Das Glück wartet in Virgin River
dachte sie. Ich bin schon längst in ihn verliebt. Verliebt und völlig hin und weg.
Drei Nächte lang schlief Lilly in Clays Armen, soweit sie überhaupt zum Schlafen kamen, denn bevor es so weit war, veranlasste er sie zu sportlichen Übungen, die sie vorher nicht gekannt hatte. Anschließend hielt er ihren zitternden, befriedigten Körper fest, bis sie sich beruhigt hatte. Und unweigerlich streckte sie jedes Mal wieder die Arme nach ihm aus und wollte mehr. Hilflos stöhnend erfüllte er ihre Bitte dann jedes Mal und liebte sie noch einmal. Und noch einmal.
Wenn seine Hände sie berührten und er in ihr war, gelangte sie an einen Ort, an dem sie, soweit sie sich erinnerte, nie zuvor gewesen war. Der Mann hatte eine Art, mit ihrem Körper umzugehen, der jede Realität überstieg. Und seinem Stöhnen und dem feucht schimmernden Glanz auf seinem Körper nach zu urteilen, schien auch sie ihn nicht zu enttäuschen.
Während sie Sex hatten, kämpfte sie um sein Haar. Er hatte es zusammengebunden oder geflochten, um es unter Kontrolle zu halten, und sie öffnete es und ließ es frei fließen. War er über ihr, hüllte es sie wie ein Vorhang ein, und wenn er auf dem Rücken lag, liebte sie es, darauf zu liegen, denn es fühlte sich an wie eine weiche Matte, auch wenn sie manchmal leicht daran zog. Es war ein ständiger Kampf, aber sie wollte dieses dichte schwarze Haar, das ein Zeichen seiner Herkunft war, überall um sich fühlen, unten, oben und neben ihr. Sie streichelte es wie ein Kuscheltier.
Als er sie dann in dieser dritten Nacht fest in den Armen hielt, flüsterte er: „Ich wollte dich eigentlich nicht fragen, aber …“
„Das sollst du allerdings, denn ich kann deine Gedanken nicht lesen.“
Er brauchte einen Moment, um sich die Worte zurechtzulegen. „Ist dein … wie hieß er doch gleich … immer noch so angeschlagen?“
Lilly kicherte. „Ich habe zweimal mit ihm gesprochen. Es geht ihm schon besser. Bald hat er es überstanden.“
„Ich will über ihn Bescheid wissen“, fuhr Clay fort. „Ich möchte wissen, wie du ihn kennengelernt hast, was dir an ihm gefällt und ob du ihm erzählen wirst, dass wir tagelang endlosen bewusstseinsverändernden Sex miteinander hatten.“
„Ich hatte nicht vor, irgendjemandem davon zu erzählen. Das wäre doch indiskret.“
„Ich habe mich bemüht, nicht nach ihm zu fragen, und so lange wie möglich auch durchgehalten. Erzähle mir wenigstens etwas über ihn. Zum Beispiel … ist er ein Hopi? Hat dein Großvater ihn für dich ausgesucht?“
Nun prustete sie vor Lachen. „Nein! Kann sein, dass er Deutscher ist. Ich weiß nicht mehr genau. Hör zu, ich habe dir da etwas vorgemacht. Er ist nicht mein Freund, nicht in dem Sinne. Er ist mein bester Freund. Sein Name ist Dane, und er hat ein Café in der Nähe von meinem Yoga-Studio. Ich kenne ihn seit ein paar Jahren, seitdem er das Geschäft eröffnet hat. Wir gehen zusammen ins Kino, manchmal machen wir eine Wanderung, wir führen lange Gespräche, streiten uns über Politik und reden über Bücher, die uns gefallen. Wenn es hier irgendwo mal Livemusik gibt, versuchen wir hinzugehen. Er hat eine Schwester, eine Nichte und einen Neffen, die ich total süß finde. Mit ihm kann ich über alles reden. Wir haben dieselbe Ausbildung und …“
„Welche Ausbildung?“
„Wir lieben die Kunst. Musik, Literatur, Theater, Malerei. Ich habe einen Abschluss in Kunstwissenschaften.“
„Aber bei deinem Großvater bist du die Buchhalterin!“
„Na ja, nicht wirklich. Ich führe ihm die Bücher. Das hat er mir schon lange, bevor ich aufs College gegangen bin, beigebracht. Das musste ich nicht mehr studieren. Was ich im Geschäft brauchte, wusste ich längst.“
„Liebst du ihn?“
„Meinen Großvater ?“, fragte sie verwirrt.
„Deinen Freund “, sagte Clay ungehalten.
„Ja, wie man seinen besten Freund liebt“, antwortete sie lächelnd und strich ihm das Haar aus der Stirn. „Ich schätze und bewundere ihn. Er ist ein so guter Mensch. Aber du darfst ihn nicht für meinen … Ich weiß, dass ich ihn als meinen Freund bezeichnet habe, aber wir sind kein Paar. Das waren wir nie und werden es auch niemals sein. Er ist schwul.“
„Schwul?“, fragte Clay.
„Total. Ich habe versucht, ihn umzupolen, denn wir haben so gut zusammengepasst und waren beide in keiner Beziehung. Aber er und Frauen – unmöglich.“
„Gut. Wenn du den Jungen liebst wie einen Freund, kann ich damit umgehen. Ich käme nur nicht
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