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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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vier Pferde. Er half Flambard auf eines der Tiere, um dann seinerseits aufzusitzen. Die beiden verbliebenen Pferde trugen bereits zwei treue Johanniter, die den Bischof bis zu einem Schiff begleiten würden, das ihn in die Normandie bringen sollte. Im White Tower blieb alles ruhig. Düster und still ragte er hinter ihnen auf, als sie in Richtung der Küste davongaloppierten.

1. K APITEL
6. Februar 1101, Southampton
    Der Hafen von Southampton brummte an diesem kalten Februarnachmittag vor Geschäftigkeit, auch wenn der Nordwind so schneidend herabfuhr wie das Schwert eines Sarazenen und die Sonne sich hinter einer dichten Wolkenfront verbarg, die noch mehr Schnee versprach. Kaufleute schritten durch die schmalen Gassen zwischen Hafen und Lagerhäusern und ließen ihre Lehrlinge hinter sich gehen. Krieger marschierten ihres Weges, einige, um die Posten auf den Stadtmauern abzulösen, andere auf dem Rückweg von Patrouillen im Umland. Seeleute versammelten sich in lauten, überfüllten Schenken, wo es regelmäßig zu Schlägereien kam. Und über diesem ganzen Treiben kreischten die Möwen, segelten durch die Luft und stritten sich um die Reste des heutigen Fangs, die zwischen allerhand Abfällen auf dem Wasser trieben.
    Sir Geoffrey Mappestone stellte voll Abscheu fest, dass nicht einmal die Eiseskälte des Winters den ranzigen Geruch zu mildern vermochte, den er stets mit Hafenstädten in Verbindung brachte. Die Übelkeit erregenden Ausdünstungen faulenden Fisches mischten sich mit dem allgegenwärtigen Gestank aus überfüllten Abflussrinnen, und dazu gesellte sich der beißende Geruch des heißen Pechs, mit dem die Planken der Schiffe abgedichtet wurden. Unter diesen Gestank mischten sich auch andere Aromen: Gewürze und exotische Kräuter aus Südfrankreich, der berauschende Duft aus einem leck geschlagenen Weinfass und der feuchte, erdige Geruch von Wolle, die auf die Verschiffung nach Flandern wartete.
    Neben Geoffrey ritt Sir Roger von Durham und summte leise vor sich hin. Er war hocherfreut, dass er England bald wieder verlassen und in die Sonne und die staubige Luft des Heiligen Landes zurückkehren konnte. Vier Jahre zuvor hatten die beiden Ritter am Kreuzzug teilgenommen, der die heiligsten Stätten der Christenheit den Händen der Ungläubigen entreißen sollte. Sie hatten Hunger, Durst, sengende Hitze, bittere Kälte, Krankheiten, Fliegen und sogar die gelegentlichen Schlachten überlebt. Als der Kreuzzug vorüber war und die christlichen Fürsten ihre eigenen kleinen Königreiche in der Wüste gegründet hatten, waren Geoffrey und Roger nach England zurückgekehrt: Geoffrey, um noch einmal seinen sterbenden Vater zu besuchen, Roger, um seine Beute aus dem Heiligen Land in den Londoner Schenken durchzubringen. Nun war Geoffreys Vater tot, und Roger hatte festgestellt, dass er sich nach dem abenteuerlichen Leben und den Aufregungen in Jerusalem sehnte. Daher waren sie beide nach Southampton gegangen, um ein Schiff für die Rückreise zu finden.
    Â»Schau mal, da!«, rief Roger plötzlich.
    Geoffrey blickte in die angezeigte Richtung und sah auf dem Dach eines Kaufmannshauses zwei Männer kämpfen. Im trüben Tageslicht konnte er das Funkeln der Klingen ausmachen, wenn die beiden Kontrahenten ihre Messer schwangen und zustachen. Roger war nicht der Einzige, der auf das Geschehen aufmerksam geworden war: Eine Menge von Schaulustigen starrte in makabrer Neugier zu dem Dach hinauf. Die aufgeregten Rufe der Zuschauer lockten weitere Leute an, und Geoffrey musste sein Schlachtross zügeln, damit ihm niemand unter die Hufe geriet. Roger kommentierte diese Verzögerung mit einem missmutigen Gemurmel, obwohl er selbst interessiert zu den gewandten Kämpfern emporblickte.
    Â»Wer sind die beiden?«, fragte er einen Mann, der die blutverschmierte Schürze eines Fischhändlers trug, auf der noch silbrige Schuppen schimmerten. »Warum kämpfen sie?«
    Â»Ich nehme mal an, es sind zwei Matrosen«, erwiderte der Fischhändler und rieb sich die vor Kälte geröteten Hände an der Schürze ab, ohne das Geschehen aus den Augen zu lassen. »Seeleute sind immer auf eine Schlägerei aus, wenn sie ihr Geld bekommen haben.«
    Â»Die hier wird noch tödlich enden, wenn sie keinen Frieden schließen«, stellte Geoffrey fest und zuckte zusammen, als einer der Kämpfenden den Halt verlor und

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