Das Glück wartet in Virgin River
Hope, die mit dem Computer umgehen konnte und offensichtlich eine Schwäche für eBay hatte, sich auf Nordkalifornien beschränkt hätte.
Und nichts konnte Gutachter und Experten für Haushaltsauflösungen und Auktionen so schnell in Bewegung setzen wie der Name Muriel St. Claire.
„Ab sofort werden wir Gesellschaft bekommen“, informierte sie Mel und ein paar der anderen Ladys. „Wir müssen so vorgehen, dass wir den Wert dieser Sachen schätzen lassen, die Zahlen etwas höher ansetzen und dann ihre Provisionen verhandeln. Möglicherweise muss vieles davon, wie etwa die Gemälde, das Porzellan und einige kleinere antike Stücke, nach San Francisco gebracht werden, wenn man den besten Preis erzielen will. Man könnte auch einiges direkt von einem Auktionshaus erwerben lassen, das Interesse daran hätte, die Stücke zu versteigern. Wir werden Annoncen aufgeben müssen. Oh, ist das aufregend! Benedict Compton – das ist der Präsident der San Francisco Pavilion Auction Company – wird höchstpersönlich hier vorbeikommen.“ Lachend rieb sie sich die Hände.
Mel war zutiefst beeindruckt.
„Ich muss zugeben, das hier könnte mir sehr viel mehr Spaß machen, als bloß zu einer Haushaltsauflösung oder einer Auktion zu fahren“, gab Muriel zu.
„Ein Problem könnte es allerdings geben“, meinte Mel. „Im ganzen Ort fällt mir außer dir niemand ein, der von solchen Sachen auch nur die geringste Ahnung hat. Da mögen noch so viele Gutachter kommen, um sich das Zeug anzusehen, ich wüsste nicht, wie ich einen Vertrag mit ihnen aushandeln sollte.Ich hatte dich angerufen, weil ich das Gefühl hatte, dass wertvolle Sachen dabei sein könnten, aber verstehen tue ich nichts davon. Abgesehen davon muss ich mich um meine Patienten kümmern. Und die anderen Ladys hier haben auch ihre Arbeit und ihre Familien. Und…“
„Nun, ich bin zwar keine Expertin, aber ich kenne mich einigermaßen aus. Willst du, dass ich die Begutachtungen abwickle?“
„Würdest du das tun? Hast du denn die Zeit dazu?“
„Solange ich dazu komme, die Pferde zu füttern, kann ich das übernehmen. Und ich bin sicher, dass Walt mir die Pferde auch abnehmen würde. Wahrscheinlich wird er sogar begeistert die Gelegenheit beim Schopf packen, einmal etwas anderes tun zu können, als ständig mit mir auf Antiquitätenjagd zu gehen“, fügte sie lachend hinzu.
Während Muriel sich also um die Gutachter und Experten kümmerte, durchforstete Preacher die Dateien auf Hopes Computer. Es stellte sich heraus, dass die Kirche im Ort nicht das Einzige war, das sie über eBay erstanden hatte. Die alte Frau hatte das Kaufen und Verkaufen zu ihrem Hobby gemacht und sich damit die Zeit vertrieben, wobei ihre Transaktionen bis nach China reichten. Und was das Porzellan anging – das Belleek war Zehntausende wert! Ein paar der Teekannen waren aus altem, englischem Sterling Silber und wurden pro Stück für zweitausend Dollar gehandelt. Dazu kamen ein paar andere uralte chinesische Teekannen, die gleichfalls einen hohen Wert besaßen. Eine Ming-Vase hatte Hope zwar nicht erstanden, aber mehrfach hatte sie darauf geboten.
„Und was ist mit Edelsteinen?“, fragte Mel hoffnungsvoll.
„Das sind hübsche Steinchen“, erklärte Muriel und schüttelte den Kopf. „Aber dieses Notizbuch mit dem Gekrakel auf zerknittertem Papier? Das sind Unterschriften berühmter Leute, unter anderem die von U. S. Grant. Die hätten eingerahmt und geschützt werden müssen, stattdessen hat sie sie in ein Notizbuch mit Spiraleinband gesteckt.“ Sie schnalzte die Zunge. „Es tut mir leid, aber ich muss wirklich sagen, dass Hopes Schätze besser versorgt sein werden, nachdem sie nicht mehr in ihren Händen liegen.“
„Ich denke, sie hat sich nur die Zeit damit vertrieben“, sagte Mel. „Sie ist immer aufgetreten wie eine Frau, die tausend Dinge zu tun hat. Dabei sah sie aus wie eine Landstreicherin. Zynisch, grantig und zügellos. Und vollkommen glücklich.“
„Übrigens“, fragte Muriel. „Wo ist Hope eigentlich?“
„Abgesehen davon, dass sie verbrannt werden wollte, hat sie zu ihrer Bestattung keine besonderen Wünsche geäußert. Bislang hat keiner auch nur den Ansatz einer Idee, was mit ihrer Asche geschehen soll. Deshalb hebt das Bestattungsinstitut in Fortuna sie für uns auf. Jack möchte etwas organisieren, das ihr gerecht wird, etwas, das sie ehren würde, aber bis jetzt ist ihm noch nichts dazu eingefallen. Und obwohl der ganze Ort sauer ist, weil sie
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