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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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abgefertigt.
    Â»Daß ich bei Vater wohne, ist für alle die beste Lösung«, sagte sie in bemüht ruhigem Ton. »Eva tut nichts lieber, als nach Sylvie zu schauen, sie ist mir eine große Hilfe. Und Platz ist auch genügend, Vater will mir das ganze zweite Stockwerk überlassen. Und er hat sogar wieder zu heizen begonnen.« Sie lachte.
    Auch Johanna schmunzelte. Thomas Heimer war noch nie ein Mann großer Worte gewesen, aber die Tatsache, daß er Ende Mai teures Brennholz verfeuerte, um seiner Tochter ein warmes Zuhause zu bieten, zeigte, wie sehr er Wanda liebte.
    Â»Wir hätten auch noch ein Plätzchen für euch gefunden, zum Beispiel in Maries altem Zimmer«, insistierte Johanna dennoch. »Ich hätte Magnus rauswerfen können – warum der noch bei uns wohnt, ist mir sowieso schleierhaft. Als er und Marie noch zusammenwaren, war das ja keine Frage, aber er kann doch nicht ewig in Maries Kammer hausen!«
    Ihre Stirn legte sich in Falten.
    Auch Wanda verzog das Gesicht. Sie kannte ihre Tante gut genug, um zu wissen, daß Magnus’ Tage im Haushalt Steinmann-Maienbaum von nun an gezählt sein würden.
    Trotzdem sagte sie: »Laß doch den armen Kerl in Ruhe. Er hatte genug damit zu kämpfen, daß Marie ihn wegen Franco verlassen hat. Und nun kommt noch die Trauer um sie dazu … In seiner derzeitigen Verfassung wäre er doch gar nicht in der Lage, sich eine neue Unterkunft zu suchen!«
    Johanna schnaubte. »Ach, vielleicht hast du ja recht. Hör einfach nicht auf deine alte Tante! Vielleicht meckere ich heute nur, damit ich nicht dauernd anfange zu weinen. Jedenfalls …« – sie setzte sich aufrechter hin, als wolle sie ihren Worten dadurch Gewicht verleihen – »jedenfalls bist du jetzt Mutter, und ich wünsche dir alles, alles Gute!« Und schon folgte der nächste Seufzer. »Wenn nur nicht –«
    Wanda unterbrach sie lachend. »Ach, Tante …«

    Kurze Zeit später machten sie sich auf den Weg zum Bahnhof. Von den Kastanienbäumen, die zu beiden Seiten die Straße säumten, rieselten immer wieder kleine Blättchen der verblühenden Kerzen auf sie herab. Als Wanda Johanna ein paar Blütenblätter aus dem Haar zupfen wollte, blieb diese abrupt stehen. Sie nahm Wandas Hand.
    Â»Fast auf den Tag genau vor sieben Monaten war ich auch auf dem Weg zum Bahnhof. Damals habe ich dich abgeholt.« Sie lachte. »Ich weiß noch alles so genau, als ob es gestern gewesen wäre. Es war eisig kalt, dein Zug hatte Verspätung, und ich habe mich auch in eine Wirtschaft gesetzt. Dabei konnte ich es nicht erwarten, dich endlich in die Arme zu schließen! Nach so vielen Jahren …«
    Auch Wanda lächelte. »Sieben Monate … Mir kommt es eher vor, als wären seitdem sieben Jahre vergangen!«
    War das wirklich sie gewesen? Dieses naive Kind, das im Oktober des vergangenen Jahres aus Amerika mit Unmengen von Gepäck hier eingetroffen war? Den Kopf vollerIllusionen, das Herz voller Sehnsucht, endlich den leiblichen Vater kennenzulernen. Sie wollte ernst genommen werden, wollte dazugehören – wozu genau, hätte sie gar nicht sagen können. Sie wollte »wichtig« sein und nicht nur die hübsche, aber nichtsnutzige Tochter von Ruth und Steven Miles.
    Kurz zuvor hatte Marie, die bei Schwester und Nichte in Amerika zu Besuch weilte, beschlossen, nicht mehr nach Lauscha zurückzukehren, sondern mit Franco nach Italien zu reisen. Zur selben Zeit hatte Wandas Cousine Anna, Johannas Tochter, sich den Knöchel verstaucht. Hierin hatte Wanda ihre Chance gewittert: Wenn sie nach Lauscha führe, könne sie Johanna helfen, hatte sie gegenüber ihrer Mutter argumentiert. Ruth war nämlich gegen diese Reise gewesen und hätte ihre Tochter lieber bei sich in New York behalten. Sie übernehme gern die Pflicht, Johanna aufzumuntern, auch für alle anderen wolle sie stets ein gutes Wort bereit haben, hatte Wanda hinzugefügt.
    Wanda, die Retterin – ha!
    Statt dessen war sie erst einmal fürchterlich krank geworden und Johannas Familie nur zur Last gefallen …
    Wanda schüttelte sich unwillig. Was war heute nur mit ihr los? Dieses ewige Zurückschauen … Als ob es kein Morgen gäbe.
    Sie war nach Lauscha gekommen, um ihren Vater kennenzulernen. Sie war gekommen, um ihren Platz im Leben zu finden. Den Platz, den

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