Das Gold von Sparta
Existenz von nur fünf Flaschen nachweisen können: Eine wurde von Manfred Böhm verloren und war zerstört worden, wie sich aus der von Ted Frobisher im Pocomoke gefundenen Glasscherbe ergab; drei Flaschen wurden von ihnen geborgen: eine an Bord des Molch, eine in Sankt Bartholomä und eine in den Katakomben der Tradonico-Familie in Oprtalj – und schließlich die von Cholkow aus dem Marder auf Rum Cay entwendete Flasche, die sich wahrscheinlich noch immer auf Hadeon Bondaruks Anwesen befand und über deren weiteres Schicksal die französische und die ukrainische Regierung miteinander verhandeln würden. Was Sam und Remi betraf, so hatten sie ihre Flaschen bereits dem französischen Ministerium für Kultur und Kommunikation übergeben, das ihnen als Belohnung eine Spende von 750.000 Dollar an die Fargo Foundation in Aussicht gestellt hatte. Eine Viertelmillion pro Flasche.
Ein Geheimnis jedoch blieb: Was war mit den anderen sieben Flaschen geschehen? Waren sie verschollen, oder warteten sie irgendwo darauf, entdeckt zu werden, entweder als überflüssiger Teil von Napoleons Rätsel oder zu ihrer eigenen Sicherheit in einem Versteck deponiert? Die Antwort, so entschieden Sam und Remi, lag vielleicht bei dem Mann, der die Legende von dem Verschollenen Dutzend überhaupt erst in die Welt gesetzt hatte, dem Schmuggler und Kapitän der Faucon, Lionel Arienne, den Laurent angeblich angeheuert hatte, um sich von ihm dabei helfen zu lassen, die Flaschen beiseitezuschaffen.
Soweit sie in Erfahrung bringen konnten, war Napoleon entschlossen gewesen, einzig und allein Laurent mit dieser Aufgabe zu betrauen. Sie hatten große Anstrengungen unternommen, um sicherzustellen, dass die Flaschen in ihrem Versteck geschützt waren. Warum aber hatte sich Laurent dann der Hilfe eines Schiffskapitäns bedient, den er lediglich zufällig in einer Hafenkneipe in Le Havre kennengelernt hatte?
Um diese Frage zu beantworten, brauchten sie zwei Wochen. Ihre erste Anlaufstelle war die Newberry Library in Chicago gewesen, wo sie drei Tage lang die Spencer Collection – ihres Zeichens die in den Vereinigten Staaten wahrscheinlich umfangreichste Sammlung authentischen Quellenmaterials aus der napoleonischen Zeit – durchforsteten. Von dort aus flogen sie nach Paris und verbrachten vier Tage in der französischen Nationalbibliothek und drei Tage im Kriegsarchiv des Château de Vincennes. Schließlich, ausgestattet mit einem Schreibblock voller Notizen, Kopien von Geburts- und Sterbeurkunden, Entlassungspapieren und Versetzungsurkunden, fuhren sie in Richtung Westen nach Rouen, der Hauptstadt der Normandie. Dort, im Keller des Provinzarchivs, fanden sie das letzte Glied der Kette.
Im September 1818 wurde Sergeant Leon Arienne Pelletier, ein hochdekorierter Grenadier in Napoleon Bonapartes Reservearmee und während des Italienfeldzugs von 1800 der direkte Untergebene von Arnaud Laurent, aus nicht näher bezeichneten Gründen entlassen und in seinen Heimatort Beaucourt, hundertachtzig Kilometer östlich der Hafenstadt Le Havre, zurückgeschickt. Zwei Monate später verschwand er aus Beaucourt und tauchte, ausgestattet mit neuen Ausweispapieren, in Le Havre auf und erwarb eine Dreimastbark mit dem Namen Zodiaque. Das Schiff kostete jedoch mehr, als ein Sergeant in acht Dienstzeiten in der französischen Armee hätte verdienen können. Er änderte den Namen der Zodiaque in Faucon um und begann, Waffen und Spirituosen entlang der Küste zu schmuggeln. Dabei machte er einen bescheidenen Profit und wurde erstaunlicherweise niemals von der französischen Polizei bedrängt. Zwei Jahre später, im Juni 1820, betrat Arnaud Laurent eine Kneipe und charterte Lionel Arienne und die Faucon. Zwölf Monate danach kehrte Arienne nach Le Havre zurück, verkaufte die Faucon und ging wieder nach Beaucourt, wo er sein Vermögen langsam, aber stetig vertrank und verspielte.
Warum sich Pelletier alias Arienne entschloss, das Geheimnis auf seinem Totenbett zu verraten, konnten weder Sam noch Remi in Erfahrung bringen. Aber es erschien doch einigermaßen klar, dass er, Laurent und Napoleon die Einzigen waren, die über die siphnischen Karyatiden Bescheid wussten. Ebenso wenig würden sie jemals aufklären können, wie die drei Männer überhaupt auf die Säulen gestoßen waren.
Selmas vollständige Übersetzung von Laurents Tage- und Codebuch hatte immerhin noch zwei kleinere Rätsel lösen können. Zehn Monate, nachdem er und Arienne den Wein von St. Helena
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