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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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bewegen. Ihre Beine zuckten
und trommelten auf die Matratze. Ihre Hände tasteten hinauf zu
ihrem Hals und Mund, und ihre Fingernägel zerkratzten die
weiche, glatte Haut.
    Dann wurde
alles schwarz, und sie ging, wie ihr Vater. Die Schreie, die so
heftig versucht hatten, aus ihrem Körper zu dringen, waren
verstummt. Ihr Kopf sank langsam zur Seite und blieb am Ende mit
leeren Augen in einer Blutlache liegen. Einen Moment lang war alles
still. Dann wurde der CD-Player auf dem Nachttisch eingeschaltet,
und Musik erklang.
    Kurz darauf
schloss der Gast taktvoll die Schlafzimmertür.
     
     
     

1
    MONTAG
9. JULI 2007
    »Markús
wird doch wohl nicht den Keller aufräumen? Schon komisch, dass
er unbedingt als Erster runterwollte – da ist doch nichts als
Gerümpel.«
    Dóra
Guðmundsdóttir lächelte dem Archäologen
Hjörtur Friðriksson, der schweigend neben ihr stand,
höflich zu. Die Sache ging langsam wirklich zu weit.
Dóra fühlte sich zunehmend unwohl; Brandgeruch und
Asche reizten ihre Schleimhäute, und sie befürchtete,
dass das Dach jeden Moment einstürzen würde. Auf dem Weg
durchs Haus hatten sie an einer Stelle, wo das Dach nachgegeben
hatte, einen riesigen Ascheberg auf dem Teppich umrunden
müssen, bei dessen Anblick Dóra den Verschluss ihres
Schutzhelms festgezurrt hatte. Nervös schaute sie auf die Uhr.
Ein dumpfer Knall drang aus dem Keller. Was machte der Mann da
bloß? Markús hatte gemeint, er bräuchte nur einen
kurzen Moment, aber weder Dóra noch dem Archäologen war
klar, wie er diese vage Zeitangabe definierte. »Er kommt
bestimmt gleich«, sagte sie wenig überzeugt und musterte
die kaputte Kellertür. Dann warf sie einen verstohlenen Blick
auf die Zimmerdecke, bereit loszurennen.
    »Mach
dir keine Sorgen.« Hjörtur zeigte nach oben. »Wenn
das Dach nicht mehr tragen würde, wäre es schon
längst eingebrochen.« Er seufzte und strich sich
über das unrasierte Kinn. »Hast du eine Ahnung, was er
da eigentlich macht?«
    Dóra
verneinte. Sie wollte mit einem Unbeteiligten nicht über die
Absichten ihres Mandanten spekulieren.
    »Er muss
doch irgendwas erzählt haben. Wir haben uns schon den Kopf
darüber zerbrochen. Ich glaube, es hat was mit Pornos zu tun.
Die anderen denken das auch.«
    Dóra
zuckte mit den Schultern. Daran hatte sie natürlich auch schon
gedacht. Aber sie konnte sich nicht vorstellen, was so heikel sein
mochte, dass es keinem Unbekannten in die Hände fallen durfte.
Ein Kurzfilm mit einer Bettszene von den Herrschaften des Hauses?
Wohl kaum. In den 70ern hatte fast niemand eine Filmkamera
besessen. Außerdem war es fraglich, ob solche Filme die
Katastrophe unbeschadet überstanden hätten. Und
Markús Magnússon war gerade mal fünfzehn
gewesen, als das Haus unter Lava und Asche begraben worden war.
Trotzdem musste es einen triftigen Grund dafür geben, warum er
unbedingt als Erster in den Keller wollte. Dóra seufzte.
Warum musste sie sich immer wieder mit solchen Spinnern
rumschlagen? Sie kannte keinen Anwalt, der so viele skurrile
Fälle und Mandanten hatte wie sie. Sie nahm sich vor,
Markús zu fragen – falls er jemals wieder aus dem
Keller auftauchte –, warum er ausgerechnet ihre kleine
Kanzlei ausgewählt hatte, als er die Ausgrabungen gerichtlich
verbieten lassen wollte. Sie steckte die Nase in ihren
Rollkragenpulli und versuchte, durch den Stoff zu atmen. Schon
besser. Hjörtur grinste.
    »Glaub
mir, man gewöhnt sich dran. Dauert allerdings ein paar
Tage.«
    Dóra
verdrehte die Augen. »Er will sich doch wohl verdammt nochmal
nicht häuslich da unten niederlassen«, murmelte sie in
ihren Pulli. Dann zog sie den Kragen herunter und lächelte
Hjörtur an. Es war ihm zu verdanken, wie gut es bis jetzt
gelaufen war und dass sie um eine einstweilige Verfügung
herumgekommen waren – was so oder so nur von kurzem Erfolg
gekrönt gewesen wäre, da Markús und seine Familie
keinen Anspruch mehr auf das Haus hatten. Es war samt Inhalt im
Besitz der Stadt Vestmannæyjabær; darüber brauchte
man gar nicht zu diskutieren, obwohl {14 }Markús es versucht
hatte. In erster Linie hatte er sich mit Hjörtur
Friðriksson herumgestritten, der nun neben Dóra stand.
Er war Leiter des Projekts Pompeji des Nordens, bei dem mehrere
Häuser ausgegraben wurden, die 1973 beim Vulkanausbruch in
Heimæy von Asche verschüttet worden waren. Dóra
hatte sich telefonisch und per E-Mail bereits ausführlich mit
dem Mann ausgetauscht und konnte ihn gut leiden. Er brauchte zwar
ziemlich

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