Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
Vom Netzwerk:
Eisenringen, die ebenso schwer wie robust waren und genug Bewegungsfreiheit ließen, um ein Breitschwert zu führen. Die Beine wurden von Gamaschenhosen aus gehärtetem Leder geschützt, die in Stiefeln aus Eselshaut steckten. Kettenhandschuhe und die konischen Helme mit dem normannischen Nasenschutz vervollständigten ihre Rüstung. Um ihre Taille lagen breite Gürtel, an denen große Schwerter befestigt waren, und beide hatten sich Dolche an die Beine geschnürt. Zu Geoffreys Bewaffnung zählte ferner noch eine Lanze, während Roger den Streitkolben bevorzugte. Eine solche Ausrüstung ging weit über das hinaus, was in einer englischen Hafenstadt zum Schutz nötig war. Aber alte Gewohnheiten ließen sich nur schwer ablegen, und Geoffrey und Roger kamen sich ohne diese Bewaffnung verwundbar vor.
    Â»Das wird ihm eine Lehre sein«, stellte Roger befriedigt fest, als er den Schankburschen in ein eindringliches Gespräch mit dem Wirt vertieft sah, wobei er immer wieder ängstliche Blicke in Rogers Richtung warf. »Ein Mann benötigt mehr als Brot und Zwiebeln, um die Kälte dieses erbärmlichen Landstrichs abzuwehren.«
    Die Tür öffnete sich ein weiteres Mal, und ein eisiger Luftzug fuhr durch den Raum. Die Binsen auf dem Boden raschelten, und vereinzelte Schneeflocken stoben auf den Kamin zu. Helbye trat ein, gefolgt von den frisch ausgehobenen Kriegsknechten. Mit einem verärgerten Seufzer stellte Geoffrey fest, dass nicht sechs Männer wie folgsame Schäflein warteten, bis Helbye ihnen einen Platz zuwies, sondern nur fünf. Der hohlköpfige Peterkin fehlte. Als Geoffrey auf diese Tatsache hinwies, sanken Helbyes Schultern müde herab.
    Â»Verdammt soll er sein! Eben war der Junge noch bei uns. Ich nehme an, er trödelt mit seiner elenden Mähre herum – er kümmert sich lieber selbst darum, als sie den Stallknechten zu überlassen. Ich geh schon und schau nach ihm.« Helbye war blass vor Erschöpfung, und nicht zum ersten Mal fragte sich Geoffrey, ob es wohl schlau gewesen war, den alten Mann noch einmal mitzunehmen.
    Â»Kümmere dich um die anderen, Will«, sagte er und schob ihn sacht auf einen freien Tisch zu. »Ich suche nach Peterkin.«
    Und wenn ich ihn gefunden habe, bringe ich ihn entweder höchstpersönlich um oder schicke ihn endgültig zurück, dachte er ohne viel Wohlwollen, während er hinaus in den wirbelnden Schnee trat und auf die Ställe zustapfte. Obwohl die Nebengebäude nicht weit von dem Gasthaus entfernt standen, war Peterkin durchaus zuzutrauen, dass er sich auf dem Weg dazwischen verirrt hatte.
    Es war eine frostige Nacht, und der eisbedeckte Boden krachte und splitterte bei jedem Schritt. Das behagliche Raunen der Stimmen blieb rasch hinter ihm zurück, während er sich von der Gaststube entfernte, und der Schnee dämpfte auch die sonstigen Geräusche der Nacht: das leise Wiehern der Ponys in ihren Ständen, das Schreien eines liebeskranken Katers, das trunkene Schimpfen eines Seemanns, der in die Gosse gefallen war. Als Geoffrey sich den Ställen näherte, sah er Licht unter der Tür hervorschimmern. Er ging davon aus, dass sich die Stallknechte im Lampenschein um die Pferde kümmerten. Vermutlich hielt sich Peterkin bei ihnen auf und sorgte wie stets dafür, dass sein eigenes reizbares Reittier besser versorgt wurde als die anderen.
    Geoffrey stieß die Stalltür auf und trat ein. Sofort erlosch das Licht, und die Pferdestände versanken in tiefster Finsternis. Pferde wieherten und scharrten unruhig mit den Hufen, und Geoffrey griff unwillkürlich ans Schwert, während er darauf wartete, dass sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Rechts von ihm huschte ein Schatten entlang, und er trat darauf zu. Achtsam bewegte er sich über den mit Stroh ausgestreuten Boden. Es gab eine weitere Bewegung, als spürte die Person seine Annäherung und wollte ihm ausweichen. Es war kalt und spät, und Geoffrey mochte nicht die ganze Nacht damit zubringen, einem schwachsinnigen jungen Burschen hinterherzujagen, den er eigentlich gar nicht erst von zu Hause hätte wegbringen sollen. Seine Geduld schwand.
    Â»Peterkin!«, schnauzte er. »Komm sofort da heraus! Du machst noch die Pferde scheu, wenn du weiter so in der Dunkelheit umherschleichst.«
    Es kam keine Antwort. Geoffrey wurde wütend. Er fühlte sich hin und her gerissen zwischen dem

Weitere Kostenlose Bücher