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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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diesen Dienst in Anspruch genommen hatte.
Dasselbe galt wahrscheinlich für die anderen Frauen.
»Gibt es inzwischen eine Erklärung dafür, wie der
Mann aus dem Keller ... du weißt schon.« Dóras
Blick wanderte zu Sóley, die die Schokoriegelverpackung
zusammenknüllte.
    Jóhanna
schüttelte den Kopf. »Laut DNA-Untersuchung ist Adolf
nicht der Sohn des Geköpften. Sein Vater ist einer der anderen
drei Männer.« Dóra schüttelte sich. Hatte
Alda dem falschen Mann den Kopf und den Penis abgeschnitten? Sie
traute sich nicht, ihre Gedanken in Worte zu fassen, aus Furcht,
Jóhanna könne einen Rückzieher machen. Sie
würde ihr nie beipflichten, dass ihre Schwester etwas damit zu
tun hatte. »Adolf hat Anspruch auf Aldas Erbe erhoben. Meiner
Mutter und mir wurde gesagt, er würde aller Wahrscheinlichkeit
nach damit durchkommen. Wir gehen also leer aus.«
Jóhanna schien sich damit abgefunden zu haben. »Das
Schlimmste ist, dass er nicht mit uns reden will, sich sogar
weigert, uns zu treffen. Er war noch nicht mal bei der Beerdigung
seiner Mutter.«
    »Das
wird sich mit der Zeit schon bessern«, sagte Dóra
wenig überzeugt. »Aldas Geschichte ist wirklich
furchtbar.«
    »Ja,
aber sie erklärt einiges. Mir ist inzwischen klar, warum sie
sich von ihrem Mann getrennt hat. Er war immer so anständig.
Soweit ich weiß, hatte sie nach der Vergewaltigung keine
sexuellen Empfindungen mehr. Sie war zwar vor kurzem bei einer
Sexualberatung, aber meines Wissens ohne Erfolg. Alda hatte nie
irgendwas mit Männern.« Orri fiel der Kopf auf die
Brust, wobei ihm das unversehrte Fladenbrot aus der Hand glitt. Er
war in Dóras Arm eingeschlafen. »Ist das
deiner?«, fragte Jóhanna.
    »Nicht
direkt. Er ist mein Enkel.« Sie bettete Orri in ihren
Schoß.
    »Wusstest
du, dass Alda Großmutter war?«, fragte Jóhanna
leise. Dóra schüttelte den Kopf. »Sie wusste
selbst nicht, dass Adolf eine Tochter hat. Sie ist leider sehr
krank. Meine Mutter hat sie im Krankenhaus besucht. Sie war heute
Morgen noch bei ihr.«
    »Wie
geht es deiner Mutter?«, fragte Dóra. »Hat sie
sich wieder gefangen?«
    Jóhanna
lächelte zögernd. »Nicht ganz. Sie kann sich nicht
damit abfinden, dass die Ermittlungen so langsam
vorankommen.« Jóhanna schaute auf ihre Armbanduhr.
»Sie hat mir versprochen vorbeizuschauen, aber ich weiß
nicht, ob sie wirklich kommt. Seit sie von diesem Krankenbesuch
zurück ist, ist sie total durcheinander. Sie hat irgendeine
VISA-Quittung mitgebracht und wollte unbedingt rauskriegen, wem sie
gehört. Man konnte die Unterschrift nicht richtig lesen, aber
ich komme von zu Hause aus auf den Bankserver und konnte es
raussuchen. Hjalti Markússon. Dann hat sie sich wieder
beruhigt. Gott weiß, warum. Ich mache mir Sorgen um sie
– sie ist richtig besessen von Leifurs und
Markús’ Familie.« Jóhannas Blick wanderte
durch das leere Zelt. »Meine Mutter und ich werden von
niemandem mehr beachtet. Das geht ihr sehr nahe, auch wenn sie sich
nichts anmerken lässt. Leifur und Markús und ihr Vater
stehen irgendwie als Helden da, aber uns gegenüber sind die
Leute total verunsichert. Ich verstehe das nicht.«
    Dóra
ahnte den Grund. Niemand wusste, wie sich das Verhältnis der
beiden Familien nun entwickeln würde. Es war einfach sicherer,
zu dem Reedereikönig zu halten als zu der Witwe und ihrer
Tochter. »Also dann«, sagte Dóra. »Ich
muss langsam mal nach Hause.« Sie stand auf und konnte
Jóhannas traurigen Blick kaum ertragen. »Bist du
morgen auch hier? Wir sind nochmal unterwegs und würden gerne
vorbeischauen.« Jóhannas Lächeln war Antwort
genug.   

    Die Gäste
in Leifurs und Markús’ Zelt waren im Aufbruch
begriffen – wenn Dóra ein paar Minuten später
gekommen wäre, hätte sie ein leeres Zelt vorgefunden.
»Wir sind auf dem Weg zum Konzert.« Markús
nuschelte noch mehr als vorher. »Uns wird ein guter Platz
freigehalten, da passt ihr bestimmt auch noch mit
hin.«
    Dóra
lehnte dankend ab. »Ich muss nach Hause. Ich wollte nur den
Kinderwagen holen.«
    »Hol mal
den Kinderwagen, Hjalti«, sagte Leifur, der noch mehr
nuschelte als Markús.
    Der Junge
stand auf, ohne Dóra anzuschauen. Er hatte den Bart
abgenommen, trug aber noch den roten Hut. Er wirkte sehr
nervös, was Dóra langsam merkwürdig vorkam.
Vielleicht vertrug er keinen Alkohol – oder schämte sich
für seinen beschwipsten Vater. Er hob den Kinderwagen hoch und
trug ihn ungelenk durchs Zelt. Dóra konnte ihn nicht
annehmen, weil sie Orri auf dem

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