Das Gestaendnis des Scheichs
zu fügen.
Rasch schlüpfte sie in ein rosenfarbenes Kleid, das gut mit ihren dunklen Locken harmonierte. Es war ihr ein wenig zu weit, da sie in den vergangenen Monaten abgenommen hatte. Aber immerhin zauberte es einen rosigen Schimmer auf ihre Wangen.
Nur ihre dunklen Augen, die früher oft vor Lachen geleuchtet hatten, blickten traurig, wie immer seit Alexanders Tod. Früher hatte sie in jedem Menschen nur das Gute gesehen. Inzwischen wusste sie es besser, für diese Lektion hatte sie jedoch teuer bezahlt.
Sie bürstete sich die Haare und machte sich dann entschlossen auf den Weg. Sie war nicht bereit, klein beizugeben. Während sie in Begleitung des Mädchens den Garten durchquerte, versuchte sie zu rekapitulieren, was sie vor der Vertragsunterzeichnung mit Alia al Harum besprochen hatte. Stand in dem Vertrag, dass sie ausziehen musste, falls das Anwesen verkauft wurde?
Wenig später betrat sie das angenehm kühle Haus, in dem alles an ihre verstorbene Gastgeberin erinnerte. Alles war unverändert. Selbst Ellas erste Vase, die sie in ihrem neuen Atelier hergestellt hatte, stand nach wie vor auf ihrem Ehrenplatz im Entree. Wie stolz und glücklich hatte es sie gemacht, als Alia al Harum das Gefäß in die Halle gestellt hatte, wo sie jedem sofort auffiel.
Das Hausmädchen ging weiter und führte sie direkt zum Arbeitszimmer. Dort blieb Ella kurz an der Tür stehen, und ihre Augen weiteten sich vor Schreck, als sie Scheich Khalid al Harum zum ersten Mal bei Tageslicht sah. In diesem Moment hob er den Kopf und begegnete ihrem Blick. Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich, und es tat ihr sofort leid, dass sie sich ihre Bestürzung hatte anmerken lassen. Niemand hatte ihr gesagt, dass er Verbrennungen erlitten hatte, die ihn aber trotzdem nicht entstellten. Er stand auf, um sie zu begrüßen. Sie schätzte ihn auf Anfang dreißig und fand ihn äußerst attraktiv.
„Sie wollten mich sprechen?“ Sie ging auf ihn zu und hielt seinen Blick fest, entschlossen, keine Bemerkung über seine Verletzung fallen zu lassen. Keinesfalls sollte er spüren, wie groß ihr Mitgefühl war. Er musste Schlimmes durchgemacht haben. Warum riskierte ein steinreicher Mann sein Leben, um Ölbrände zu löschen?
Ihr Herz pochte heftig. Trotz der Verbrennungen war er der anziehendste Mann, dem sie je begegnet war. Er stellte selbst Alexander in den Schatten. Ein Gedanke, den sie jedoch sofort verdrängte. Schließlich stand sie vor ihrem neuen Vermieter. Romantische Anwandlungen verboten sich da von selbst.
„Bitte.“ Er deutete auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. „Sie sind wesentlich jünger, als ich dachte. Sind Sie wirklich Witwe?“
Sie nickte und ließ sich auf der Stuhlkante nieder. „Mein Mann ist im April vor einem Jahr gestorben. Weshalb wollen Sie mich sprechen?“
Er setzte sich und nahm die vor ihm liegenden Papiere in die Hand. „Wegen des Mietvertrags für das Gästehaus. Wie haben Sie meine Großmutter dazu gebracht, das zu unterschreiben?“ Er musterte Ella scharf.
Ella blinzelte irritiert. „Ich habe sie zu gar nichts gebracht. Wie können Sie so etwas behaupten?“ Sie überlegte, ob sie sofort aufstehen und gehen sollte. „Sie hat mir das Häuschen angeboten, damit ich ungestört arbeiten kann, bis ich genügend Kunden habe. Den Text hat sie selbst aufgesetzt.“
„Was für Kunden?“
„Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich Glasbläserin bin. Ich muss eine gewisse Anzahl von Stücken herstellen, um sie ausstellen und verkaufen zu können. Bis ich soweit bin, wollte Ihre Großmutter mich unterstützen. Deshalb ist die Miete so gering. Haben Sie auch den Abschnitt gelesen, in dem steht, dass sie an meinen Einnahmen beteiligt wird, sobald ich mit meiner Arbeit Geld verdiene?“
„Und wenn Sie nie etwas verkaufen? Das Ganze sieht mir sehr nach einem Kuhhandel aus. Ich weiß nicht, warum meine Großmutter sich darauf eingelassen hat. Leider ist sie nicht mehr am Leben. Wenn ich also das Anwesen verkaufen will, kann mich niemand daran hindern. Sie müssen ausziehen, damit ich das Gästehaus vorher noch renovieren lassen kann.“
Ella blickte ihn entsetzt an. „Der Vertrag gilt für fünf Jahre. Wo steht, dass ich vor Ablauf ausziehen muss?“ Panik stieg in ihr auf. Das Angebot, hier wohnen und arbeiten zu können, war ihr von Anfang an wie ein Traum erschienen. Doch mit der Zeit hatte sie es nicht mehr hinterfragt, zumal sie auch nicht über die Mittel verfügte, um sich ein neues Atelier
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