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Das Gesetz der Vampire

Das Gesetz der Vampire

Titel: Das Gesetz der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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der Vampir noch gelebt, bevor ihr ihn vernichtet hättet? Wahrscheinlich wäre er mit seinen Ausführungen nicht weiter gekommen als bis ›Hallo Leute!‹. In jedem Fall hättet ihr ihm kein einziges Wort geglaubt.«
    Ashton musste widerstrebend zugeben, dass der Alte auch in diesem Punkt recht hatte. Falls das, was er ihm offenbarte, tatsächlich die Wahrheit wäre, wofür doch einiges sprach, so rückte das nicht nur die Vampire in ein ganz anderes Licht, sondern auch Ashtons eigene Taten. Oh Gott! Das alles durfte einfach nicht wahr sein!
    »Warum habt ihr mich nicht längst hingerichtet, wenn ich wirklich Unschuldige verfolgt habe?«, fragte er aus diesem Gedanken heraus.
    »Weil unsere Gesetze das verbieten«, erklärte Gwynal ruhig, aber doch mit beginnender Ungeduld in der Stimme. »Solange du ein Mensch warst, mussten wir dich sowieso in Ruhe lassen, denn Menschen fallen nicht unter unsere Gerichtsbarkeit. Seit du verwandelt wurdest, hatten wir noch keine Gelegenheit, mit dir zu sprechen und dich unsere Gesetze zu lehren, denn du hast dich überaus virtuos vier Tage lang unseren Versuchen entzogen dich einzufangen. Bis dahin warst du ein Unwissender und ein verblendeter Narr, und bei uns schützt diese Art von Unwissenheit durchaus vor Strafe.«
    Der alte Vampir zuckte mit den Schultern. »Nachdem du Cronos getötet hattest, hatte ich ursprünglich vor, dich gefangen zu nehmen und dir die Augen über uns zu öffnen. Ich wollte dich mit dem Leben vertraut machen, das wir Vampire führen, damit du niemals wieder einen Unschuldigen verfolgt hättest und dir eine Zusammenarbeit anbieten. Zwar hatte ich nicht allzu viel Hoffnung, dass du damit einverstanden sein würdest, aber es wäre einen Versuch wert gewesen. Durch deine Verwandlung haben sich die Dinge geändert. So furchtbar das für dich auch ist, so ergeben sich daraus jetzt doch gewisse Möglichkeiten.«
    Ashton starrte ihn misstrauisch an und war sich immer noch nicht sicher, ob er Gwynal glauben konnte. Er konnte jedoch nicht erkennen, was der Vampir damit bezweckte, falls er ihm tatsächlich Lügen erzählte. Gwynal versuchte nicht, ihm seinen Willen aufzuzwingen, um ihn dadurch zu überzeugen; das hätte Ashton gemerkt. Glaubte er zumindest. Ganz nüchtern betrachtet, bestand durchaus die Möglichkeit, dass der Alte ihm die Wahrheit sagte. Worauf der am Ende hinaus wollte, würde er allerdings nur erfahren, wenn er ihm weiter zuhörte.
    Diese ganze Situation kam ihm völlig unwirklich vor. Er, der Vampirjäger, saß hier mit einem seiner Erzfeinde zusammen und war in dessen Augen ein mindestens ebenso schlimmer Verbrecher wie die Vampire in seinen. Das Entsetzlichste daran war, dass Ashton jetzt auch zu ihnen gehörte.
    »Bevor ich darauf allerdings näher eingehe«, fuhr Gwynal fort, »werde ich dir unsere Gesetze erklären und dir etwas über unser allnächtliches Leben erzählen. Ich bin mir sicher, dass du uns danach ein bisschen anders beurteilen wirst. Das wichtigste Gesetz habe ich dir schon genannt. Wir vergreifen uns niemals an Menschen oder ihren Haustieren oder ihrem Vieh, um uns zu ernähren. Niemals und unter keinen Umständen. Diejenigen unter uns, die es lieben zu jagen, ernähren sich von wilden Tieren wie Kaninchen, Hasen und so weiter.
    Die anderen kaufen das Blut von den Schlachthöfen. Die gängige Ausrede dafür lautet, dass wir Hobbymaler sind und mit dem Blut die rote Farbe verdicken. Da diese Technik im Mittelalter tatsächlich verwendet wurde und heute teilweise wieder verwendet wird, denkt sich niemand was dabei. Außerdem erwartet man von Künstlern, dass sie gewisse exzentrische Marotten haben. Was du letztendlich für deine Ernährung wählst, ist Geschmackssache. Mir persönlich schmeckt zum Beispiel Ziegenblut am besten.«
    Ashton fühlte, wie sich sein Magen verkrampfte, als er an die vier Vampire dachte, die er in seiner ersten Nacht als Vampir getötet hatte. Sie waren bei einem Schlachthof gewesen und hatten Tierblut gekauft. Außerdem hatte Colin sein Bedauern darüber ausgedrückt, dass jemand Ashton verwandelt hatte und ihm versichert, dass dieser Jemand dafür die Wächter auf dem Hals hatte. Ashton hatte seinem Geschwätz und dem Tierblut keine Beachtung geschenkt. Er war nur von Hass und dem brennenden Wunsch erfüllt gewesen, alle Vampire zu vernichten, die er finden konnte.
    Oh Gott! Rückblickend und auf dem Hintergrund dessen betrachtet, was Gwynal ihm gerade erklärt hatte, sah es so aus, als wären

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