Das Glasperlenspiel
betrat.
Er tat es, sooft er nur konnte, er schuf sich mancherlei Anlässe und Vorwände dazu, aber immer spürte er dabei dies halb kitzelnde, halb warnende Gefühl von leiser Beklemmung, in dem lüsterne Neugierde und Freude mit Furcht im Streite lag.
Der Alte mußte es ja doch sehen, daß Knecht ihm seit langem nachfolgte und überall in der Nähe auftauchte, wo er ihn
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vermuten konnte, daß er ihm wie ein Jäger auf der Spur war und stumm seine Dienste und seine Gesellschaft anbot.
Turu, der Wettermacher, sah ihn mit den hellen
Raubvogelaugen an. »Was willst du hier?« fragte er kühl.
»Keine Tageszeit für Besuche in fremden Hütten, mein Junge.«
»Ich habe Ada heimgebracht, Meister Turu. Sie war bei der Urahne, wir hörten Geschichten erzählen, von den Hexen, und auf einmal ist es ihr Angst geworden, und sie hat geschrien, da habe ich sie begleitet.«
Der Vater wandte sich an die Kleine: »Ein Angsthase bist du, Ada. Kluge Mädchen brauchen die Hexen nicht zu fürchten. Du bist doch ein kluges Mädchen, nicht?«
»Ja, schon. Aber die Hexen können doch lauter böse Künste, und wenn man keinen Eberzahn hat...«
»So, einen Eberzahn möchtest du haben? Wir werden sehen.
Aber ich weiß etwas, was noch besser ist. Ich weiß eine Wurzel, die werde ich dir bringen, im Herbst müssen wir sie suchen und ziehen, die schützt kluge Mädchen vor allem Zauber und macht sie sogar noch hübscher.«
Ada lächelte und freute sich, sie war schon beruhigt, seit der Geruch der Hütte und das bißchen Feuerschein um sie war.
Schüchtern fragte Knecht: »Könnte nicht ich die Wurzel suchen gehen? Du müßtest sie mir beschreiben...«
Turu kniff die Augen klein. »Das möchte mancher kleine Junge gern wissen«, sagte er, aber seine Stimme klang nicht böse, nur etwas spöttisch. »Es hat noch Zeit damit. Im Herbst vielleicht.«
Knecht zog sich zurück und verschwand in der Richtung nach dem Knabenhaus, wo er schlief. Eltern hatte er nicht, er war eine Waise, und auch darum empfand er bei Ada und in ihrer Hütte einen Zauber.
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Der Regenmacher Turu liebte die Worte nicht, er hörte weder andre noch sich gern reden; viele hielten ihn für wunderlich, manche für mürrisch. Er war es nicht. Er wußte von dem, was um ihn her vorging, immerhin mehr, als man seiner gelehrten und einsiedlerischen Zerstreutheit zutraute. Er wußte unter andrem genau darum, daß dieser etwas lästige, aber hübsche und offenbar kluge Knabe ihm nachlaufe und ihn beobachte, von allem Anfang an hatte er es bemerkt, es dauerte schon ein Jahr und länger. Er wußte auch genau, was das bedeute. Es bedeutete viel für den Jungen und bedeutete viel auch für ihn, den Alten.
Es bedeutete, daß dieser Bursche in die Wettermacherei verliebt war und nichts sehnlicher wünschte, als sie zu lernen. Immer einmal gab es einen solchen Knaben in der Siedlung. Mancher war schon so dahergekommen.
Mancher ließ sich leicht abschrecken und entmutigen, andre nicht, und er hatte schon zwei von ihnen jahrelang zu Schülern und Lehrlingen gehabt, die hatten dann weit fort in andre Dörfer geheiratet und waren dort Regenmacher oder Kräutersammler geworden; seither war Turu allein geblieben, und wenn er je nochmals einen Lehrling annähme, dann würde er es tun, um einst einen Nachfolger zu haben. So war es immer gewesen, so war es richtig und konnte nicht anders sein: immer wieder mußte ein begabter Knabe auftauchen und mußte dem Manne anhängen und nachlaufen, den er sein Handwerk als Meister beherrschen sah. Knecht war begabt, er hatte, was man braucht, und hatte auch einige Zeichen, die ihn empfahlen: den forschenden, zugleich scharfen und träumerischen Blick vor allem, das Verhaltene und Lautlose im Wesen und im Ausdruck des Gesichts und Kopfes etwas Spürendes, Witterndes, Waches, auf Geräusche und Gerüche Aufmerkendes, etwas Vogelhaftes und Jägerhaftes.
Gewiß, aus diesem Knaben konnte ein Wetterkundiger
werden, vielleicht auch ein Magier, er war zu brauchen.
Aber es hatte keine Eile damit, er war ja noch zu jung, und
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man brauchte ihm keineswegs zu ze igen, daß man ihn erkannte, man durfte es ihm nicht zu leicht machen, es sollte ihm kein Weg erspart werden. Wenn er einzuschüchtern, abzuschrecken, abzuschütteln, zu entmutigen war, dann war es nicht schade um ihn. Mochte er warten und dienen, mochte er herumschleichen und um ihn werben.
Knecht schlenderte durch die einbrechende Nacht unter bewölktem Himmel mit zwei, drei
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