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Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition)

Titel: Das Gift des Sommers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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die gleiche Idee, und wir streifen einander im Vorbeifahren mit dem widerlichen Kreischen von Lack an Metall. Ich gebe Gas. Soll er mich doch verfolgen, wenn er deshalb Theater machen will. Mein linker Außenspiegel ist aus der Halterung gerissen und baumelt leblos an einem einzelnen Draht wie ein abgetrenntes Glied, das nur noch durch eine Sehne mit dem Körper verbunden ist. Der andere Autofahrer hupt wütend, während er in Richtung meines Hauses weiterfährt. Der Lastwagen ist jetzt zwischen uns, und es ist zu spät, sich umzudrehen und zu sehen, ob der andere Fahrer allein war oder jemanden bei sich hatte, ob es ein normaler Personenwagen war oder ein Taxi.
    Ich nehme mein verrücktes Tempo wieder auf. Erst ein Schild, das eine Radarkamera ankündigt, lässt mich langsamer werden. Am Stadtrand verwandeln sich die überwucherten Bankette in schmale Gehwege, und die Bäume werden spärlicher und machen Platz für Häuser, einen Pub, eine Tankstelle. Laternenpfähle erscheinen, mit Kugeln im viktorianischen Stil, die leuchten wie eine Kolonne von kleinen Monden, und mir geht ein vergleichbar helles Licht auf: Das ist es! Das Ereignis, das ich über ein Drittel meines Lebens hinweg erwartet und gefürchtet habe, ist endlich da.
    Es ist plötzlich sehr heiß im Auto. Meine Hände schwitzen in den Handschuhen, meine Augen sind trocken, und meine Zunge klebt am Gaumen. Um meiner Familie willen habe ich schon so viel aufgegeben, so viele schreckliche Dinge getan, dass ich jetzt nur weitermachen kann. Ich weiß nicht, was mit uns passieren wird. Ich habe Angst, aber ich fühle mich stark. Ich habe die Kraft einer Frau, die alles zu verlieren hat.

EINS
    I ch versuche, die Stadt mit seinen Augen zu sehen. Es waren nur zehn Jahre, aber London hat sich verändert. Wird er die subtilen Wandlungen des letzten Jahrzehnts bemerken? Registriert er das Fehlen der Telefonzellen, die Vermehrung der polnischen Lebensmittelgeschäfte? Was ist mit den Fußgängern, aus deren Ohren sich weiße Drähte in ihre Taschen schlängeln? Mit den roten Kreisen auf der Straße, die uns in der Staugebührzone begrüßen und aus ihr entlassen? Ich kann es nicht erwarten zu erfahren, was er denkt. Aber sein Blick ruht auf den Ahornsamen und Blättern, die hinter den Scheibenwischern klemmen. Er war nie ein großer Redner, aber dieses Schweigen ist zermürbend.
    Alice redet genug für uns drei; ein hell klingender Bewusstseinsstrom fließt vom Rücksitz zu uns nach vorn. Sie hat diese Reise von Südostlondon zu unserem Haus an der Küste von Suffolk in jedem Jahr ihres Lebens vier Mal unternommen. Sie fährt gern durch die Stadt nach Hause; lieber schleicht sie durch die schmutzigen Straßen, als auf der Autobahn außen herumzufahren, auch wenn das unsere Fahrt um Stunden verlängert. Ich behalte mir diese Route immer als spezielle Belohnung vor, die sie bekommt, wenn sie sich während unseres Besuchs besonders gut benommen hat oder wenn ihr und Rex der Abschied schwerer als sonst gefallen ist. Manchmal fahre ich auch durch die Stadt, wenn ich nachdenken muss; ich weiß, dass Alice dann die ganze Zeit die Nase ans Fenster drücken wird, während der Wagen im Schritttempo aus den Vororten in die Innenstadt und wieder hinaus in die Vororte unterwegs ist, und ihre Fragen drehen sich darum, was der Mann da verkauft und was das dort für ein Gebäude ist, aber es gibt keine Diskussionen darüber, weshalb Daddy so weit weg wohnen muss.
    Heute Nachmittag findet der Umweg indessen nicht auf Alices Wunsch hin statt. Während wir auf der Holloway Road entlangschleichen, ihrem Lieblingsabschnitt auf dieser Fahrt, konzentriert sie sich auf das Innere des Wagens. Dass sie vom Beifahrersitz nach hinten abgeschoben worden ist, scheint sie nicht zu stören. Sie ignoriert den karibischen Friseur, dem sie immer so gern zuwinkt, und das Universitätsgebäude, ein metallisch glänzendes Raumschiff, das wir haben wachsen sehen, um eine glänzend blaue Platte nach der anderen. Sogar an dem schmuddeligen Handyladen, der eine so seltsame Faszination auf sie ausübt, fahren wir vorbei, ohne dass das übliche Streitgespräch über die Frage ausbricht, wann sie denn alt genug für ein eigenes Telefon ist. Wir halten an einer roten Ampel, und mit einem Klicken und einem Kichern öffnet sie ihren Sicherheitsgurt und quetscht sich zwischen Fahrer- und Beifahrersitz. Ihre dürren Finger spielen mit Rex’ Haar, zupfen daran, massieren seine Kopfhaut und lassen silberne Fäden in

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