Das Gesetz der Vampire
eisern festgehalten. Quinn selbst blieb vollkommen ruhig.
»Mr. Ryder«, sagte er ungeheuer selbstsicher, »ich kann es Ihnen beweisen. Sollte mir das nicht zu Ihrer Zufriedenheit gelingen, dürfen Sie mich verprügeln, und ich werde mich nicht dagegen wehren. Mein Wort darauf.« Er nickte den Leuten zu, die Ashton festhielten, und sie ließen ihn vorsichtig los.
»Okay«, sagte Ashton flach mit kaum unterdrückter Wut und nahm zögernd wieder Platz. »Ich werde mir Ihre Beweise ansehen. Aber gnade Ihnen Gott, wenn die nicht stichhaltig sind.«
»Einverstanden. Fangen wir mit Cronos an, da Sie einen persönlichen Bezug zu ihm haben.«
Quinn holte einen dicken Aktenordner und legte ihn vor Ashton auf den Tisch. »Bevor Sie verbal oder wieder physisch über mich herfallen, Mr. Ryder, lassen Sie uns mal für eine halbe Stunde als Tatsache annehmen, dass es Vampire wirklich gibt. Ich meine jene Wesen, die aussehen wie Menschen, nicht die südamerikanischen Fledermäuse. Und nebenbei: Werwölfe, Dämonen, Geister und andere übernatürliche Wesen sind ebenfalls real.«
Ashton maß ihn mit einem Blick, der Quinn deutlicher als alle Worte zu verstehen gab, dass er ihn für komplett verrückt hielt und er immer noch in der Gefahr schwebte verprügelt zu werden. Immerhin musste Ashton zugeben, dass die Erklärungen, die Quinn ihm in der nächsten halben Stunde lieferte, zumindest logisch klangen, angefangen bei den verschiedenen Fotos von Vincent Cronos aus unterschiedlichen Zeiten und Jahrhunderten. Das älteste stammte aus dem Jahr 1851, das jüngste war erst wenige Monate alt. Trotz seines nagenden Zweifels konnte Ashton nicht leugnen, dass die Gesichtszüge auf diesen Bildern tatsächlich identisch waren und nicht nur eine zufällige Familienähnlichkeit über mehrere Generationen hinweg. Das belegten auch die in der Akte abgehefteten Vergleiche mit modernster Scannertechnik und Gesichtserkennungssoftware.
»Kommen wir zu den Bisswunden am Hals Ihrer Frau«, fuhr Quinn fort, nachdem Ashton bereit war, ihm wenigstens zuzuhören und nicht von vornherein alles als Schwindel und Fantastereien abzutun. »Die Wunden können wie auch die Speichelreste darin keinem Tier zugeordnet werden. Da man diese nicht zuordnen kann, erklärt man die Proben für verunreinigt. Die andere Theorie lautet in der Regel, dass ein perverser Ritualmörder dem Opfer zwei Kanülen in den Hals gestochen und darüber das Blut abgepumpt hat, das man nirgends finden konnte. Das eine ist so falsch wie das andere.«
Er legte etliche DNA-Analysen vor Ashton auf den Tisch. »Wie Sie sehen können, stimmen diese Analysen in allen Fällen insofern überein, als dass man mit Sicherheit sagen kann, dass sie von derselben Spezies stammen, wenn auch nicht immer von denselben Vertretern dieser Art.«
Ashton prüfte die Analysen aufmerksam. Er hatte oft genug beruflich damit zu tun, um erkennen zu können, dass Quinn die Wahrheit sagte. »Woher haben Sie die?«
Der blonde Mann lächelte. »Das sage ich Ihnen besser nicht. Wir wollen schließlich nicht, dass unsere Quelle Ärger bekommt und versiegt. Wie Sie sich wahrscheinlich denken können, haben wir Freunde im Polizeidienst, die uns in diesen Dingen behilflich sind.«
Ashton nickte langsam. »Was meinen Sie mit derselben Spezies?«
»Die Vampire sind, wie ich schon sagte, keine Menschen, auch wenn sie äußerlich so aussehen. Aber Tiere sind sie auch nicht. Sie sind, zumindest nach den DNA-Analysen, eine eigene Rasse mit einem Genom, das nur in 0,94 % von dem der Menschen abweicht. Aber diese 0,94 % machen die Mistkerle uns gewöhnlichen Sterblichen bedauerlicherweise haushoch überlegen. Da diese Art von Vampiren aber offiziell nicht existiert – wer glaubt schon an Geschöpfe aus Mythen und Legenden –, kann man die merkwürdigen DNA-Werte auch keiner Spezies zuordnen und geht deshalb in der Regel davon aus, dass die Proben verunreinigt wurden. Aus diesem Grund wurden sie bis heute auch nie katalogisiert.«
Das ergab einen durchaus logischen Sinn. Nach dem Wenigen, das Ashton über Genetik wusste, war es gar nicht mal so abwegig anzunehmen, dass eine Reihe von Menschen existierte, die diese genetische Mutation aufwies, auch wenn er immer noch nicht bereit war zu glauben, dass es sich dabei um Wesen handelte, die blutsaugend die Menschen terrorisierten.
»Was ist mit dem Leichenstaub, den man bei meiner Frau gefunden hat?«
»Stammt von einem vernichteten Vampir. Das ist der Rückstand, den einer
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