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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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Das Wenige, was sie erkennen konnte, schien völlig
harmlos zu sein: ein alter Schlitten, ein verbeulter
Vogelkäfig, unzählige Kisten und jede Menge mit Ruß
und Staub überzogener Krempel.
    »Komm
mit.« Markús führte sie zu einer Trennwand und
richtete seine Taschenlampe auf den Boden.
    Dóra
kniff die Augen zusammen, konnte aber nur drei graue Aschehaufen
erkennen und ließ den Schein ihrer Taschenlampe
darüberwandern. Es dauerte eine Weile, bis es ihr
dämmerte – woraufhin ihr fast die Taschenlampe aus der
Hand gerutscht wäre. »Um Gottes willen.«
Automatisch richtete sie das Licht auf die drei Gesichter, eins
nach dem anderen. Eingefallene Wangen, tiefe Augenhöhlen, weit
geöffnete Münder, wie Mumien. »Was sind das
für Leute?«
    »Ich
weiß es doch auch nicht!«, sagte Markús
entgeistert. »Spielt das eine Rolle? Jedenfalls sind sie
schon ziemlich lange {17 }tot.« Er hielt sich die Nase zu,
obwohl kein Leichengeruch in der Luft lag, verzog das Gesicht und
schaute weg.
    Dóra
hingegen konnte ihren Blick nicht von den Leichen abwenden.
Markús hatte vollkommen recht: Es sah alles andere als gut
für ihn aus. »Was, bitteschön, wolltest du denn
verbergen, wenn nicht das hier?«, fragte sie und fügte
hastig hinzu: »Das Haus zuschütten zu lassen, so als
wäre nichts passiert, kannst du vergessen!« Warum war
immer alles so kompliziert? Hätte der Mann nicht einfach mit
einem Arm voller verstaubter Pornofilme aus dem Keller kommen
können? Sie richtete ihre Taschenlampe auf Markús.
»Jetzt sag schon.« Ihr war unwohl zumute, seinem
Gesichtsausdruck nach zu schließen, war es nichts
Amüsantes. »Schlimmer als das kann’s ja nicht
sein.«
    Markús
schwieg einen Moment. Dann räusperte er sich und beleuchtete
eine Stelle direkt neben ihnen. »Ich kann das alles
erklären«, sagte er, ohne
hinzuschauen.
    »Das ist
ja ...« Dóra ließ ihre Taschenlampe
fallen.
     
     
     

2
    MONTAG
9. JULI 2007
    »Ich
weiß wirklich nicht, ob ich mich darüber freuen soll,
dass euer merkwürdiger Körperteile- und Leichenfund
ausgerechnet jetzt stattfindet – kurz bevor ich
aufhöre.« Der Polizist schaute von einem zum anderen.
Dóra Guðmundsdóttir, der Archäologe
Hjörtur Friðriksson und Dóras Mandant Markús
Magnússon lachten nervös. Sie befanden sich auf der
Polizeiwache der Insel, wo sie unendlich lange auf den Polizeichef,
der nun vor ihnen saß, hatten warten müssen. Offenbar
hatte er den Keller inspiziert, weil er vor ihrem Gespräch mit
eigenen Augen sehen wollte, worum es sich handelte. »Ich
stehe kurz vor der Rente«, fügte Guðni Leifsson
hinzu. »Nach fast vierzig Jahren Dienst.« Er
verschränkte die Arme. »Das soll mir mal einer
nachmachen.« Dóra versuchte krampfhaft, Interesse
für seine bemerkenswerte Laufbahn aufzubringen, aber es gelang
ihr nicht. Am liebsten hätte sie nach der Uhrzeit gefragt, da
sie die letzte Maschine nach Reykjavík nicht verpassen
durfte. Der Polizeichef nickte bedächtig und schnalzte mit der
Zunge. »So was habe ich jedenfalls noch nie gesehen.«
Er schmunzelte. »Vielleicht spielt das Schicksal der
Behörde in Reykjavík ja einen bösen, bösen
Streich?«
    Dóra
hob die Braue und fragte, obwohl sie dieses seltsame Verhör
auf keinen Fall in die Länge ziehen wollte:
»Inwiefern?«
    »Wundert
mich nicht, dass du das fragst. Reykjavíker Anwälte {19
}interessieren sich anscheinend nicht für das, was hier in der
Einöde passiert.« Der alte Mann sah sie tadelnd an.
»Vor kurzem wurde die hiesige Kripo-Behörde aus
Spargründen aufs Festland verlegt. Offenbar waren die
Verbrechen hier zu unbedeutend, um die Kosten zu
rechtfertigen.« Er lächelte in die Runde. »Bis
jetzt.« Er schaute Markús fest in die Augen und sprach
dann weiter: »Drei Leichen und ein Kopf.« Wieder
schnalzte er. »Du warst ja schon als kleiner Junge zu
schlechten Scherzen aufgelegt, mein lieber Markús, aber das
ist nun wirklich zu viel des Guten. Ziemlich großer Sprung
vom Rhabarberdiebstahl zum Massenmord!«
    Markús
beugte sich vertraulich vor. »Ich schwöre, dass ich
nichts über diese Leichen weiß. Ich habe nichts damit zu
tun.« Selbstsicher lehnte er sich wieder im Stuhl zurück
und wischte etwas Staub von seinem
Jackenärmel.
    Dóra
stöhnte innerlich. Bevor Markús erzählen konnte,
er habe den Kopf nur unwesentlich bewegt, ergriff sie das Wort.
»Bevor wir weiterreden, würde ich gerne wissen, ob das
ein offizielles Verhör sein soll.« Sie erwähnte
nicht, dass es in

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