Das Gold des Columbus
wird’s bald!«
Pablo holte zögernd das Messer aus der Hosentasche. Pedro pfiff durch die Zähne. »Donnerwetter! Da will wohl jemand Eindruck machen.«
Seine Hand schoss vor, entriss Pablo das Messer und schob es in die eigene Tasche.
»He! Was...«
Pablo kam gar nicht dazu, einen Protest zu äußern, denn im selben Augenblick legten sich Pedros Pranken um seinen Hals.
»Das hätte ich schon längst tun sollen, du Rotzlöffel. Schon vor zwei Jahren in Sevilla!«
Pablo versuchte, die Hände wegzustoßen, sich dem Griff zu entwinden, sich fallen zu lassen - aber er konnte sich nicht wehren. Der Druck auf seine Kehle nahm umbarmherzig zu. Er zappelte mit Händen und Füßen. Es war dasselbe Gefühl wie damals, beim Hurrikan in Española, als er fast ertrunken wäre. Vor seinen Augen kreisten schwarze und bunte Punkte.
Luft! Luft! Heiliger Nikolaus, hilf!
In seinen Ohren begann es zu dröhnen. Und neben dem Dröhnen ertönte auf einmal ein Schrei. Der Griff lockerte sich.
Der Druck ließ nach. Die Pranken fielen auf seine Schultern und glitten an ihm herunter.
Pablo fiel zu Boden. Benommen sah er, dass Anacaona vor Pedro hockte. Der brüllte wie ein Stier und griff mit beiden Händen an seinen Unterleib. Sie sprang hinter ihn, hob den Fuß und trat ihm mit aller Kraft in die Kniekehlen. Sie hatte die Zähne gefletscht und erinnerte Pablo an eine wütende Katze.
Er kam taumelnd in die Höhe und lief mit unsicheren Schritten den Pfad hinunter. Anacaona schrie. Pablo drehte sich um. Pedro lag auf den Knien, hatte sie an den Haaren gepackt und an sich gepresst.
»Lass sie los!«, wollte Pablo schreien, aber er brachte nur ein Krächzen zustande. Er zog sein Messer aus dem Gürtel und ging schwankend zurück.
»Trau dich keinen Schritt näher.« Pedro legte Anacaona die Hände um die Kehle. »Sonst ist sie hin.«
»Lass sie los!«, zischte Pablo.
Pedro grinste nur.
Pablo drehte sich um und tat so, als ob er gehen wollte. »Du kriegst mich nicht. Du kannst nicht rennen mit deinem Bein.«
»Ich brauche dich nicht zu kriegen. Ich geh einfach zurück zu den Schiffen. Genau wie die anderen Meuterer. Das hast du mir ja selbst gesagt.«
»Du hast mir das Geschenk für den Kaziken gestohlen. Sie werden dich am nächsten Baum aufknüpfen, wenn sie das erfahren.«
Pedro lachte hässlich. Anacaona gurgelte.
Ich muss rennen, dachte Pablo. Ich muss ihm Angst machen. Wenn er glaubt, dass ich zu den Schiffen laufe und Alarm schlage, wird er sie loslassen. Aber er brachte es nicht fertig, Anacaona in den mörderischen Händen zurückzulassen. Er machte ein paar Schritte, dann kehrte er wieder um.
»Also das Mädchen willst du? Was bietest du für sie?«
»Du hast doch schon das Messer.«
»Das genügt mir nicht. Du hast eine Kette um den Hals. Das hab ich gespürt.«
Pablo schob langsam seine Hand unter den Kragen, zog das Medaillon über den Kopf und ließ es hin und her schwingen. »Lass sie los!«
»Willst du mich für dumm verkaufen, Eselsschiss? Sobald ich diese Katze loslasse, ist sie im Urwald verschwunden. Und du hinterher. Nein, so haben wir nicht gewettet. Komm her und gib mir die Kette.«
Pablo ging auf ihn zu, Schritt für Schritt. Du machst einen Fehler, der Kerl legt dich rein, sagte er sich. Aber er ging trotzdem weiter. Er sah Pedros Hände nicht unter Anacaonas dicken Haaren, aber er erkannte an ihrem gekrümmten Körper die Todesangst.
»Wenn du es wagst, auf die Schiffe zu kommen, bringe ich dich um«, flüsterte Pedro, während der Junge näher kam. »Bilde dir nicht ein, dass dich jemand beschützen wird. Mir entkommst du nicht. Und falls du mich verpfeifst und ich dran glauben muss, das nützt dir gar nichts. Meine Kumpel werden mich rächen.«
Pablo hielt das Medaillon hoch. »Lass sie los!«
Anacaona rollte sich zur Seite, sprang auf und verschwand im Urwald. Das sah Pablo noch, ehe ein fürchterlicher Schlag seine Schläfe traf und alles um ihn her in Schwärze und Stille versank.
Fernan schlug Alarm, als eine schwankende Gestalt sich vom Rand des Urwalds löste und über den Sand auf ihn zutaumelte. »Pedro de Ledesmo kommt!«
Wenig später holten vier Männer mit einer Trage den schwer verletzten Alejo auf die Schiffe. Der Wundarzt schwor, dass er in seinem Leben noch nicht so viele Wunden an einem einzigen Menschen gesehen hatte.
Als die Nacht kam und Pablo nicht wieder aufgetaucht war, ging Fernan zu Pedro. »Hast du Pablo gesehen?«
»Pablo? Den Grumete? Aber der ist doch mit
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