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Die Hoffnung ist gruen

Die Hoffnung ist gruen

Titel: Die Hoffnung ist gruen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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Prolog
    Angefangen hat alles – alles, was für mich so wichtig geworden ist – vor über zwei Jahren. An einem ganz normalen Donnerstag im September.
    Na ja, bis zu Amelies Auftauchen war dieser Donnerstag wirklich nur einer dieser öden und stinklangweiligen Schultage gewesen.
    Doch dann hatte
sie
die Aula der Gesamtschule betreten und plötzlich hatte ich das Gefühl, als wenn die Erde unter meinen Füßen zu beben anfangen würde.
    â€žShe’s got black hair“, war das Einzige, was ich denken konnte.
    Warum ich damals in Englisch dachte? Keine Ahnung. Englisch war mein absolutes Wackelfach und die Schlüter hatte mir nahegelegt, eine Förder-AG in Englisch zu belegen. Nur deshalb war ich an diesem Tag überhaupt in die Aula gekommen.
    Und weil ich Profifußballer werden wollte. Schon so lange, wie ich überhaupt denken konnte.
    â€žAlmost everywhere in the world people speak English, Marius. Ohne Englisch kannst du heute nichts mehr werden“, hatte auch Haro Bartels kurz zuvor zu mir gesagt.
    Haro war mein Trainer – mein Ziehvater, jemand, dem ich viel mehr als nur meine Erfolge im Fußball zu verdanken hatte: mein Leben. Aber das ahnte ich damals noch nicht.
    Bis zu diesem Donnerstag im September hatte ich nur ein Ziel vor den Augen gehabt: Fußball. Seit meinem sechsten Lebensjahr spielte ich Fußball. Straßenfußball. In der Siedlung, in der ich wohnte, gab es keine Fußballplätze. Also spielten wir auf den Hinterhöfen, die aus grauem Beton, Schmutz und Trostlosigkeit bestanden.
    Ich spielte stets mit den älteren unter den Ghettokids, den Jugendlichen.
    Unser Spiel war hart und oftmals ziemlich brutal. Mit mir gingen die Jungs besonders rücksichtslos um. Klar, denn schon damals war ich besser als sie. Schneller, geschickter und begabter als jeder gottverdammte Typ dieses miesen Ghettos.
    Häufig waren meine Beine und Arme blutig aufgeschrammt, weil mich einer der Penner zu Boden gerammt oder mir einen heftigen Bodycheck verpasst hatte, so dass ich gegen eine der Betonwände krachte, die den Hinterhof umgaben.
    Manchmal trug ich auch ein Veilchen oder eine aufgeplatzte Oberlippe davon. Einige der Typen waren nämlich nicht nur grottenschlechte Fußballspieler, sie waren auch schlechte Verlierer. Wenn ihnen die Schmach, dass ein kleiner Bengel wie ich sie regelmäßig blöd dastehen ließ – quasi mit heruntergelassenen Hosen – zu groß wurde, dann bekam ich ihre Wut anschließend durch einen fetten Arschtritt zu spüren. Oder sie verpassten mir einen Faustschlag ins Gesicht.
    Das alles nahm ich in Kauf, denn ich wollte Fußball spielen. Fußball war mein Leben und meine Zukunft. Etwas, das ich unbedingt machen wollte und das ich so gut wie nichts anderes in meinem Leben konnte. Deshalb biss ich die Zähne zusammen, ließ mir keinen Schmerz anmerken und heulte erst, wenn ich alleine in meinem Zimmer hockte, meine lädierten Knochen betrachtete und notdürftig verarztete.
    Dann starb meine Mutter. Und kurze Zeit später hatte mein Alter seinen Job verloren und sich selbst an den Alkohol.
    Hatte ich geglaubt, bisher wäre mein Leben beschissen gewesen, so musste ich bitter feststellen, dass ich damit dane-bengelegen hatte. Es wurde noch viel beschissener.
    In mir brodelte eine geradezu selbstzerstörerischer Wut, die ich versuchte beim Fußballspielen abzureagieren. Von Tag zu Tag wurde es schlimmer mit mir, so dass ich mich bald selbst nicht mehr ausstehen konnte.
    Auch in der Schule wurde es immer enger für mich, weil ich so brutal gegen meine Mitschüler vorging. Bis meine Klassenlehrerin mir nach einer gehörigen Standpauke von dem Fußballverein erzählte, der auch Kinder aus
armen
Familien beitragslos aufnahm. Noch am selben Tag stand ich Haro Bartels gegenüber und plötzlich konnte ich das Licht am Ende des Tunnels ein kleines bisschen aufflackern sehen.
    Das alles lag eine ganze Weile zurück. Inzwischen hatte ich mein Leben einigermaßen in den Griff bekommen. Ich kümmerte mich um meine jüngere Schwester Lisa, während Haro und seine Frau Nele uns gewissermaßen zu ihren Ziehkindern gemacht hatten. Sie sorgten sich um uns. Achteten darauf, dass wir zur Schule gingen und regelmäßig etwas zu essen bekamen, während unser Alter nur noch besoffen vor der Glotze lag.
    Haro kümmerte sich auch um meine Fußballkarriere, hatte mich unter seine

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