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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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lesen.«
    Schlumpel spazierte um Heini herum. »Er hat aber keine Schreibpfoten.«
    »Die hat er innen.«
    Schlumpel verlangte, Heinis innere Pfoten zu sehen.
    |38| »Lieber nicht. Er mag es nicht, wenn man sie sieht.«
    »Bestimmt sind sie dreckig. Meine Pfoten sind auch gerade dreckig. Ein sehr angenehmes Gefühl.«
    »Heini hat keine Dreckpfoten. Ich hau hier drauf« – ich zeigte auf die Tastatur   –, »und zwar maßvoll, und dann   –«
    »Dann heult er«, sagte sie.
    »Er heult nicht, er freut sich furchtbar, legt los und schreibt, und er zeigt mir sofort, was er geschrieben hat.« Ich deutete
     auf den Bildschirm. »Hier kann ich es lesen.«
    Aber Schlumpel, die, wie Faust, wissen wollte, was die Welt im Innersten zusammenhält, verlangte immer noch unbedingt in Heini
     hineinzugucken.
    »Wenn ich ihn aufmache, geht er kaputt.«
    »Wo sind seine Ohren?«
    »Wieso Ohren?«
    »Er muß doch hören, was du sagst, sonst kann er’s nicht schreiben.«
    »Seine Ohren – das sind diese Tasten.«
    »Der hat aber viele Ohren!«
    »Kann man wohl sagen. Auf den Tasten sind Buchstaben. Daraus mache ich Wörter. Und die schreibt er dann.«
    Schlumpel sprang mit einem Satz auf Heini. »Mach mal!«
    |39| Und also machte ich und schrieb:
Schlumpel sitzt gerade auf Heini. Ich sitze nie auf Heini, weil sich das nicht ziemt und weil der sonst zusammenkracht.
    Sie verfolgte gespannt jeden Buchstaben, jedes Wort. »Jetzt vorlesen!« befahl sie.
    Ich las vor: »
Schlumpel sitzt gerade   –«
    »Ist er kitzlig?« Sie kitzelte Heini mit der Pfote. »Lach mal!«
    »Pfoten weg!«
    »Hast du ihn schon mal gekitzelt?«
    »Ich kitzle grundsätzlich keinen Heini.«
    »Warum nicht?«
    »Sonst lacht er sich tot. Und davon hab ich nix.«
    »Schad! Mach weiter!« Schlumpel beobachtete mich scharf, als ich den nächsten Satz schrieb:
Hier unten haue ich maßvoll auf die Tasten mit den Buchstaben; Heini schreibt diese Buchstaben mit seinen im Gegensatz zu
     den Schlumpelpfoten selbstverständlich sauberen Innenpfoten und zeigt sie mir oben auf seinem Bildschirm. Wenn ihm nichts
     anderes einfällt.
Dann las ich den Satz vor.
    »Und wenn er mal nicht will?«
    »Heini will immer. Wenigstens fast.«
    »Und wenn er trotzdem mal nicht will?«
    »Red ich ihm gut zu.«
    »Und wenn er immer noch nicht will?«
    |40| »Hau ich ihm auf den Kopf.«
    »Und wenn er trotzdem immer noch nicht will?«
    »Dann ruf ich Valerie an.«
    »Haut die besser?«
    »Die haut überhaupt nicht. Valerie geht gewaltfrei vor. Sie ist eine Fachfrau für Heinis. Sie braucht nur zu sagen: Schau
     mir in die Augen, Kleiner! und ihm was ins Ohr zu flüstern, dann kuscht er.«
    »Ich kenn auch einen Heini«, sagte Schlumpel. »Der Pfarrer – der mit den Mohrenküssen – ist der Heini vom lieben Gott.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Ich bin mal auf seinem Fensterbrett – nur zum Gucken – und da hab ich’s gehört – er schreibt Gotteswörter auf, und die Gotteswörter
     erzählt er am Sonntag den Leuten in der Kirche, damit die Bescheid wissen.«
    »Der liebe Gott«, sagte ich, »braucht keinen Heini.«
    »Schreibt er selber? Mit seinen eigenen Pfoten? Bestimmt ganz schön dreckig, seine Gottespfoten.«
    »Schlumpel!« Ich bin zwar unfromm, aber dreckige Gottespfoten – nein, das geht nun doch zu weit.
    »Weil er sie immer in den Eimer mit dem Lehm |41| gesteckt hat, bei der Erschöpfung. Vom Schöpfen kriegt man dreckige Pfoten. Ist doch klar.«
    »Der liebe Gott«, sagte ich, »pflegt nicht selbst zu schreiben. Alles, was er für wichtig hielt, hat er jemandem diktiert.«
    »Sag ich ja. Dem Pfarrer, der mit meiner Milchfrau in seinem Körbchen Mohrenküsse   –«
    »Dem bestimmt nicht. Dem Moses.«
    »Wie du deinem Heini?«
    »Sozusagen.«
    »Dann ist der Moses der Heini vom lieben Gott«, stellte Schlumpel fest.
    »Und Moses«, sagte ich, »hat es dann auf Tafeln geschrieben.«
    »Aus Schokolade? Der Pfarrer hat immer ein paar Tafeln in einer Schublade gehabt und hineingebissen. Mit Nüßle.«
    »Gottes Wort hört man«, sagte ich, »oder man hört weg, aber man frißt es nicht. An den Gottestafeln hätte dein Pfarrer sich
     die Zähne ausgebissen. Die sind nämlich aus Stein. Damit sie länger halten.«
    »Länger als unser Heini?«
    »Viel länger.«
    »Was sagt er denn so, der liebe Gott?«
    Das Gespräch nahm eine Wendung, die mir in keiner Weise behagte, wobei ich Wert lege auf dieses »in keiner Weise«. Denn das
     immer häufiger, |42| auch von

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