Das Gesetz der Vampire
mit Meldungen, die auf Vampiraktivitäten hindeuten könnten. Wenn wir einen aufgespürt haben, schicken wir einen Jäger los, um ihn zu erledigen. Oder ein ganzes Team, wenn wir eine Kolonie entdeckt haben.«
»Kolonie?«
»Ja, sie bilden Kolonien. Die räuchern wir dann aus.« Er sah Ashton auffordernd an. »Wie ist es, Mr. Ryder? Wollen Sie mitmachen?«
Ashton nickte. »Unbedingt, Mr. Quinn. Was muss ich dafür tun?«
»Sie kündigen Ihren Job, wir bilden Sie als Detektiv und als Jäger aus. Nach bestandenen Prüfungen erhalten Sie Ihre Einsätze. Und ich verspreche Ihnen, dass Vincent Cronos Ihnen gehört, wenn es uns gelingt, ihn zu erwischen.«
Ashton reichte Quinn die Hand. »Mr. Quinn, Sie haben einen neuen Rekruten. Wann kann ich anfangen?«
»Sobald Ihre Kündigung durch ist. Aber sind Sie sich auch sicher, dass Sie das wirklich wollen? Wir haben uns natürlich über Sie erkundigt. Sie sind durch und durch ein Cop.«
Ashton zuckte mit den Schultern. »Meine Ehe hat darunter gelitten. Ich hatte ohnehin geplant, den Job aufzugeben und«, er lächelte wehmütig, »Privatermittler zu werden. Wenn ich dazu noch die Gelegenheit bekomme, den Mörder meiner Frau zur Strecke bringen zu können, werden Sie keinen fleißigeren Mitarbeiter haben als mich.«
Quinn grinste und schüttelte ihm die Hand. »Willkommen im Team, Mr. Ryder. Sie werden diesen Schritt garantiert nicht bereuen.«
2
Ashton fühlte das Adrenalin beinahe schmerzhaft durch seinen Körper strömen. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Zum ersten Mal seit zehn Jahren war er Vincent Cronos so nahe wie nie zuvor. Er durfte jetzt keinen Fehler begehen, denn wahrscheinlich würde er keine zweite Chance bekommen.
Er zwang sich mit eisernem Willen zur Ruhe, obwohl der Hass auf den Vampir, der Mary ermordet hatte, mit derselben ungezügelten Macht in ihm tobte wie damals. Harry Quinn hatte zwar behauptet, dass dieses Gefühl mit der Zeit schwächer werden würde, aber er hatte sich geirrt. Es würde niemals schwächer werden, solange Cronos nicht vernichtet war.
Er überprüfte zum unzähligsten Mal seine Waffen. Die Armbrust, sein wichtigstes Instrument, war gespannt und schussbereit. Ebenso seine mit Silberkugeln geladene Colt Government M1911 Pistole. Nur noch wenigen Minuten bis Sonnenuntergang, nur noch Sekunden, bis Cronos zu seinem jüngsten – und wenn es nach Ashton ging letzten – Opfer kam, das wie ein Schaf auf der Schlachtbank voller Sehnsucht auf ihn wartete. So wie Mary den Vampir damals erwartet hatte, ohne zu ahnen, dass sie damit ihren Tod umarmte.
Ashton war nur durch Zufall auf Cronos gestoßen. PROTECTOR Inc. hatte ihn nach New Orleans geschickt, um einen Fall seltsamer »Schlangenbisse« am Hals eines jungen Mannes zu untersuchen. Die Firma hackte sich täglich in alle Krankenhauscomputer des Landes ein und suchte speziell nach dieser Art von Verletzungen: Schlangen- oder Rattenbisse im Bereich der Hauptschlagadern. Meistens befanden sie sich am Hals, manchmal aber auch an den Handgelenken, in den Armbeugen oder an der Innenseite der Oberschenkel.
In über sechzig Prozent dieser Fälle führte die Nachforschung zu einem Vampir. So auch diesmal. Der gebissene junge Mann hatte in einer Disco eine wunderschöne Frau kennengelernt und mit ihr angebändelt. Eine Woche später kam er ins Krankenhaus wegen einer unerklärlichen Anämie und hatte Bisswunden am Hals, die von den Ärzten als Schlangenbisse eingestuft wurden. Noch ehe er wieder entlassen wurde, war Ashton zur Stelle und ließ den jungen Mann keine Sekunde mehr aus den Augen.
Er beobachtete ihn und seine Wohnung und musste nicht lange auf die Vampirin warten, der er als Futter diente. Noch am Abend nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus, tauchte sie bei ihm auf. Ashton erkannte sie sofort, denn sie stand seit einem Jahr auf der Fahndungsliste von PROTECTOR. Mindestens zwölf Morde gingen allein in den USA auf ihr Konto, wahrscheinlich aber erheblich mehr. Schließlich reichte das Blut von nur zwölf Menschen nicht aus, um einen Vampir ein Jahr lang zu ernähren. Jetzt war sie hier und plante ihren nächsten Mord. Doch sie war nicht allein. Auch Vincent Cronos erschien kurz nach ihr vor dem Haus des jungen Mannes.
Ashton erkannte ihn sofort. Er würde dieses verhasste Gesicht und die Gestalt nie vergessen. Abgesehen davon, dass er ein Bild seines Feindes bei sich trug und oft betrachtete, um sich jede Einzelheit einzuprägen, damit er Marys Mörder auch
Weitere Kostenlose Bücher