Das Gestaendnis des Scheichs
einzurichten. Wie sollte sie von heute auf morgen genügend produzieren, um davon leben zu können? Die Pläne, die sie mit seiner Großmutter geschmiedet hatte, hatten weit in die Zukunft gereicht. Nun würde sie plötzlich sofort mit ihrer Arbeit Geld verdienen müssen.
„Was verlangen Sie, damit Sie sofort das Feld räumen?“
Sie verstand nicht sofort, was er meinte. Dann wurde sie wütend. „Nichts. Ich will hierbleiben.“ Sie würde sich nicht einschüchtern lassen, auch wenn er sie mit seinem Blick zu durchbohren schien. Es ging um ihr Zuhause. Für ihn mochte es nur eine Immobilie sein, doch ihr bedeutete es viel mehr. Das Kinn hoch erhoben fuhr sie fort: „In dem Vertrag steht, dass Ihre Großmutter zehn Prozent aus meinen Einnahmen erhält, sobald meine Kunst sich verkauft. Ich nehme an, das steht jetzt Ihnen zu“, sagte sie, obwohl ihr der Gedanke, mit diesem Mann Geschäfte machen zu müssen, absolut nicht gefiel. Im Gegensatz zu seiner Großmutter lag ihm nichts an Ellas Arbeit. Für ihn war sie nur ein Hindernis beim Verkauf des Hauses.
Sein Pech.
„Es kann sich durchaus für Sie lohnen“, meinte er sanft.
Sie wich seinem Blick nicht aus. „Nein.“
„Ich habe noch kein Angebot gemacht.“
„Das können Sie sich sparen. Dem Vertrag zufolge kann ich noch vier Jahre hier wohnen. Bis dahin weiß ich, ob ich es schaffe oder nicht. Falls nicht, suche ich mir einen anderen Job.“ Sie würde das Häuschen jedenfalls nicht vorzeitig räumen.
„Suchen Sie sich doch lieber einen reichen Mann. Ich zahle Ihnen so viel, dass Sie eine Weile in Saus und Braus leben können.“
Sie sprang auf und stützte sich mit den Händen auf dem Schreibtisch ab.
„Ich ziehe nicht aus. Laut Vertrag habe ich das Recht zu bleiben. Finden Sie sich damit ab!“
Dann drehte sie sich um und verließ den Raum. Ihre Knie zitterten, und ihr Herz pochte heftig. Sie wollte sein Geld nicht. Es ging ihr einzig und allein darum, hier weiter wohnen zu dürfen. Und zwar so lange, bis niemand mehr nach ihr suchte und sie sich wieder wie ein freier Mensch bewegen konnte – und bis sie den Durchbruch geschafft hatte und von ihrer Kunst leben konnte.
Khalid lauschte Ellas sich entfernenden Schritten. Dann hörte er die Haustür ins Schloss fallen. Sie wollte also nicht ausziehen. Er studierte erneut den Mietvertrag. Soweit er es beurteilen konnte, hatte er keine Handhabe gegen sie. Trotzdem beschloss er, seine Firmenanwälte mit der Sache zu betrauen. Es musste einen Weg geben, Ella als Mieterin loszuwerden. Er wollte das Haus nicht vier Jahre leer stehen lassen, denn er ging davon aus, dass sich kein Käufer finden würde, solange das Nebengebäude bewohnt war. Was hatte seine Großmutter sich nur dabei gedacht?
Er lehnte sich zurück und blickte nachdenklich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch, auf dem eben noch Ella Ponti gesessen hatte. Sie sah aus wie Mitte zwanzig und zu jung, um schon verwitwet zu sein und allein zu leben. Dass sie wirklich um ihren Mann trauerte, hatte ihm ihr trauriger Blick verraten, der sich erst verändert hatte, als sie wütend geworden war. Plötzlich verspürte er leise Gewissensbisse, dass er ihr Leben auf den Kopf stellen musste.
Gleichwohl wollte er ihr das Gästehaus nicht länger überlassen. Hatte sie seine Großmutter um den Finger gewickelt? War sie eine Frau, die es auf ein bequemes Leben abgesehen hatte und auf fremde Kosten lebte?
Er hätte seine Großmutter öfter besuchen sollen. Sie hatten sich meistens nur dann getroffen, wenn sie in die Stadt gekommen war. Gelegentlich hatte er sie auf Empfänge oder Partys begleitet. Leider hatte er sich nie die Zeit für erholsame Wochenenden in ihrem Haus genommen. Ihm wurde bewusst, dass sie sich wesentlich mehr für sein Leben interessiert hatte als er sich für ihres. Plötzlich bedauerte er es zutiefst, dass sich daran nun nichts mehr ändern ließ.
Entschlossen verdrängte er den Gedanken und rief im Hauptsitz von Bashiri-Öl an. Je schneller er einen Weg fand, seine unerwünschte Mieterin loszuwerden, desto besser.
Ella stürmte nach Hause. Sie würde sich nicht auszahlen lassen. Warum musste Kahlid al Harum ausgerechnet jetzt hier auftauchen? In all den Monaten seit sie hier wohnte, hatte er sich nie blicken lassen. Sie hatte geglaubt, ein neues Leben beginnen zu können, und jetzt wollte er alles wieder kaputtmachen.
Doch das würde sie nicht zulassen.
Sie zog ihr Kleid aus und warf es aufs Bett. Warum hatte sie sich
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