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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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Teil des Lohns verwenden wollte. Gerade malte Wulfkill sich aus, wie er sich die Anstellung als Hausgeistlicher bei einer anspruchslosen Witwe erkaufte, als er merkte, dass er nicht mehr allein war. Beunruhigt fuhr er herum und versuchte auszumachen, ob ihm etwa jemand folgte.
    Es war nichts zu sehen. Aber als Wulfkill weiterging, gab es einen scharfen Knall, gefolgt von einem dumpfen Aufschlag, und er spürte, wie ihn etwas an der Brust traf. Es war kein harter Schlag, und er wankte nicht einmal. Aber als er an sich hinabblickte, sah er einen Armbrustbolzen zwischen den Rippen hervorragen.
    Während Wulfkill zusammenbrach, verfluchte er sich, weil er nicht früher daran gedacht hatte, dass man ihn nach seiner Tat unmöglich am Leben lassen konnte. Dann starb er, und ein paar schattenhafte Gestalten traten aus den nahe gelegenen Bäumen und nahmen das Diebesbündel an sich.
3. Februar 1101, London
    Odard wartete am Fuße des White Tower in der Festung am Themseufer. Die Nacht war kalt, und ein schneidender Wind wehte über den gepflasterten Hof und trug wirbelnde Schneeflocken mit sich fort. Aber Odard verharrte reglos. Nur der schwache Glanz seiner Augen verriet, dass er munter und wachsam war.
    Es war schon sehr spät, auch wenn hoch oben aus einer Zelle noch ein gelblicher Lichtschein schimmerte. Gelegentlich zeigten laute Stimmen und Gelächter, dass der Gefangene nicht bedrückt und hoffnungslos in düsterem Kerker schmachtete, sondern mit seinen Wächtern einem Fass süßen Malvasiers zusprach.
    Der White Tower beherbergte zum ersten Mal einen so bedeutsamen und mächtigen Gefangenen wie Ranulf Flambard, den Fürstbischof von Durham, und der Kastellan war angewiesen, ihn mit größter Höflichkeit zu behandeln. Verglichen mit den Behausungen der anderen war Flambards Gefängnis ein Palast. Es war prachtvoll eingerichtet, und stets brannte ein Feuer, um die Kälte des langen Winters zu vertreiben. Außerdem wurden ihm täglich erlesene Speisen gereicht, und er trug kostbare und warme Gewänder, wie es einem Mann von seinem Rang und Vermögen anstand.
    Odard wartete weiter. Endlich erloschen die Lichter in Flambards Zelle, und die Laute fröhlicher Lustbarkeit verklangen. Irgendwo im großen Netz der von Abwasser durchflossenen Gassen bellte ein Hund, und schließlich verstummte auch dieses Geräusch. Wolken verdunkelten den Mond, und so blieb Odard beinahe unsichtbar, während er die geduldige Nachtwache in der Finsternis fortsetzte.
    Weil die Nacht so eisig war, verließen die Wachen nur widerstrebend die Wachstube, um ihre Runde zu drehen. Als der Sergeant ihnen Beine machte, zogen sie in missmutigen Paaren über die Wehrgänge und blickten in den finsteren Innenhof hinab oder auf das düster schimmernde Wasser des Flusses und den Festungsgraben auf der anderen Seite. Dort war nichts zu sehen, und dankbar huschten sie wieder nach drinnen. Der König war nicht da, und so war nur eine kleine Garnison zurückgeblieben, um den Tower zu sichern. Aber niemand rechnete mit irgendwelchen Schwierigkeiten, und jeder wusste, dass sowohl der Bischof als auch die anderen Gefangenen unmöglich entkommen konnten.
    Eine Katze schlich über die reiffunkelnden Pflastersteine des Burghofes. Odard machte sich bereit. Es war fast an der Zeit. Er verließ sein Versteck und ging rasch zum Tor. Das war verriegelt, aber wie abgesprochen, war die Pforte unverschlossen. Unmittelbar dahinter hörte er das leise Schnauben eines Pferdes, das unruhig war, weil es so spät in der Nacht noch gesattelt wurde und warten musste.
    Die Wachstube lag nicht weit entfernt, und raue Stimmen dröhnten aus dem Inneren. Odard schob sich näher heran, bis er durch einen Spalt in den Fensterläden hineinblicken konnte. Er zählte die Wachen und stellte fest, dass alle anwesend waren und sich um die besten Plätze am flackernden Feuer stritten.
    Er ging zum Tower zurück und blickte empor. Flambards Fenster stand offen, und Odard sah den düsteren Umriss eines Kopfes, der sich ins Freie lehnte. Dann vernahm er ein leises Zischen, und etwas fiel herab. Es war ein dünnes Seil, das sich im Fallen entrollte und hin- und herschwang wie ein Pendel. Odard runzelte die Stirn. Es war zu kurz, und das Ende baumelte in dreifacher Mannshöhe über dem Boden. Er gestikulierte heftig und versuchte, Flambard klar zu machen, dass sie die Flucht verschieben müssten,

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