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Das Gewicht des Himmels

Das Gewicht des Himmels

Titel: Das Gewicht des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Guzeman
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Frankie, der seine Krötenechse andächtig über ihr Schienbein laufen ließ. Alice ließ Agnete keine Sekunde aus den Augen, blieb aber dicht bei Phinneaus, und ihre Finger folgten den Adern auf seinem Handrücken. Saisee lief mit Kaffeebechern wie auf einem Trampelpfad zwischen Küche und Wohnzimmer hin und her und schleppte Platten herbei, die unter flockigem Löffelbrot, Ambrosiacreme mit knallroten Maraschinokirschen und rosigen Schinkenscheiben fast verschwanden. Und Finch tippte trotz seiner offensichtlichen Übermü dung fleißig auf seinem Laptop herum und warf Stephen ab und zu einen besorgten Blick zu. Er bestellt garantiert gerade mehrere Exemplare von Die Häschenschule, dachte Stephen.
    Überall standen Gepäckstücke herum, als hätte das Flugzeug seine Fracht über dem Haus ausgeschüttet, und in den Ecken des Wohnzimmers stapelten sich Pappkartons. Als Stephen Fragen stellte, übernahm Phinneaus das Antworten.
    »Natalies Papiere. Irgendwann werden Alice und Agnete sie durchsehen müssen. Saisee hat sie alle von oben heruntergetragen.«
    »Vom Dachboden, meinen Sie?«
    »Lieber Gott, nein«, sagte Saisee. »Aus Miss Natalies Zimmer im oberen Stock. Auf den Speicher geht nie jemand. Die Treppe ist so steil, die bringt einen um.«
    Auf den Speicher geht nie jemand.
    Stephen sprang vom Sofa auf, rannte durch den Flur und die Treppe hinauf. Auf der Hälfte drehte er sich um und stieß gegen Agnete, die ihm gefolgt war. »Hol meinen kleinen Koffer, ja? Er steht unten an der Treppe bei dem anderen Gepäck.« Dann rannte er weiter, zwei Stufen auf einmal, bis er vor der Tür zum Dachboden stand. Sie ließ sich durch ein Drehen des Türknaufs nicht öffnen, deshalb warf er sich mit aller Kraft dagegen und jubilierte laut, als sie nachgab und aufschwang.
    Agnete stand so dicht hinter ihm, dass er ihren Atem spürte. Er ließ den Blick schweifen, und es dauerte nur wenige Sekunden, bis er es gefunden hatte: In der Ecke lehnte eine große, schmale Holzkiste an der Wand. Davor standen eine Truhe, mehrere Umzugskartons mit Pullovern, die im mer noch leicht nach Mottenkugeln und Lavendelsäckchen rochen, und Papiertüten voller Kunstzeitschriften: ART IN AMERICA, ARTNnews, Art & Antiques. Die Seiten, auf denen Thomas Bayber erwähnt wurde, waren umgeknickt.
    »Da war jemand ein Fan«, sagte Stephen, während er die alten Magazine durchblätterte, aus denen Staubwolken aufstiegen, die ihn in der Nase kitzelten. »Hilf mir, das wegrücken.«
    »Wem gehört das alles?«, fragte Agnete. »Meiner Mutter?«
    »Das glaube ich nicht. Sie wusste wahrscheinlich gar nichts davon. Anscheinend hat alles Natalie gehört.« Er deutete auf einen verblichenen Adressaufkleber auf einer der Zeitschriften. Nachdem er die Kleider und Papiertüten mit dem Fuß zur Seite geschoben hatte, fassten Agnete und er die Truhe an beiden Enden an und zogen sie zur Mitte des Dachbodens. Die Holzkiste lehnte an der Wand, in den Ecken klebten Spinnfäden und Insektenlarven.
    »Stephen, wir sollten Alice fragen, bevor wir etwas unternehmen. Das alles gehört entweder ihr oder Natalie. Vielleicht wäre sie beim Öffnen gerne dabei.«
    Stephen atmete tief durch, um seinen rasenden Puls zu beruhigen. Die Härchen auf seinen Armen hatten sich aufgerichtet, seine Kehle war wie zugeschnürt und sein Mund so trocken, dass er die nächsten Worte kaum herausbekam. »Alice hat viel durchgemacht. Glaubst du nicht auch, dass wir wissen sollten, was da drinnen ist, bevor wir die Kiste nach unten schleppen? Wenn es nicht das Bild ist, können wir ihr das sagen. Und ihr die Enttäuschung ersparen.«
    »Oh sicher, ich habe ja überhaupt nichts durchgemacht«, entgegnete Agnete mit bitterem Sarkasmus. Sie rieb sich die Hände, und er merkte, dass sie genauso aufgeregt war wie er. »Also ehrlich, Stephen. Glaubt dir irgendjemand, wenn du solchen Unsinn verzapfst? Du wärst enttäuscht, nicht meine Mutter.«
    »Agnete, bitte.«
    Sie seufzte. »Also gut. Hast du etwas dabei, womit wir …«
    Stephen hatte das Köfferchen aufgeklappt und klopfte sich mit einem kleinen Stemmeisen gegen die Hand. Er schob das Ende des Eisens in den Spalt zwischen dem Rahmen und den Holzleisten, bis sich die Nägel quietschend lösten und sich der Deckel vom vorderen Paneel heben ließ. Er bat Agnete mit einer Geste um Hilfe, und die beiden trugen die Kiste zur Mitte des Raums und legten sie flach auf den Boden. Stephen reichte Agnete das Stemmeisen, ließ sich auf die Knie sinken und

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