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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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Schultern. »Sie hat sich nicht eingemischt.
Das war gelogen.« Markús schloss die Augen. Er wirkte
gelangweilt. »Bei der Evakuierung habe ich mit Alda
gesprochen. Sie stand immer noch unter Schock. Sie hat mich
gefragt, was aus dem Kopf geworden ist, und ich hab es ihr
erzählt. Ich hatte die Kiste im Keller versteckt und wollte
sie am nächsten Tag verschwinden lassen. Aldas Eltern hatten
ihr die ganze Geschichte erzählt, und sie hatte
fürchterliche Angst, dass ihr Vater ins Gefängnis
kommt.« Dóra versuchte, sich die Situation
vorzustellen. Aldas Eltern, die ihr die nächtlichen Ereignisse
schilderten, um ihr klarzumachen, wie wichtig es war, dass sie sich
opferte, damit ihr Vater nicht ins Gefängnis
kam.
    »Von dem
Kopf wusste niemand etwas, und Alda hat ihren Eltern nie davon
erzählt. Sie wollte das alles verdrängen und hat sich
selbst die Schuld gegeben. Als wir uns im Gymnasium wiedergetroffen
haben, haben wir nicht mehr darüber geredet. Erst als die
Häuser ausgegraben werden sollten, kam das Thema wieder hoch.
Ich hab natürlich vom ersten Tag an versucht, die Ausgrabung
zu verhindern, aber Alda hat die Angelegenheit bis vor ein paar
Monaten einfach ignoriert. Dann meinte sie plötzlich, sie
wollte reinen Tisch machen, ich bräuchte keine einstweilige
Verfügung, die Wahrheit würde ans Licht kommen und so
weiter. Ich hab versucht, sie davon abzubringen, aber es ging
nicht. Dann hab ich sie gebeten, so lange zu warten, bis ich im
Keller gewesen wäre, und sie hat gnädigerweise
zugestimmt. Am Abend vor der Tat habe ich noch einen letzten
Versuch gemacht. Ich bin zu ihr gefahren und hab sie angefleht, es
gut sein zu lassen, ich würde in den Keller gehen, den Kopf
holen und niemand würde jemals davon erfahren. Aber sie ist
hart geblieben.«
    Alda hatte
entschieden, alles zu erzählen, nachdem sie ihren Sohn
getroffen hatte. Sie wollte reinen Tisch machen, denn sie {361
}hatte nichts zu verlieren. Sie war der Spielball und das Opfer in
einer Kette tragischer Ereignisse. Dóra wurde klar, dass sie
Markús fast blind vertraut und ihm alles geglaubt hatte, was
er ihr über Alda erzählt hatte. Sie hatte nie daran
gezweifelt.    

    »Wie
hast du dir das eigentlich vorgestellt?«, fragte
Guðni.
    »Ich
wollte den Kopf holen und verschwinden lassen. Es sollte so
aussehen, als hätte Alda Selbstmord begangen. Niemand
hätte das mit den Westmännerinseln in Verbindung
gebracht. In dem Alter bringen sich viele alleinstehende Frauen um.
Für den Fall einer Mordermittlung hatte ich ja das
Alibi.« Markús streckte sich. »Das Problem waren
die drei Leichen. Mit denen hatte ich nicht gerechnet. Sie waren
nicht im Keller, als der Vulkan ausgebrochen ist. Wie hätte
ich die an den Archäologen vorbeischmuggeln
sollen?«
    »Du hast
die Geschichte also umgedreht und alles auf Alda
geschoben.«
    »Ja,
könnte man so sagen. Viel Zeit zum Nachdenken hatte ich nicht.
Ich stand im Keller und musste mir irgendwas einfallen lassen.
Angesichts der Umstände war mein Plan eigentlich ziemlich
genial.« Er wirkte richtig zufrieden mit seiner Raffinesse.
Das überzeugte Dóra endgültig davon, dass er nicht
mehr bei Sinnen war. »Ich hab mir überlegt, zu sagen,
dass Alda mir die Kiste gegeben und mich später gebeten
hätte, sie aus dem Keller zu holen. Ich wusste, dass die
Vergewaltigung im Zuge der Ermittlungen früher oder
später ans Licht kommen würde. Und ich war mir ziemlich
sicher, dass der Verdacht auf Alda fallen
würde.«
    »Warum
hast du nicht direkt von dem Telefonat mit dem Makler erzählt,
als du in U-Haft gekommen bist?«, fragte Guðni. »Du
hast dir ein perfektes Alibi zurechtgebastelt und es nicht
benutzt.«
    Markús
grinste. »Ich wusste nicht, dass der Makler eine Geheimnummer
hat. Als das rauskam, wollte ich nicht so tun, als würde ich
mich sofort daran erinnern, wer angerufen hat. Das {362 }wäre
verdächtig gewesen. Ich musste etwas Zeit vergehen lassen, um
meine Geschichte glaubwürdiger zu machen.«
  
    »Was ist
mit den DNA-Spuren? Das Haar, das in Aldas Schoß gefunden
wurde. Hast du das übersehen?«
    »Ich
habe Alda geliebt.« Markús Worte klangen
überzeugend. Dóra schluckte. »Das habe ich immer
getan. Aber sie hat mich nicht beachtet. Ich hab mich einen Moment
lang gehenlassen. Ich hatte jahrelang gewartet – das war
meine letzte Chance. Ich hab ihr die Hose ausgezogen, aber dann ist
mir klar geworden, was auf dem Spiel stand, und ich bin zur
Vernunft gekommen. Ich hab sie wieder

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