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Das Gesetz der Vampire

Das Gesetz der Vampire

Titel: Das Gesetz der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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beide schon seit Tagen hinter dem Verbrecher und seinem Komplizen her. Er hieß Victor Morales und war, das muss ich leider zugeben, gerissen genug, um uns Wächtern Monate lang immer wieder zu entkommen. Seine Masche, bevor er in New York auftauchte, war, seine Opfer immer sofort zu töten und danach unverzüglich weiterzuziehen. Dass er sich bei deiner Frau aus uns unbekannten Gründen über zwei Wochen Zeit genommen hat, ermöglichte es uns, ihn schließlich zu erwischen. Leider sind wir zu spät gekommen, um sie noch retten zu können. Cronos hat Morales erledigt, während ich mich um dessen Komplizen gekümmert habe. Ich kam gerade zurück, als du ins Zimmer geplatzt bist und Cronos über deine Frau gebeugt fandest und habe euch von draußen beobachtet. Und ich gebe dir mein Wort darauf, dass nicht Cronos deine Frau ermordet hat, sondern Vic Morales. Genau genommen hat Cronos ihren Tod gerächt.«
    Ashton schüttelte vehement den Kopf. Das konnte nicht wahr sein. Er hatte doch mit eigenen Ohren gehört, wie Mary auf dem Balkon nach ihrem vampirischen Liebhaber gerufen hatte, nach Vince – Vincent Cronos. Er wusste doch genau, was er gehört hatte.
    »Versuche dich zu erinnern, Ashton«, riet ihm Gwynal und blickte demonstrativ ins Feuer des Kamins, um ihm zu zeigen, dass er ihn nicht zu hypnotisieren versuchte.
    Ashton zögerte. Er traute dem Alten keinen Millimeter über den Weg. Immerhin wollte der etwas von ihm, andernfalls hätte er sich kaum die Mühe gemacht, Ashton zu füttern und ihm irgendwelche Gesetze zu erklären. Davon abgesehen wurde ihm allein bei dem Gedanken übel, dass Gwynal recht haben und Cronos tatsächlich unschuldig gewesen sein könnte. Allerdings war er jetzt derart verunsichert, dass er Gewissheit haben musste.
    Er schloss die Augen, versetzte sich im Geist an jenen verhängnisvollen Abend zurück und erlebte die Szene noch einmal, als Mary auf dem Balkon stand, die blutenden Bisswunden am Hals und den Namen des Vampirs rief, der sie ihr zugefügt hatte: V… – Vic. Wie Victor Morales. Nicht Vince.
    Ashton schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein. Er war Opfer einer falschen Erinnerung oder was immer es war, das Gwynal zweifellos mit ihm anstellte. Doch der Alte starrte immer noch ins Feuer und unternahm keinen Versuch, Ashton zu beeinflussen. Er rief die Erinnerung noch einmal zurück und lauschte in ihr dem Klang des Namens nach, den Mary gerufen hatte. Das Ergebnis blieb dasselbe: Vic – nicht Vince. Aber als Harry Quinn ihm eine Woche später Vincent Cronos’ Namen nannte, war Ashton überzeugt gewesen, dass Mary nach dem gerufen hatte. Sein Hass und seine Trauer hatten seine Erinnerung offenbar auf fatale Weise getrübt.
    Ashton wusste nicht mehr, was er glauben sollte und hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Falls diese Erinnerung tatsächlich echt sein sollte, dann hatte er einen Unschuldigen ermordet. Möglicherweise nicht nur diesen einen. Er stieß scharf die Luft aus, und Gwynal wandte sich ihm wieder zu. In dessen dunklen Augen lag ein Ausdruck, den er nicht zu deuten vermochte. Er wirkte wie eine Mischung aus Zorn und Mitleid.
    Ashton schüttelte den Kopf. »Wenn das alles wahr wäre, warum weiß PROTECTOR nichts davon? Wir haben euch studiert und wissen alles über euch. Wenn ihr eine Polizei und Gesetze hättet, dann wäre uns das bekannt.«
    Gwynal schüttelte den Kopf. »Woher denn? Die einzigen Vampire, mit denen ihr euch beschäftigt, sind die Verbrecher. Wenn es die nicht gäbe, so wüsstet ihr überhaupt nichts von unserer Existenz, weil sie die Einzigen sind, die durch ihr Fehlverhalten auffallen. Wir anderen halten uns bedeckt und geben uns die größte Mühe, von Menschen nicht als Vampire erkannt zu werden.«
    »Wenn ihr tatsächlich so harmlos und gesetzestreu seid, wie du mir weismachen willst«, höhnte Ashton, »warum seid ihr nicht zu uns gekommen, um uns davon zu überzeugen?« Das konnte einfach nicht wahr sein, denn die sich daraus ergebenden Konsequenzen wären furchtbar.
    Gwynal lachte leise. »Oh ja, das ist ein hervorragender Gedanke. Warum sind wir wohl darauf nicht von selbst gekommen?« Er tippte sich gespielt nachdenklich mit dem Finger gegen das Kinn. »Lass mich mal überlegen. Ein Vampir geht zu den Jägern und sagt: Hallo Leute, ihr habt eine völlig falsche Vorstellung von uns, wir sind in Wirklichkeit überaus harmlose, nette Wesen und tun keinem was zuleide. « Er sah Ashton fragend an. »Wie lange hätte

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