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Das Gesetz der Vampire

Das Gesetz der Vampire

Titel: Das Gesetz der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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zumindest jene vier Vampire unschuldig gewesen. Ein schrecklicher Gedanke! Er hörte kaum, dass Gwynal weitersprach.
    »Das zweite Gesetz lautet, dass wir niemals Menschen oder andere Wesen zu Vampiren machen dürfen. Nicht einmal dann, wenn sie uns inständig darum anflehen. Egal wie sehr wir sie lieben und wie sehr wir uns wünschen, für immer mit ihnen vereint zu sein, wir dürfen es niemals tun. Das dritte Gesetz verbietet es einem Vampir, einen anderen zu töten. Es sei denn, er ist ein Wächter und vollstreckt damit ein rechtsgültiges Todesurteil. Zuwiderhandlung wird mit dem Tod bestraft.«
    Ashton hörte widerwillig zu und wünschte sich beinahe, nicht noch mehr hören zu müssen. Gwynal mochte versuchen, ihn zu manipulieren, doch Colin und auch der Barkeeper im Black Magic hatten das nicht getan, da sie nicht wussten, dass Ashton ein Jäger war. Sie hatten ihn für einen neu entstandenen Vampir gehalten, der ihre Hilfe brauchte. Demnach musste das, was sie ihm erzählt hatten, zwangsläufig die Wahrheit gewesen sein. Oh Gott!
    »Das vierte Gesetz«, fuhr der Alte fort, als Ashton ihm wieder seine Aufmerksamkeit zuwandte »verpflichtet dich, unsere Existenz vor den Menschen streng geheim zu halten. Du darfst dich keinem initiativ als Vampir zu erkennen geben. Für die Menschen sind wir sowieso nur ein Mythos, eine Legende oder Gestalten aus Gruselgeschichten. Das ist unser Schutz. Wie du besser als jeder andere bezeugen kannst, versuchen die Menschen uns zu vernichten, sobald sie erkennen, dass es uns tatsächlich gibt. Wir leben in der Regel allein oder in Kolonien, deren Mitglieder sich gegenseitig unterstützen und beschützen. Manche leben nur unter ihresgleichen, andere gehen in der Welt der Menschen ganz normalen Berufen nach als Nachtportiers, Nachtwächter, Barkeeper in Nachtclubs, Kinovorführer und dergleichen mehr.«
    »Und wie erklären sie den Menschen, dass sie das Sonnenlicht nicht vertragen? Spätestens daran erkennt man euch doch. Zumindest wirft es gewisse Fragen auf.«
    Gwynal lächelte. »Es gibt eine sehr seltene Krankheit, die Xeroderma pigmentosum heißt. Die Menschen, die an ihr leiden, sind gezwungen, das Sonnenlicht und sogar die Dämmerung zu meiden, weil selbst deren schwaches Licht bei ihnen innerhalb weniger Tage die Entstehung von schwarzem Hautkrebs verursacht, der unweigerlich zum Tod führt. Diese bedauernswerten Geschöpfe werden selten älter als zwanzig und können nur in der Nacht aus dem Haus. Deshalb nennt man sie auch Mondscheinkinder . Vielleicht hast du schon einmal von ihnen gehört. Für uns Vampire ist diese Krankheit eine herrlich plausible Erklärung für unsere ›Sonnenallergie‹, die jeder sofort glaubt. Wir haben sogar ein paar befreundete Ärzte, die uns entsprechende Atteste ausstellen, wenn wir sie brauchen.«
    »Wie passt deren Wissen über Vampire zu dem Gesetz, keinem Menschen von eurer Existenz zu erzählen?«, fragte Ashton. »Selbst Cronos hat sich offensichtlich nicht daran gehalten.«
    »Doch, hat er. Es gibt allerdings eine einzige Ausnahme. Wenn du eine persönliche Beziehung zu einem Menschen pflegst und dir sicher bist, ihm wirklich vertrauen zu können und auch sicher bist, dass er nicht zu einem tödlichen Feind für uns wird, wenn er die Wahrheit kennt, dann und nur dann darfst du ihm straflos deine Natur offenbaren. Falls du dich aber irrst und er zu einer Bedrohung für uns wird, bist du dafür verantwortlich, die Bedrohung wieder aus der Welt zu schaffen.«
    »Das heißt, ich muss ihn töten«, stellte Ashton mit bitterer Ironie fest.
    Doch Gwynal schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Das heißt, dass du in so einem Fall deine hypnotischen Fähigkeiten einsetzt und ihn vergessen lässt, was er entdeckt hat oder du ihm offenbart hast. Falls das aber fehlschlägt, denn es gibt, wie du ja weißt, einige wenige Menschen, die gegen unsere Hypnose immun sind, dann wirst du die Wächter alarmieren, die sich um ihn kümmern und ihn möglicherweise tatsächlich töten müssen. Aber solche Fälle sind zum Glück wirklich extrem selten. Die Ärzte, die unser Geheimnis kennen, sind vertrauenswürdige Freunde oder Nachfahren von menschlichen Freunden, die mit dem Wissen um unsere Existenz aufgewachsen sind. Deshalb brauchen wir unsere wahre Natur nicht vor ihnen zu verbergen.«
    Ashton schwieg und musste auch das erst einmal verdauen. Sein Verdacht, dass er über Vampire und ihr Leben so gut wie nichts wusste, wurde langsam zu einer bedrückenden

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