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Das Gold des Bischofs

Das Gold des Bischofs

Titel: Das Gold des Bischofs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaufort
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müden Seufzer aus und legte die Hände auf den Sattelknopf, als er sah, dass er nicht vom Fleck kommen würde, solange er von dieser dichten Menge eingeschlossen blieb. Sein schwarz-weißer Hund schätzte die unerwünschte Nähe so vieler fremder Leute überhaupt nicht. Er knurrte und schnappte nach ungeschützten Knöcheln, bis Geoffrey einen schmalen Streifen freien Raumes um sich hatte. Einige Empörte machten Anstalten, dem Tier einen Tritt zu verpassen. Doch nach einem Blick auf den hochgewachsenen kräftigen Ritter, der das Symbol der Kreuzfahrer auf dem Wappenrock trug und so aussah, als hätte er es sich verdient, besannen sie sich eines Besseren.
    Roger schüttelte voll Abscheu den Kopf und schaute immer noch zu der Unglücksstelle. »Der Junge hätte seinen Gegner nicht aus den Augen lassen dürfen. Wenn er auf mich gehört hätte, wär er jetzt noch am Leben.«
    Geoffrey war das ganze wenig erbauliche Spektakel leid und wechselte das Thema: »Der Wind hat gedreht, und ich fürchte, heute laufen keine Schiffe mehr aus. Wir werden hier übernachten müssen.«
    Â»Ich kenn da ein großartiges Gasthaus«, erklärte Roger fröhlich. »Die Betten haben mehr Flöhe als die Köter im Heiligen Land, aber wenn wir unsere letzte Nacht in England mit ein paar hübschen Dirnen verbringen, liegen wir ohnehin nicht viel auf den Matratzen.«
    Â»Hoffentlich ist es nicht so übel wie das, was du gestern empfohlen hast«, sagte Geoffrey nicht ohne Groll. »Ich will nicht die eine Hälfte der Nacht wachliegen und aufdringliche Huren abwehren und die andere Hälfte dann Diebe vertreiben müssen.«
    Roger lachte schallend. »Warum hast du’s nicht so gehalten wie ich? Nimm dir eine Hure und lass die dann die anderen abwehren, während du dich anständig ausschläfst.« Mit anzüglichem Grinsen verpasste er Geoffrey einen Stoß in die Rippen. »Aber heut Nacht geht’s anders zu. Die Angebote gestern waren armselig, da kann ich dir deine Enthaltsamkeit nicht vorwerfen. Aber die Mädel hier in Southampton sind berühmt für Anmut und Liebreiz.«
    Solche Versprechungen hatte Geoffrey schon zu oft gehört. Sein vierschrötiger Freund war nicht sonderlich wählerisch, was Anmut und Liebreiz betraf. Für gewöhnlich teilte er die Frauen in zwei Arten: Nonnen und alten Damen begegnete er mit einer gewissen groben Ehrfurcht, alle anderen betrachtete er als Freiwild für plumpe Annäherungsversuche. Dabei war es ihm ganz egal, ob er es mit den weltverdrossenen Damen der Nacht zu tun hatte oder mit den Ehefrauen und Töchtern anderer Männer. Das machte Roger nicht immer zum besten Reisegefährten: Oft genug sah Geoffrey sich genötigt, sie unter Einsatz seiner Klugheit, seiner Reisekasse oder gar seines Schwertes aus heiklen Situationen herauszumanövrieren.
    Â»Da ist er ja«, stellte Roger fest, als eine Bahre mit dem zertrümmerten Leib des jungen Mannes vorübergetragen wurde. »Was ein Dummkopf, auf dem Dach zu kämpfen. Trotzdem, man kann wohl was draus lernen, nehm ich an.«
    Â»Er nicht mehr«, strich Geoffrey heraus. Er beugte sich vor und schaute genauer hin. »Das ist eigenartig. Er hat doch einen Stich in die Schulter bekommen, bevor er abstürzte.«
    Â»Allerdings«, stimmte Roger zu. »Und nur weil er sich ablenken ließ, statt auf den Gegner zu achten, wie ich ihm geraten habe.«
    Â»Warum steckt dann ein Armbrustbolzen in seinem Rücken?«

    Den Rest des kurzen winterlichen Nachmittags suchten Roger und Geoffrey nach einem Schiff zur Normandie. Ihre Gefolgsleute zogen müde und gelangweilt hinter ihnen her. Schließlich, als das Tageslicht einer bleigrauen Dämmerung wich und Geoffrey sich endlich damit abfand, dass sie an diesem Tag kein Glück haben würden, schneite es wieder. Erst waren es nur vereinzelte Flocken, doch dann setzte ein dichtes Schneetreiben ein, und die Flocken hatten die Größe von Silberpennys. Die ersten schmolzen, sobald sie den Boden erreichten, aber die nächsten blieben liegen. Bald lag der schmutzige Matsch aus altem Schnee, aufgewühltem Schlamm und allerlei Unrat unter einem gnädigen weißen Schleier verborgen.
    Obwohl die Dämmerung rasch näher rückte, waren Southamptons Straßen noch voller Menschen – Scharen von Seeleuten, die im Rausch auf Streitereien aus waren,

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