizin anderer Kulturen beschäftigt – und bin beim Studium der traditionellen chinesischen Medizin, der TCM, gelandet.
WARUM WIR DIE TCM BRAUCHEN
Seit sechs Jahren leite ich nun die Klinik SILIMA, eine kleine Privatklinik, in der neben der westlichen Medizin gleichberechtigt und ergänzend die chinesische Medizin zur Anwendung kommt. Entgegen der landläufigen Meinung, Naturheilkunde-Systeme wie die TCM sollten eher den leichten und banalen Erkrankungen vorbehalten bleiben, bin ich heute der Auffassung, dass gerade die schweren und bedrohlichen Krankheiten nach chinesischer Medizin verlangen. Der Grund dafür liegt in der Unzulänglichkeit unserer westlichen Medizin, die trotz ihrer unbestreitbaren Vorzüge Defizite aufweist, die einen sie ergänzenden Ansatz unverzichtbar machen.
DEFIZITE DER WESTLICHEN MEDIZIN
Aus der Anatomie und Chirurgie heraus hat unsere westliche Medizin einen reparativen Ansatz entwickelt, d. h., im Krankheitsfall versucht sie, den veränderten Körper zu reparieren. Darin sind zwei Probleme enthalten:
› Krankheiten, die nicht mit einer anatomischen Veränderung in Verbindung gebracht werden können, entziehen sich der westlichen Diagnostik. Millionen von Menschen erleben dies. Sie gehen zu ihren Ärzten, schildern ihre Beschwerden, werden einer bestimmten Diagnostik unterzogen und erhalten schließlich die Auskunft, sie seien gar nicht wirklich krank, sondern es sei »nur seelisch«. Mit funktionellen Störungen, also (oft erheblichen) körperlichen Beschwerden, bei denen aber kein körperlicher Befund erhoben werden kann, tut sich die westliche Medizin schwer.
Obwohl sie den Begriff »funktionelle Störung« kennt, kann sie nicht wirklich etwas damit anfangen. Diese Unfähigkeit, Krankheiten zu analysieren, die sich »nur« im Funktionellen erschöpfen, obwohl der Körper rein technisch gesehen intakt ist, hat nichts mit den individuellen Fähigkeiten des einzelnen Arztes zu tun.
Sie steckt im Konzept unserer Medizin und stellt eine methodische Begrenzung dar, die einen großen Teil der Krankheitserscheinungen – und damit auch der Kranken – ausschließt.
› Der zweite wesentliche Kritikpunkt ist: Unserer westlichen Medizin fehlt das Verständnis für die Bedeutung von Symptomen, die im Vorfeld von Erkrankungen als Warnung des Organismus auftreten. Wenn der Magen schmerzt, obwohl er in Ordnung ist, sehen wir die Schmerzen nicht als Warnlampe eines gefährdeten Systems, sondern als Bagatelle, die keiner Reparaturmaßnahmen bedarf.
Die chinesische Medizin dagegen liefert uns die Sprache des Befindens, die uns wie ein Armaturenbrett zeigt, ob alles in Ordnung ist oder nicht. Wärme- und Kälteempfindungen, die Art des Schwitzens, Schmerzen, Appetitveränderungen, Hauterscheinungen wie auch psychische Irritationen sind immer Hinweise auf Fehlentwicklungen. Die Beachtung dieser Hinweise kann (und sollte) zur Vorbeugung von Krankheiten genutzt werden.
AKTIVIERUNG DER SELBSTHEILUNGSKRÄFTE
Dabei verfügt unser Körper über ein raffiniert konstruiertes System der Selbstorganisation, das über weite Strecken unseres Lebens Krankheiten verhindert und nur gelegentlich der Korrektur von außen bedarf. Dieses System entzieht sich dem Zugriff der westlichen Medizin, da es komplett auf einer funktionellen Ebene arbeitet. Wir lernen im Medizinstudium nicht, dieses System zu begreifen oder zu steuern. Man bringt uns nicht einmal den nötigen Respekt vor diesem großartigen System bei. Man bildet uns zum Mediziner aus, nicht zum Arzt.
Erfolgreiche naturheilkundliche Behandlungen werden in der Medizin häufig mit dem Begriff »Spontanheilung« abgetan. Auch der Umgang mit dem »Placebo-Effekt«, dem durch nicht wirksame Medikamente erzeugten Therapieerfolg, zeigt, dass die Möglichkeit der
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