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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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weil sie weiß, ich werde Nein sagen. Ich zuckte die Achseln und lasse ihn entscheiden. Heute Abend werden wir uns zusammensetzen und ein paar Grundregeln für den Umgang mit Alice festlegen, bevor wir sie hoffnungslos und unrettbar verwöhnt haben. Aber heute lasse ich Rex den nachsichtigen Vater spielen. Ein Tag wird nichts ausmachen.
    Sie kriegt ihre Cola, aber nicht aus dem Zeitungsladen bei der U-Bahn-Station Highgate. Ich wette, der gehört immer noch derselben Familie. Mich erkennen sie vielleicht nicht, aber natürlich werden sie sich an Rex erinnern. Sie dürften genug Zeitungen mit ihm auf der Titelseite verkauft haben. Stattdessen fahren wir die Muswell Hill Road hinauf, und ich lasse Rex und Alice aussteigen und in einen eher anonymen Supermarkt gehen. Bin ich da je gewesen? Die Berge von Obst und Gemüse vor dem Laden, deren stumpfe Haut geduldig die Gase aus meinem Auspuff absorbiert, wecken keine Erinnerung. Rex und Alice bleiben eine Weile drin, und erst als sie mit rotem Gesicht und ausgestreckter Hand wieder herauskommt, wird mir klar, dass ich ihm kein Geld mitgegeben habe.
    Wir sind noch nicht mal auf der North Circular Road, die Rex’ alten Teil Londons mit seinem neuen Zuhause verbindet, da ist Alice schon wieder aus dem Sicherheitsgurt gerutscht und liegt quer über dem Rücksitz; sie strampelt mit den Beinen in der Luft, singt vor sich hin und verschüttet klebrige Cola auf ihre Sachen und den Autositz. Zehn Jahre fallen von mir ab, und ich denke an eine andere Fahrt auf dieser Straße. Es war der Tag, an dem Rex’ Kreditkarte gekommen war, und das feierten wir, indem wir zum Supermarkt fuhren und so viele Lebensmittel und Getränke einkauften, wie wir in meinen kleinen Fiat stopfen konnten. Rex saß neben mir und verlor seinen Ringkampf mit dem Sonnendach, und Biba füllte den ganzen Rücksitz aus. Guy kann also nicht dabei gewesen sein. Sie ließ eine Zigarette aus dem linken Fenster baumeln und streckte die Füße rechts hinaus– ein verzweifelter Versuch, sich abzukühlen. Ich spüre die klebrige Hitze des Sommers noch jetzt. Ich erinnere mich an das Prickeln meines Hitzeausschlags, und der Schweiß meines Körpers ließ die Farbe aus meinem billigen violetten T-Shirt ausbluten, sodass meine Haut aussah, als hätte ich einen riesigen Bluterguss. Ich erinnere mich, dass Rex’ schweißfeuchtes Haar in einer permanenten Schmachtlocke an der Stirn klebte, wie bei Superman. Ich sehe immer noch die gekreuzten Linien des Sonnenbrands auf Bibas Rücken. Ein pinkfarbenes Bein schiebt sich zwischen mich und den Rückspiegel.
    » Schnall dich an, Alice«, sage ich. Sie trippelt mit den Füßen an der Wagendecke hinauf und druckt dünne Schichten von vermodertem Laub in der Form ihrer Schuhsohlen an den blassblauen Bezug des Himmels. Sie will mich auf die Probe stellen, und ich bestehe sie nicht. » Fuck, ich habe gesagt, du sollst dich anschnallen!« Oder habe ich etwas anderes gesagt? Rex sieht mich entsetzt an, und Alice, die sich mehr für das aufkeimende Drama interessiert und weniger Anstoß an meiner Ausdrucksweise nimmt, sitzt plötzlich stumm und aufrecht da.
    » Wie hast du sie genannt?«, flüstert er, und im selben Moment fragt Alice: » Wer ist Biba?«

ZWEI
    M eine Mutter hat den Brief noch. Er ist vom Januar 1993 und teilt dem Leser mit, dass ich ein Stipendium zum Studium Moderner Sprachen am Queen Charlotte’s College bekommen habe. Er klebt am Spiegel im Flur meiner Eltern; der Briefkopf ist von Licht und Zeit ausgebleicht, aber den Text kann man immer noch entziffern. Nachdem ich ihn geöffnet hatte und wir alle ihn drei- oder viermal gelesen hatten, hat sie ihn sicherheitshalber an den Spiegel geklebt, aber aus Versehen hat sie den extrastarken Holzleim meines Vaters dazu benutzt, und so ging er nicht mehr ab. Meine Mutter war wütend– nicht weil der Spiegel jetzt verdorben war, sondern weil sie sich die Möglichkeit genommen hatte, mit dem Brief an Bushaltestellen, Bankschaltern und Straßenecken herumzuwedeln. Sie war fest entschlossen, das College nur deshalb um eine Kopie zu bitten, aber mein Vater redete es ihr aus, obwohl er genauso stolz wie sie darauf war, dass die Erste aus unserer Familie, die eine höhere Bildung genießen sollte, es auf einer so angesehenen Universität tun würde. Ich bemerkte, dass wir in den folgenden Monaten mehr Besuch als sonst bekamen, und meine Mutter servierte den Gästen Tee in der Eingangsdiele, wo eine starke Bilderleuchte auf den

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